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Bieńkowski, Piotr
Die Darstellungen der Gallier in der hellenistischen Kunst — Wien, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.14663#0047

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3987. Höhe 0395 m. Heller Ton, matter dunkelbrauner Firnis. Auf dem Gefäße, das zu den
letzten Erzeugnissen der einheimischen Vasenmalerei gehört (mit breitem Pinsel gemalt), findet
sich auf beiden Seiten dieselbe Figur eines nackten, behelmten Kriegers, der, einen ovalen, mit
rautenförmigem Umbo ausgestatteten Schild am linken Arm, das erhobene Schwert in der Recbten,
nach links eilt. Die Form des Schwertes ist auf beiden Seiten etwas verschieden. Aber der cha-
rakteristische Schwertknauf beweist in Verbindung mit dem Ovalschild und der vollständigen
Nacktheit, daß in beiden Fällen ein gallischer Krieger, wie unten Fig. 60, gemeint ist. Abgesehen
von den angesetzten Hörnern, hat er also genau denselben Helm, wie der Krieger von Delos;

wir linden an ihm ganz ähnliche Backenlascben und eine ähnliche, konisclie Helmkappe mit
einem Knopf am Scheitel.

Höhe des Torsos (von der Oberfläche der Plinthe gemessen) .... ü'92

Rechte Brustwarze — Nabel.................... G"267

Länge des Oberschenkels (Kniescheibe—Krümmungsfalte des Leibes) . 0"537

Breite der Plinthe......................... P45

Tiefe der Plinthe......................... G"675

Höhe der Plinthe gegen die Enden zu............... O075

Unter dem linken abgebrochenen Fuße sinkt dieselbe auf 0'055 m und verbleibt in dieser
Dicke bis zu dem rechten Fuß, von dem nur kleine Überreste erhalten sind. Links von dem
letzteren erlangt sie ihre vorige Dicke von 0 075 m wieder.

Das Bewegungsmotiv des delischen Torsos kommt ziemlich oft auf etruskischen Urnen,
besonders in Verbindung mit einem zu Fuß kämpfenden Krieger, vor. Am lebhaftesten erinnern
daran zwei unterliegende Galater auf der florentinischen Urne aus Gitta della Pieve (unten J±*gr 38).
Beide haben auch den diagonalen Schwertriemen. Der rechte deckt sich gegen einen Fußgänger,
der linke gegjm einen Reiter. Dieselbe Gruppe kommt in der linken Ecke einer Urne in Ghiusi
vor (unten Kg. 39) mit dem Unterschiede, daß der Unterliegende in der erhobenen Linken ein
flatterndes Gewand hält. Modifiziert, aber immer noch erkennbar, ist die nach Art des delischen
Torsos bewegte Figur auf einer Urne in Florenz (unten F4g. 84), wo sie die Linke flehentlich aus-
streckt, ohne mit dem Schwerte in der Rechten den Boden zu berühren.

Auch auf dem großen pergamenischen Fries finden wir eine gleichartige, vom Rücken
gesehene Figur wieder. Es ist der behelmte Gigant, der von der Nyx bekämpft wird. Seine
rechte Hand ist abgebrochen, in der Linken hält er den Schild (Skulpturen aus Pergamon I.,
S. 33). Ziemlich oft kommt auf demselben Fries eine Figur vor, die dasselbe, aber im Gegensinne
umgebildete Motiv zeigt, indem der Gigant die Linke am Boden oder auf den Schild aufstützt
und die Rechte mit der Waffe erhebt. So z. B. Lynkeus, der gegen Polydeukes kämpft (a. 0. S. 30),
der Gegner des Triton (S. 38) und der der Thetis (S. 39).

Als eine ziemlich treue Wiederholung des delischen Torsos kann jedenfalls eine Figur, die
sich in der linken Ecke des Sarkophags Giustiniani (M. D. 3331; Rizzo, Catal. d. coli. Giustiniani
p. 62, tav. IV.) befindet, betrachtet werden. Sieh unsere Taf. VI b. Allerdings ist ihr Kopf abge-
brochen; ihr rechter Unterarm mit einem mißratenen Schwert ist ergänzt. Sie würde also nichts
mehr bieten als der Torso, wenn ihre Stellung nicht durch einen im Hintergrunde sichtbaren, von
links nach rechts vorbeisprengenden Reiler bedingt wäre. Dadurch wird wahrscheinlich, daß auch
der Reiter, der zu der Gruppe von Delos gehörte, im Anlaufe von links nach rechts dargestellt war.

Alle diese Wiederholungen und Umbildungen des Torsos, so wertvoll sie sind, um die
Figur in allgemeinen Umrissen zu rekonstruieren, .können uns von ihrem Kopfe keinen Begriff
verschaffen. Wir würden darauf bis auf weiteres verzichten müssen, wenn uns nicht eine Ver-
mutung zu Hilfe käme, die, da sie von vielen Forschern selbständig gefunden wurde, dadurch
 
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