11 Eisfeld.
Eisfeld, Stadtkirche.
123
Eisfeld, Stadt; um 860 Asifelde, wo Güter vom Grafen Erpho der Abtei Fulda
vermacht wurden (Dobenecker, Reg. I, Nr. 222), 1235, 131 6 und 1332 Esefelt, 1259,
1319, 1323, 1339 und 1347 Esevelt, 1321 und 1322 Eseveylt, 1387 Esfelt, Esfeld,
1487 und 1492 Eisfeld. Der ältere Theil ist die Unterstadt oder Altstadt auf dem
rechten Werra-Ufer, nebst dem sogen. Dörflein. Dieses ist früher von der Altstadt
durch die (alte) Werra getrennt gewesen, bis die Werra um der Gerbereien willen
in die Altstadt geleitet wurde und die inneren Gräben entstanden; es feierte bis vor
Kurzem seine eigene Kirchweih. Auch von ziemlich bedeutendem Alter ist wohl
der Herrenhof oder der Kemnatenbau sammt Thurm (das Schloss) auf der
Höhe des Ortes, woselbst sich auch die Gerichtsstätte (Cent) befand. Seit 1159
tritt ein Rittergeschlecht von Eisfeld (Esinvelt, Esevelt, Esveld, Eisfeld) auf, das
im 13. und 14. Jahrhundert öfter erwähnt ward. Auf der Höhe westlich von der
Burg entwickelte sich die Neustadt. Wohl im 13. Jahrhundert wurde Eisfeld von
den Grafen von Henneberg zur Stadt erhoben (1316 erst als solche erwähnt); 1323
befestigt, 1331 mit einem Marktrecht begabt. Es erblühte besonders durch Gerberei
und dann auch durch Tuchfabrikation. Zu Ende des 15. Jahrhunderts begann der
grosse Neubau der Kirche. Oefter schon vorher durch Feuer beschädigt, litt die
Stadt besonders 1601 und 1632 durch Brand (Kirche, Rathhaus). 1650 begann
der neue Schlossbau, in den Herzog Ernst Friedrich und hernach seine Wittwe
zogen (s. Schloss), seit 1664 der Ausbau der Stadtbefestigung. 1833 wurde das
neue Rathhaus gebaut. 1852 brannte der grösste Theil der Altstadt ab. —
Brückner, Landesk. II, S. 366—379. — Diezel, Kurz abgef. Eissfeldische Stadthistorie, Coburg,
1721. — G. P. H(oenn), Sachsen-Coburg. Landeshistor., 1700, I, S. 262 f.; II, S. 94. 96. 98. —
Kraus, Eissfeld, S. 1 ff. — Merian, Topogr. Saxoniae superioris, S. 67 f., verhältnissmässig ein-
gehend. — Eudolphi III, S. 307. — Voit, Meiningen, S. 260 ff.
Stadtkirche. Der Thurmbau nördlich vom Chor, im Erdgeschoss 4 m
lang und ebenso breit, stammt wohl in seinen unteren Theilen noch von der
früheren Pfarrkirche der Stadt. Denn, entgegen der seitherigen Annahme, die
St. Georgenkapelle (s. u.) sei anfänglich die Hauptkirche gewesen, deutet Alles
darauf hin, dass sich hier, auf dem Kirchberge, wo auch der alte Kirchhof (Gottes-
acker) lag, schon vor der jetzigen Kirche der kirchliche Mittelpunkt der Parochie
Eisfeld befand. Der Neubau dieses Gotteshauses erfolgte in sehr umfangreicher,
prächtiger Weise. Der Thurm wurde stehen gelassen, nur zeitgemäss verändert,
vielleicht dass der Plan des neuen Kirchenbaues anfänglich ein anderer war. An
der Ostfront steht unter einer schweifbogigen (H), zierlich eingefasst gewesenen,
mit Kantenblumen und Giebelblume geschmückten Blende [einer einstigen Heiligen-
figur] in einem Schriftband, welches eine [des Kopfes beraubte] Engels-Halbfigur
hält: Tlnno t>m I£88 Tceptv.e. (Im Jahre des Herrn 1488 ist begonnen, nämlich
der Bau). 1496 wurde der Bau, wie es scheint, durch eine Seelmessen-Stiftung
des Johann v. Schwarzbach wesentlich gefördert, da eine darauf bezügliche Inschrift
einen Ehrenplatz in dem Kirchbau erhielt (s. unten, Gedenktafel). Doch erst 1505
begann der Bau des 14 m langen, 8 m breiten Chores, an dessen nordöstlichem
Strebepfeiler die Angabe steht: Unno. t>m. tHt>£>. terjcio . lt>t?s.mams. tcepjrtMrt.
cft. fyoc. opt>6. Dann wurde aber in raschem Fluss vorwärts gebaut, das 25 m
Bau- und Kunstdenkm. Thüringens. S.-Meiningen II. 9
Eisfeld, Stadtkirche.
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Eisfeld, Stadt; um 860 Asifelde, wo Güter vom Grafen Erpho der Abtei Fulda
vermacht wurden (Dobenecker, Reg. I, Nr. 222), 1235, 131 6 und 1332 Esefelt, 1259,
1319, 1323, 1339 und 1347 Esevelt, 1321 und 1322 Eseveylt, 1387 Esfelt, Esfeld,
1487 und 1492 Eisfeld. Der ältere Theil ist die Unterstadt oder Altstadt auf dem
rechten Werra-Ufer, nebst dem sogen. Dörflein. Dieses ist früher von der Altstadt
durch die (alte) Werra getrennt gewesen, bis die Werra um der Gerbereien willen
in die Altstadt geleitet wurde und die inneren Gräben entstanden; es feierte bis vor
Kurzem seine eigene Kirchweih. Auch von ziemlich bedeutendem Alter ist wohl
der Herrenhof oder der Kemnatenbau sammt Thurm (das Schloss) auf der
Höhe des Ortes, woselbst sich auch die Gerichtsstätte (Cent) befand. Seit 1159
tritt ein Rittergeschlecht von Eisfeld (Esinvelt, Esevelt, Esveld, Eisfeld) auf, das
im 13. und 14. Jahrhundert öfter erwähnt ward. Auf der Höhe westlich von der
Burg entwickelte sich die Neustadt. Wohl im 13. Jahrhundert wurde Eisfeld von
den Grafen von Henneberg zur Stadt erhoben (1316 erst als solche erwähnt); 1323
befestigt, 1331 mit einem Marktrecht begabt. Es erblühte besonders durch Gerberei
und dann auch durch Tuchfabrikation. Zu Ende des 15. Jahrhunderts begann der
grosse Neubau der Kirche. Oefter schon vorher durch Feuer beschädigt, litt die
Stadt besonders 1601 und 1632 durch Brand (Kirche, Rathhaus). 1650 begann
der neue Schlossbau, in den Herzog Ernst Friedrich und hernach seine Wittwe
zogen (s. Schloss), seit 1664 der Ausbau der Stadtbefestigung. 1833 wurde das
neue Rathhaus gebaut. 1852 brannte der grösste Theil der Altstadt ab. —
Brückner, Landesk. II, S. 366—379. — Diezel, Kurz abgef. Eissfeldische Stadthistorie, Coburg,
1721. — G. P. H(oenn), Sachsen-Coburg. Landeshistor., 1700, I, S. 262 f.; II, S. 94. 96. 98. —
Kraus, Eissfeld, S. 1 ff. — Merian, Topogr. Saxoniae superioris, S. 67 f., verhältnissmässig ein-
gehend. — Eudolphi III, S. 307. — Voit, Meiningen, S. 260 ff.
Stadtkirche. Der Thurmbau nördlich vom Chor, im Erdgeschoss 4 m
lang und ebenso breit, stammt wohl in seinen unteren Theilen noch von der
früheren Pfarrkirche der Stadt. Denn, entgegen der seitherigen Annahme, die
St. Georgenkapelle (s. u.) sei anfänglich die Hauptkirche gewesen, deutet Alles
darauf hin, dass sich hier, auf dem Kirchberge, wo auch der alte Kirchhof (Gottes-
acker) lag, schon vor der jetzigen Kirche der kirchliche Mittelpunkt der Parochie
Eisfeld befand. Der Neubau dieses Gotteshauses erfolgte in sehr umfangreicher,
prächtiger Weise. Der Thurm wurde stehen gelassen, nur zeitgemäss verändert,
vielleicht dass der Plan des neuen Kirchenbaues anfänglich ein anderer war. An
der Ostfront steht unter einer schweifbogigen (H), zierlich eingefasst gewesenen,
mit Kantenblumen und Giebelblume geschmückten Blende [einer einstigen Heiligen-
figur] in einem Schriftband, welches eine [des Kopfes beraubte] Engels-Halbfigur
hält: Tlnno t>m I£88 Tceptv.e. (Im Jahre des Herrn 1488 ist begonnen, nämlich
der Bau). 1496 wurde der Bau, wie es scheint, durch eine Seelmessen-Stiftung
des Johann v. Schwarzbach wesentlich gefördert, da eine darauf bezügliche Inschrift
einen Ehrenplatz in dem Kirchbau erhielt (s. unten, Gedenktafel). Doch erst 1505
begann der Bau des 14 m langen, 8 m breiten Chores, an dessen nordöstlichem
Strebepfeiler die Angabe steht: Unno. t>m. tHt>£>. terjcio . lt>t?s.mams. tcepjrtMrt.
cft. fyoc. opt>6. Dann wurde aber in raschem Fluss vorwärts gebaut, das 25 m
Bau- und Kunstdenkm. Thüringens. S.-Meiningen II. 9