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Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 33,1): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Stadt Quedlinburg — Halle, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.41156#0195
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VII. Das Kloster St. Marien auf dem Münzenberge.

Besitzungen in Salbke. Die bald' darauf hereinbrechende Reformation machte
dem schon vorher überlebten Klosterwesen ein Ende; in dieser Zeit litt das
Kloster durch den Bauernkrieg, so daß die Nonnen das Kloster verließen, die
meisten, um nicht wiederzukehren. 1539 zog die Äbtissin des Reichsstifts, Anna
von Stolberg, Kloster und Güter ein.
Es hat keine hervorragende Rolle gespielt, doch ging von ihm die Gründung
des Klosters Huysburg aus, da Bia dem Münzenberger Konvent angehört hatte.
Nach Aufhebung des Klosters kümmerte sich niemand mehr um die gottesdienst-
lichen Gebäude, so daß auch die Kirche schnell trotz ihrer gediegenen Bauart
verfiel. So blieb der Münzenberg wüst, bis ihn die Äbtissin Elisabeth wieder
besiedelte; es waren aber die neuen Ansiedler arme Leute, die sich die Ruinen
notdürftig herrichteten. Allmählich entstand ein kleines, enggebautes Berg-
städtchen, das aber im 17. Jahrhundert so von Feuersbrünsten heimgesucht wurde,
daß seine Fortdauer in Frage kam. Von 1600—1615 brannten 48 Häuser ab.
Erst 1677 gab es wieder eine Feuersbrunst, der 8 Häuser zum Opfer fielen. Ein
großer Brand zerstörte darauf 1699 am 5. November den ganzen Ostteil des
Ortes. Der dann wieder aufgebaute Flecken hatte 1830 65 Häuser, jetzt 68.
Daß die Bevölkerung damals nicht viel taugte, beweist allein der Umstand, daß
sie den bei den Feuersbrünsten verschütteten Brunnen, den der Prediger der
Wipertigemeinde Elias Andreas Götze mit eigenen großen Kosten hatte aus-
bringen lassen, wieder verfallen ließen, weil ihnen das Heraufwinden zu be-
schwerlich war.

Baubesckreibung der Klosterkirche.
Da die Kirche in den elenden Wohnungen, die in sie hinein- und um sie
herumgebaut sind, für das Auge fast verschwunden ist, so hat man mehr als ein
Jahrhundert lang keine Anschauung von ihrer Form und Bauart gehabt. Erst
Oberbürgermeister Dr. Brecht hat auch hier Wandel geschaffen, indem er einen
durchreisenden beschäftigungslosen Architekten mit Anfertigung eines genauen
Grundrisses beauftragte. Nach dessen sorgfältigen Aufnahmen und Maßen1)
stellt sich die Kirche dar als eine dreischiffig romanische Basilika mit Stützen-
wechsel (Abb. 99) und wenig vor die Seitenschiffe hervortretendem Querschiff,
an das sich ohne Altarhaus die große Apsis anschließt, mit geräumiger westlicher
Vorlage und den ganzen Ostteil einnehmenden Krypta.
Maße: Jjänge: Langhaus 13,86, Querhaus 6,77, Apsis 4,69, Vorhalle 10,03
Breite: „ i. L. 16,08, „ 16,63, „ 9,65, „ 16,63
Gesamtlänge der ganzen Kirche also 35,35 m.
1. Das Langhaus bildet ein Rechteck, dessen Breite um 2,22 m i. L. die
Länge übertrifft. Erhalten ist außer den Umfassungswänden nur das nördliche

Q Inzwischen hat A. Zeller a. a. 0. eine neue genaue Aufnahme veröffentlicht, die
den jetzigen Bestand mit seinen entstellenden verwirrenden Einbauten ärmlicher Wohnungen
gibt, deren Bewohner manche baugeschichtlich wichtige Einzelheiten durch Abarbeiten
beseitigt haben, so daß das kunstgeschichtliche Bild sehr gelitten hat Doch hat die Auf-
nahme für die Krypta noch einige Einzelheiten zutage gefördert.
 
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