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Der Bildereinrahmer und Vergolder: Periodica — 11.1925

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Nr. 33 (15. August 1925)
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https://doi.org/10.11588/diglit.53332#0348
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Kunst- und Antiquitätenhandels wurde in allerjüngster Zeit
noch erweitert: in allerjüngster Zeit ist auch die „unbeschränk-
te Einfuhr einiger anderer Warengattungen gestattet worden“.
Auch gedachte man der K u n s t s a m m 1 e r und ihrer
Beziehungen zum Kunstmarkt. Der deutsche Sammler sei
infolge der Geschäftsstockung, des Kapitalmangels und der
drückenden Steuerbelastung als Käufer nahezu a u s g e-
schaltet worden, wobei nicht zu vergessen ist, daß auch
das kontinentale Ausland unter Geschäftskrisen litt. Damit sei
es leicht zu erklären, daß die Preise für Kunstwerke
eine bedeutende Korrektur nach unten erleiden muß-
ten. Nur wenige der seltensten und bedeutendsten Kunst-
werke konnten ihren Preisstandard halten. Trotzdem
sehe der deutsche Kunsthandel „nicht ohne Hoffnung und Z u -
versieht in die Zukunft. Wir stehen nach einer überwun-
denen Gefahr, und wenn die Aussicht für die nächste Zukunft

i nicht rosig ist, so hegen wir dennoch die Zuversicht auf eine
1 bessere Gestaltung unserer Wirtschaftsverhältnisse.“ Diese
' optimistische Auffassung des Vorsitzenden vom Deutschen
1 Kunst- und Antiquitätenverband ist freudig zu begrüßen. Der
Kem des deutschen Kunsthandels ist ja gesund, und so wird,
wie wir hoffen, mit der Besserung der wirtschaftlichen Ver-
hältnisse auch der Wiederaufstieg des deutschen Kunst-
handels und Kunstmarktes beginnen. Auch das zweifellos
kulturfördernde Wirken des Kuns tsammlers hängt aufs
engste mit der Blüte der Wirtschaft zusammen. Ist der Samm-
ler geldkräftig, dann profitiert hiervon naturgemäß auch der
Kunsthandel. Es wäre aber zu wünschen, daß der Kunsthan-
del jetzt umsichtiger operierte, als nach der Umstellung auf die
Goldmark. Die Preise für Kunstdinge, die nicht von größtem
internationalen Werte sind, müßten wirklich im Interesse der
Allgemeinheit eine „Korrektur nach unten“ erfahren.
Adolf Donath.

Wie kann die Rahmenindustrie wieder lukrativ werden?
Von Georg Sander, Osnabrück.

Herr Faul Fr. Meyer ist in seinem Artikel in der
Nummer 31 dieser Zeitung der Meinung, daß die Fabri- I
kanten, besonders die kleinen sagen wir mal „Püttcher“
ausschlaggebenden Einfluß hätten auf unsere darnieder-
liegende Rahmen- und Bilderbranche. Meines Erachtens
ist es leider so, daß die Bilder eben kein Gebrauchsartikel,
wenn wir ehrlich sein wellen, ein Modeartikel ist. Die
„Werke“, die großen Fabriken haben-in den letzten Jahren
den Markt derart mit gerahmten Bildern überschwemmt,
und zwar mit „Massenware“, daß das ganze Volk sich
derart „satt“ gesehen hat, daß es diesen „Luxus“ nicht
mehr sehen mag. Welcher Architekt empfiehlt denn in den
letzten Jahren bei der Innenausstattung wie früher Bilder
an die Wand? Höchstens ein paar „Originale“ Der Ge-
schmack ist heute so, daß man Flächen sehen will und
keine durch Bilder zerrissene Flächen. Sehen wir uns
doch die Fassaden an. Ist es schon jemals Mode gewesen
große Fassaden abzuhacken, weil sie unmodern geworden
sind? Heute ist dieses Gang und Gäbe, warum?, man
kann es nicht sehen, wenn die Wandflächen durch aller-
hand kleine Verzierungen unterbrechen werden. Man
strebt nach großen Linien, Formen und Flächen. Aus
diesem Grunde steckt das Bilder- und Rahmengeschäft.
Daß Qualitätsarbeit das Gesundeste ist, ist auch ■ ganz
meine Auffassung, aber daß es die großen „Werke“ sind,
die Qualitätsarbeit in unserem Sinne fördern, möchte ich
doch dahingestellt sein lassen. Man stelle sich einmal vor,
wenn es nur einige große „Werke“ gäbe, welche das Feld
allein beherrschen-? Nein aus kleinen Werkstätten
gehl mancher neue Gedanke, manche Erfindung heraus.
Diese Erfindungen haben meistens das Schicksal, entweder
von den großen Werken übernommen zu werden oder den
Erfinder arm zu machen und das Patent etc. erlischt. Im
allgemeinen sind die Inhaber der großen Werke nicht für
Neuheiten zu haben, da sie meistens Kaufleute sind, so
haben sie selten Interesse für Neuheiten, welche ein-
zuführen Geld kosten oder besonderen Geschmack b ?:w.
Fachkenntnisse voraussetzen. Schreiber dieses hat hierin
seine Erfahrungen hinter sich. Ich bin daher ganz ent-
schieden der Meinung, daß die Rahmenindustrie nur dann
lukrativ arbeiten kann, wenn Greß und Klein neben-
einander bestehen. Jeder Arbeiter, der eine Drehbank hat,
kann seinem Geschmack freien Lauf lassen; wenn nicht die
großen Werke wären, würden in jeder Stadt andere Profile
und Arten zu finden sein. So gibt es nur diejenigen Pro-
file, die zunächst als dem derzeitigen Geschmack ent-
sprechend sich erwiesen haben und diese Profile machen

alle großen Werke eins dem andern nach und so sieht man
dann diese Massenware über die ganze Welt verbreitet —
ist das schön ? — Solchen Rahmen, der auf der Straße
liegt, möchte ich als Zimmerschmuck nicht haben. Leider
hat sich die Masse sc daran gewöhnt, daß sie gar keine
Wünsche mehr hat; das Gefühl für Form und Qualität ist
der großen Masse bis auf Ausnahmen, allgemein verloren
gegangen. Bilder und Rahmen finden keine Beachtung
mehr, es sei denn, daß es sich um Originale bekannter
Künstler handelt.
Einiges Leben wird erst dann wieder einsetzen, wenn
anstatt der Einfamilienhäuser, Wolkenkratzer gebaut wer-
den. Wohnunsnct ist da, Einfamilienhäuser schaffen nicht,
die Felge — billig große ^Mietskasernen bauen, dann wer-
den wieder Bilder Mode, weil die Leute dann froh sind,
wenn sie anstatt Möbeln einige Bilder an die Wand
bringen können, damit es etwas reicher aussieht. Am
liebsten würde die Masse ja „lebende Kinobilder“ an die
Wand hängen — auch noch eine Erfindung! Jetzt kommen
wir zusammen im Prinzip. Jeder, der mit dieser gefähr-
lichen Branche zu tun hat, ob er Fabrikant, Handwerker,
Arbeiter oder Branchekaufmann, Grossist oder Klein-
händler ist, sollte als oberstes Gesetz erkennen und seine
höchste Aufgabe darin erblicken, jedes Stück was er her-
stellt oder verkauft als Qualitätsarbeit bezw. Ware zu be-
trachten. Dazu gehört einwandfreie technische Vollendung
und individuelle Form- und Farbgebung.
Also nur Sachen und Zusammenstellungen heraus-
bringen, die in jeder Beziehung einwandfrei schön sind.
Wenn so verfahren, dann wird auch wieder Interesse für
Bilder und Rahmen erwachen. Ueber Schleuderpreise
etwas zu sagen wiederstrebt mir. Folgende beiden Er-
güsse habe ich in altgotischer Schrift drucken lassen und
in Größe 30x36 in meinem Verkaufsraum aufgehängt.
Hast du, hat er, hat sie, hat es
Gemüt und fein Verständnis
Für edle Formen und akTate Arbeit,
Und suchet stets das Echte, Rechte,
Was schön, was gut und was solid'
Wie's vordem war, nach alter deutscher Art,
Der kommt hier recht.
Doch wer nur fröhnt des Mammons roher Gierde,
Nicht gönnt dem Handwerksmann die Zeit zu saub'rer
[Arbeit
Und nicht zu würd'gen weiß, was kunstgerecht und schön,
Der gehe hin.
 
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