Beilage zum „Bilderman n", I. I a h r g a n g. N r. 4
An-
Von Peter Altenberg
Ich habe natürlich nichts dagegen, daß die armen Frauenseelen für alle ihre verschiedenartigen Enttäuschungen
ihres geheimnisvollen „Lebens und Strebens", vom Manne die Erlösung, die Rettung, die Aufklärung
erwartenl Aber dagegen habe ich, daß sie als Lohn und Bezahlung nur Das hergeben, was einer Zeden
vom gnädigen Schicksale beschieden ist. Wir wollen nämlich „gute ernste würdige menschliche Geschäfte" machen
mit Euch, so sehr wir Euch auch im Grunde unserer-— Seele brauchen! Deshalb müht Zhr uns schon
nolens volens etwas mehr bieten, wenn wir Euch ernstlich lieb haben sollen und betreuen als Das,
was-Ihr wißt schon! Dankbarkeit, Gutmütigkeit, Bescheidenheit, Anspruchslvsigkeit sind nicht zu unter-
schätzende Eigenschaften trotz allem!
Lin Liebesbrisf, der noch nie geschrieben wurde
Von Peter Altenberg
„Geliebter Peter, ich weiß meinen Wert einzuschätzen, ohne Eitelkeit, Selbstbetrug, billiger Lebens-Lüge!
Ich weiß aber vor allem, was Du alles noch brauchst, was ich zufällig durch Schicksal's dunkle Fügung nicht
besitze! Sagen wir zum Beispiel, aber wozu anfangen und niemals enden?! Es gibt soviel Entzückendes in der
Welt, verteilt auf Viele! Wer wärest Du, wenn Du es nicht sähest, spürtest, daran littest?! Da wärest
Du ja gleich jenen Hunden, die aus Bequemlichkeit und innerer Feigheit, nun Du weißt es ja!?! And dennoch
Dir, unter diesen Umständen, etwas Besonderes, Wichtiges, Wertvolles, ja Unentbehrliches zu sein,
ist mir eine grohe Genugtuung, ein Stolz, eine Ehre! Ich verstehe infvlgedessen diejenigen meiner Mit-Schwestern
gar nicht, die glücklich darüber sind, einem Manne Alles zu sein. Das kann man ja ehrlich gar nichtl Und
wenn, so ist er doch nur ein beschränkter Mensch! Es gibtFrauen, die sich freuen, einen beschränkten Menschen
gefunden zu haben, ich bin leider nicht so anspruchsvoll!"
Dieser Liebesbries ist noch nie gejchrieben worden, obzwar er von Allen an Alle irgendeinmal geschrieben HStte
werden müssenl
Russisches Musterungslied
Aus dem Original des Peter Schmulow frei übertragen von
Stefan Großmann
Mein Fuß ist nicht mein eigen,
Mein' Hanb gehört nicht mir,
Ich muß dem Arzt sie zeigen,
Damit ich sie veclier.
Nackt, hat er mich betastet,
Sein Blick entschied im Au.
Nun hab ich ausgerastet,
Nun geht's dem Grabe zu.
Soldatengräber
Don Bruno Schönlank
über eure Gräber spinnt
Die Sonne golbnes Zittern
Und ein leiser Wind
FSchelt eure Seelen
Durch Gras und Blüten.
Eure süße Wehmut perlt
Zm Morgentau, der auf den Blumen liegt
Und mit Lerchentrillern fliegt
Luer Lied zu blauen Himmelshöhn.
Seht, der erst« Frühling kam,
Der euch im Schoß ber Mutter Trb« fand,
Die ihr ben Pflug durch herben Acker lenktet»
Die Ihr Fabriken «ure Seelen schenktet
Oder schöne Weisen sannt.
Aus eurem Blute werden Dornen schlagen
Und Mädchen werben ihre Rosen tragen
Und «ine Sehnsucht fühlen
Tief und grenzenlo».
Nun geh auch ...
Don Bruno Schönlank
Nun geh auch bu, mein Herz, zur Ruh,
Schon hat der Herrgott aus der Truh
Die Sterne sacht getan.
Zhr schimmerndes Geschmeide
Schenkt er der Nacht zum Kleid«
Unb lächelnd geht der Mond die still« Bahn.
Wie traumverloren rauscht der Bach.
Die Vöglein unter Baum und Dach
Sie schliefen längst schon «in.
Nun geh auch du,
Mein Herz, zur Ruh
Unb lerne stille sein.
Der „Bild-rmann" -rscheint Anfang und Mitte jeden Manat» im Verlage de« tzerausgeber», Berlin V 10, Vlctariastr. ZL. L-itung: L«o
"«stenberg, Berlin-Hal-nse« (Für Ssterreich: Herausgeder u. »erantwvrtl. L-iterHugoHeller.Wien I, Bauernmartt 2). Druck: M.W.Lassah>.
An-
Von Peter Altenberg
Ich habe natürlich nichts dagegen, daß die armen Frauenseelen für alle ihre verschiedenartigen Enttäuschungen
ihres geheimnisvollen „Lebens und Strebens", vom Manne die Erlösung, die Rettung, die Aufklärung
erwartenl Aber dagegen habe ich, daß sie als Lohn und Bezahlung nur Das hergeben, was einer Zeden
vom gnädigen Schicksale beschieden ist. Wir wollen nämlich „gute ernste würdige menschliche Geschäfte" machen
mit Euch, so sehr wir Euch auch im Grunde unserer-— Seele brauchen! Deshalb müht Zhr uns schon
nolens volens etwas mehr bieten, wenn wir Euch ernstlich lieb haben sollen und betreuen als Das,
was-Ihr wißt schon! Dankbarkeit, Gutmütigkeit, Bescheidenheit, Anspruchslvsigkeit sind nicht zu unter-
schätzende Eigenschaften trotz allem!
Lin Liebesbrisf, der noch nie geschrieben wurde
Von Peter Altenberg
„Geliebter Peter, ich weiß meinen Wert einzuschätzen, ohne Eitelkeit, Selbstbetrug, billiger Lebens-Lüge!
Ich weiß aber vor allem, was Du alles noch brauchst, was ich zufällig durch Schicksal's dunkle Fügung nicht
besitze! Sagen wir zum Beispiel, aber wozu anfangen und niemals enden?! Es gibt soviel Entzückendes in der
Welt, verteilt auf Viele! Wer wärest Du, wenn Du es nicht sähest, spürtest, daran littest?! Da wärest
Du ja gleich jenen Hunden, die aus Bequemlichkeit und innerer Feigheit, nun Du weißt es ja!?! And dennoch
Dir, unter diesen Umständen, etwas Besonderes, Wichtiges, Wertvolles, ja Unentbehrliches zu sein,
ist mir eine grohe Genugtuung, ein Stolz, eine Ehre! Ich verstehe infvlgedessen diejenigen meiner Mit-Schwestern
gar nicht, die glücklich darüber sind, einem Manne Alles zu sein. Das kann man ja ehrlich gar nichtl Und
wenn, so ist er doch nur ein beschränkter Mensch! Es gibtFrauen, die sich freuen, einen beschränkten Menschen
gefunden zu haben, ich bin leider nicht so anspruchsvoll!"
Dieser Liebesbries ist noch nie gejchrieben worden, obzwar er von Allen an Alle irgendeinmal geschrieben HStte
werden müssenl
Russisches Musterungslied
Aus dem Original des Peter Schmulow frei übertragen von
Stefan Großmann
Mein Fuß ist nicht mein eigen,
Mein' Hanb gehört nicht mir,
Ich muß dem Arzt sie zeigen,
Damit ich sie veclier.
Nackt, hat er mich betastet,
Sein Blick entschied im Au.
Nun hab ich ausgerastet,
Nun geht's dem Grabe zu.
Soldatengräber
Don Bruno Schönlank
über eure Gräber spinnt
Die Sonne golbnes Zittern
Und ein leiser Wind
FSchelt eure Seelen
Durch Gras und Blüten.
Eure süße Wehmut perlt
Zm Morgentau, der auf den Blumen liegt
Und mit Lerchentrillern fliegt
Luer Lied zu blauen Himmelshöhn.
Seht, der erst« Frühling kam,
Der euch im Schoß ber Mutter Trb« fand,
Die ihr ben Pflug durch herben Acker lenktet»
Die Ihr Fabriken «ure Seelen schenktet
Oder schöne Weisen sannt.
Aus eurem Blute werden Dornen schlagen
Und Mädchen werben ihre Rosen tragen
Und «ine Sehnsucht fühlen
Tief und grenzenlo».
Nun geh auch ...
Don Bruno Schönlank
Nun geh auch bu, mein Herz, zur Ruh,
Schon hat der Herrgott aus der Truh
Die Sterne sacht getan.
Zhr schimmerndes Geschmeide
Schenkt er der Nacht zum Kleid«
Unb lächelnd geht der Mond die still« Bahn.
Wie traumverloren rauscht der Bach.
Die Vöglein unter Baum und Dach
Sie schliefen längst schon «in.
Nun geh auch du,
Mein Herz, zur Ruh
Unb lerne stille sein.
Der „Bild-rmann" -rscheint Anfang und Mitte jeden Manat» im Verlage de« tzerausgeber», Berlin V 10, Vlctariastr. ZL. L-itung: L«o
"«stenberg, Berlin-Hal-nse« (Für Ssterreich: Herausgeder u. »erantwvrtl. L-iterHugoHeller.Wien I, Bauernmartt 2). Druck: M.W.Lassah>.