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Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 33,1): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Stadt Quedlinburg — Halle, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.41156#0155
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1Y b. Ausstattung.

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den Gottesdienst. Es beginnt mit dem Weihnachtstext. Die Schriftzeichen sind
Minuskeln. Von den Initialen gehen zierliche Blumenranken aus, die sie seitlich
und unten einfassen. Die Schrift ist gut, doch nicht mehr so peinlich sorgfältig
wie in den romanischen Evangeliaren. (Abb. 60.)
Der Deckel, 34,2 cm hoch, 25,3 cm breit (Tafel 16 2). Der Schmuck seiner
Oberfläche ist aus einem einzigen Stück Silberblech getrieben. Das Mittelfeld,
ein längliches Rechteck, trägt in hoch erhabener Arbeit die Gestalt des Erlösers
mit Strahlennimbus, die rechte Hand mit den drei Schwurfingern halb erhebend,
die linke mit sprechender Gebärde, die Handfläche nach oben. Ihn umgibt ein
zweiteiliger Rahmen, dessen innere Seite ein Laubstab von durchbrochener Arbeit
bildet, während der äußere schlicht, aber mit 14 Edelsteinen (nur 7 noch vor-
handen) besetzt war. Der Hauptrahmen hat in den Ecken die Symbole der
Evangelisten, zwischen ihnen oben einen Papst, unten einen Bischof, links einen
Kirchenvater, rechts einen Bischof. Alle Figuren, besonders die menschlichen,
von wunderbarer Vollendung. Verbunden werden diese acht Medaillons durch
ein breites Band mit getriebenen Blumenranken, eine
große erhabene Blume immer in der Mitte, die durch
einen Edelstein geschmückt ist; eine von den Blumen
fehlt. Auf den Silberplatten an den Rändern des
Deckels findet sich die Inschrift: MVCXIII Sub
Laurentio preposito und Awe Maria gratia plena
dominus. . . Im Jahre 1515 war Laurentius Gobingk
Propst des Klosters W iperti. Diese Tatsache und die
spätgotische Form der Handschrift und des Deckels
beseitigen jeden Zweifel über die Zeit und Herkunft
des Werkes.
Andere Kostbarkeiten.
I. Prunkkamm, aus Elfenbein mit Gold und
Rubinen außen, grünen Edelsteinen innen, auf beiden Abb. 61. Prunkkamm.
Seiten gleich behandelt. (Abb. 61.) Es ist eine sehr
sorgfältige Arbeit, die nach den in Flachrelief aus der Fläche herausgearbeiteten
Ranken und Blättern dem 12. Jahrhundert zuzuweisen ist. Daß es der Bart-
kamm Heinrichs I. gewesen sein soll, wie Quenstedt (Calendarium Collegii
Canonicorum) vermutet, erledigt sich damit von selbst, Avie auch durch die Tat-
sache, daß Heinrich I. nie einen Bart getragen-hat. Der Kamm wurde wohl, die
Haare am Hinterhaupt zusammenfassend, an dieser Stelle aufgesteckt. Im Kölner*
Kunstgewerbemuseum ist ein Gegenstück als Konsekrationskamm bezeichnet.
II. Äbtissinnenstab, 1 m 311/2 cm lang, bis 2,5 cm stark, Eichenbolz,
mit einfach gebogener Krücke, die ganz mit Goldfiligran auf Goldblech über-
zogen ist. (Abb. 62.) Sie wird durch parallele gedrehte Goldfäden in sechs Streifen
zerlegt, die von unbeholfenen, aus einfachen Golddrähten gebildeten Ornamenten
ausgefüllt sind. Diese sollen z. T. Blattranken darstellen, z. T. gleichen sie an
einem Ringe aufgehängten W- artigen Figuren. Den Stock teilen zwei solcher
Streifen in zwei Teile; zwölf Ringe, die in regelmäßigen Abständen den Stock
 
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