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Bie, Oscar
Kampfgruppe und Kämpfertypen in der Antike — Berlin, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5067#0086
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Typik dos Thesoionostfricsös. , 33

Friescharakter Rechnung tragend, hier aus demselben Zustande
die reinste Gruppencoordination herausbilden. Drum, was 'für
den Giebel in den Aegineten geschah, das geschah..für den Fries
im Athenanike-Relief — und derselbe unfertige Zustand, der in
den voraeginetischen Giebeln vorlag, liegt, nur im Gewände einer
anderen Zeit, hier im Theseionostfries vor. In der Mitte steht
der Theseionwestfries mit seiner fast ebenso unfertigen, zwar
metopenartig strengen aber noch crass symmetrischen Gruppen-
coordination. War aber der sculpirte Fries vor Allem dazu be-
rufen, die Gruppe in ihrem Nebeneinander, d. IV. in ihrer freiesteh
Entfaltung zu fördern, so begreifen wir, dass wir nun vor dem
Höhepunkt der ganzen Entwicklung sieben. Das ist die kunst-
geschichtliche Bedeutung des altischen Kampffrieses.

Gehen wir ins Einzelne. Wie Athena auf so manchem Bilde
ihren Liebling, wie Ares seinen Kyknos, wie Apollon den Hektar',
so unterstützen hier je drei Götter ihre Freunde — nicht thätig,
sondern nach Gewohnheit des fünften Jahrhunderts hinter ihnen
thronend. Sie umrahmen den eigentlichen Kampf. Diesen fläri-
kiren wieder die beiden Verfolgungsscenen 9/10 und 20/21, die
in offenbarer Gorresponsion mit einander componirt sind, nicht
nur in ihrem Platze, nicht nur in der. Ähnlichkeit ihres Schemas,
nicht nur in der Ähnlichkeit'der Trachten--sondern auch in ihren
Typen. -Zwei Arten des. Vert'olgungschemas haben wir kennen
gelernt: der Verfolgte, Umblickende zielt im Fliehen zurück oder
nicht. Diese beiden Motive werden sich hier als entsprechende
Formen desselben Schemas gegenübergestellt: 10 zielt zurück,
21 blickt sich nur um. Verfolgte ans Ende von Schlachtdarstel-
lungen zu setzen, war ein schon lange beliebtes Mittel Erweite-
rung des Horizontes und Abgeschlossenheit des Bildes zu ver-
einigen. Unser Interesse fesselt vielmehr die Rückenansicht, in
der wir den Verfolgten 10 antreffen. Auch dies Motiv ist nicht
neu, nur neu verwendet. Dass der rechtsstehende von zwei
Kämpfern sich uns in Rückenansicht darbietet, konnten wir vom
Euphorbosteller an mit Beispielen belegen. Es ist sogar die re-
guläre Stellung des rechten Kriegers, wenn auch, namentlich in
primitiveren Vasenbildern, nicht auf den ersten Blick als Rücken-
ansicht erkennbar. Denn solange der Rumpf ohne Unterschei-

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