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Tettau, Wilhelm
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 13): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Erfurt und des Erfurter Landkreises — Halle a. d. S., 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.41154#0419
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Walschleben. — Waltersleben. — Wandersleben.

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Waltersleben.
Evangelisches Filialkirehdorf, 7 km südlich von Erfurt auf dem Südabhange
des Steigers belegen mit 320 Einwohnern.
Aeltere Namen, unter denen es vorkommt, sind: Wideroltisleben, Walthyrs-
leyben (1308).
Darauf, dass schon in vorgeschichtlicher Zeit sich hier eine Niederlassung
befunden, deutet ein in der Flur unfern der Möbisburger Grenze aufgedecktes
Leichenfeld mit den daselbst gefundenen Alterthümern (Tettau, U ebersich fliehe
Zusammenstellung S. 219, 220).
Als Schwarzburgisches Afterlehn besassen die Grafen von Beichlingen den
Ort. Graf Heinrich von Beichlingen ertheilte 1296 dem Heinrich Vicedom zu
•Erfurt Lebenbriefe über die Vogtei und über Güter zu Waltersleben, und Friedrich
der ältere Graf von Beichlingen 1297 einen solchen über die Hälfte von 16 Hufen
Land und 1303 desgleichen über 3 Hufen daselbst Heinrich dem jüngeren Vicedom,
belehnte auch 1308 Thilo von der Sachsen und die Familie Brun, Bürger zu Erfurt,
mit dem Schutzrechte, dem Rechte über Hals und Hand und 8 Hufen daselbst,
sowie im gleichen Jahre Thilo von der Sachsen mit der Vogtei und dem Hals-
gerichte über die Hälfte von 16 Hufen und ertheilte 1320 Heinrich und Rudolf
Vitzthum und Heinrich Ivezelborn, Bürgern zu Erfurt, einen Lelmbrief über
Vogteirecht, Gericht und Güter zu Waltersleben. Von der Familie Brun gingen
deren Rechte 1460 auf Johann von Allenblumen über, dessen Besitznachfolger
Wilhelm von Allenblumen 1465 damit von dem Grafen Heinrich von Schwarzburg
belehnt wurde. Nachdem der Rath zu Erfurt bereits von Hugo Langen (Longus)
dessen Gerichte zu Waltersleben erkauft hatte, erwarb er noch 1468 von dem
Grafen von Beichlingen die diesem noch verbliebenen Rechte, von Hugo Brun die
seinigen und von Wilhelm von Allenblumen die diesem zustehenden und brachte
auf diese Weise das ganze Dorf an die Stadt, die darüber 1486 und 1488 Lehn-
briefe von den Grafen von Schwarzburg empfing. Das den letzteren zustehende
Lelmrecht sowie die Lehnsoberherrlichkeit des Hauses Sachsen gingen infolge des
Leipziger Recesses von 1665 auf Kurmainz über.
Die St. Nicolaikirche, Tochterkirche von Werningsleben, ist am Ende des
18. Jahrh. neugebaut und bietet kein künstlerisches Interesse dar.
Auch die drei Glocken sind in neuerer Zeit, sämmtlich von Benj. Sorge in
Erfurt gegossen.
Wandersleben.
Früher Marktflecken, jetzt evangelisches Kirchdorf, 15km südwestlich von
Erfurt mit 1287 Einwohnern.
Der Ort liegt in der bereits bei Mühlberg ausführlich besprochenen Enclave
am rechten üfer der Apfelstedt, in einem ziemlich weiten Thale, das auf der Süd-
seite von Keuperhöhen begrenzt wird; gegen Westen erhebt sich ein Sandstein-
gebirgsrücken, auf dem mehrere Brüche im Betriebe sind, die Quadern und Platten
Seeberger Sandsteins liefern.
Wandersleben, ein sehr alter Ort, kommt in früherer Zeit unter den Namen:
Wandersleibo, Wandersleibin (1143), Wandisleybin (1301), Wandesleben, Waudes-
loban vor.
 
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