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Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste — 1.1757

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Ersten Bandes zweyten Stückes
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Mendelssohn, Moses: Betrachtungen über die Quellen und die Verbindungen der schönen Künste und Wissenschaften
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https://doi.org/10.11588/diglit.63468#0275

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der schönen Künste u. Wissenschaften. 257
Bedeutung ist offenbar, allem die Unternehmung
selbst scheint uns allzusehr von dem Genie dec
Baukunst entfernt zu seyn. Die Beschreibung
einer solchen Allegorie machet den Sinn weit deut-
licher als das Gebäude selbst. Ein untrügliches
Kennzeichen, daß der Einfall mehr zur Dichtkunst
als zur Baukunst gehöret.
Wir haben bisher bloß von der Natur einzel-
ner Künste, und von ihren besondern und gemein-
schaftlichen Eigenschaften gehandelt. Man hat
aber auch nicht selten zwo oder mehrere Künste ver-
bunden, um den Ausdruck noch sinnlicher zu machen,
und unser Gemüth gleichsam von allen Seiten zu
bestürmen. Diese Verbindungen haben ihre beson-
dere Regeln, die aus der Natur der zusammenge-
setzten Vollkommenheiten müssen erklärt werden
können.
In einer zusammengesetzten Vollkommenheit
muß eine einzige Hauptabsicht herrschen, und die be-
sondern Absichten müssen nur als Mittel zu dersel-
ben angesehen werden. Wo viele Endzwecke glei-
chen Antheil an der Einrichtung eines Dinges ha-
ben, da wird das Interesse getrennt. Die Man-
nigfaltigkeit ist nicht übereinstimmend, und man fin-
det keinen Grund, warum man diese verschiedene
Endzwecke zusammengenommen hat. Diese An-
merkung gilt sowohl von Schönheiten als von Voll-
kommenheiten. In beyden darf die Uebereinstim-
mung nicht versäumet werden; und da wir bereits
gesehen, daß eine jede Kunst eine besondern End-
zweck hat, so muß der Künstler, der die Künste ver-
binden will, sich den Endzweck einer einzigen Kunst
zur
 
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