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EVERSWINKEL.
gedacht und wohl etwas älter; dreitheilige Fen-
ster, fischblasiges Maasswerk, eine Schräge als
Fussgesims, ein gekehltes Kaffgesims und ein
Kranz von Rundstab, Hohlkehle, Schrägplatte,
endlich der Baumberger Stein sind auch dem
Langhause eigen; — den Chor krönt, wie dies auch
anderswo beliebte, eine reichere Wölbung, die
hier sternartig wirkt, insofern vom Scheitel des
Quergurtes gen Osten durch sein Kreuzgewölbe
eine Rippe bis zum Mittelpunkte des Schluss-
gewölbes geht. Auch eignen seinen Rippen be-
sondere Stützen in belaubten Waudconsolen.
Aussen an der Hauptseite schmiegt sich in die
Kehle des Kranzgesimses eine grosse poly-
chrome Eidechse — Fig. 46 - und von einem
Strebepfeiler schaut ein Eber, einen Manns-
kopf zwischen den Vorderbeinen — Fig. 47 —,
beides sicherlich naive Anspielungen auf den
45.
Ortsnamen, gleichsam sprechende Wappen, ge-
rade wie der Biber zu Ostbevern. Die Geschichte
des Ortes aus dem zeitigen Namen herzuleiten,
mochte er auch vom ursprünglichen noch so weit
ablauten, wurde im Spätmittelalter Mode, und
diese herrscht noch heute unter den Leuten. Dass
übrigens beim Baue die Lambertikirche zu Mün-
ster entfernt als Muster vorschwebte, ersieht
man an den ungleichen Seitenschiffen, an den
Fenstermaasswerken und dem Höhenstreben des
Ganzen. Eine Denkschrift der Nordwand: Con-
radus Nipper de Alen, pastor h(uius) ecclesie
1490 ehrt unzweifelhaft den Mann, welchem die
Vollendung des Chorbaues und der Beginn des
Schiffes vergönnt waren. Weitere Bauförderung
seitens ansässiger Ritterfamilien verkündigen
vermutlich die theils einzeln, theils gepaart
an den Schlusssteinen oder den Chorconsolen
sichtbaren Wappen von Langen (fünf schräg
liegende Rauten), von Merveldt, Rump und
Voss. Auf spätere Renovationen deuten die
vorfindlichen Daten i857 und 1698, letzteres an
einem Chorpfeiler mit dem Zusatze M FIvH.
Das Mauerwerk besteht aus örtlichem Gestein,
die Laibungen, Rippen und Einfassungen aus
Baumberger Material, das also in gothischer
Periode bis hier hinübergriff.
Die hohe Sakristei im Süden des Chores
ist mit zwei Kreuzgewölben überzogen und de-
ren Scheiderippe auf Consolen gesetzt. In den
Fenstern überraschen die einfachen Maasswerke
und einige alte Verbleiungen der Gläser;
zwischen den runden oder polygonen Scheiben
sitzen kleinere Gläser wechselvoll an Grösse und
Gestalt. In der Wand öffnet sich eine rund-
bogige, am Aussenrande spitzbogig profilirte
Nische für das Aquamanile, einen Messing-
Kessel von 0,12m Höhe und etwa 0,22m
EVERSWINKEL.
gedacht und wohl etwas älter; dreitheilige Fen-
ster, fischblasiges Maasswerk, eine Schräge als
Fussgesims, ein gekehltes Kaffgesims und ein
Kranz von Rundstab, Hohlkehle, Schrägplatte,
endlich der Baumberger Stein sind auch dem
Langhause eigen; — den Chor krönt, wie dies auch
anderswo beliebte, eine reichere Wölbung, die
hier sternartig wirkt, insofern vom Scheitel des
Quergurtes gen Osten durch sein Kreuzgewölbe
eine Rippe bis zum Mittelpunkte des Schluss-
gewölbes geht. Auch eignen seinen Rippen be-
sondere Stützen in belaubten Waudconsolen.
Aussen an der Hauptseite schmiegt sich in die
Kehle des Kranzgesimses eine grosse poly-
chrome Eidechse — Fig. 46 - und von einem
Strebepfeiler schaut ein Eber, einen Manns-
kopf zwischen den Vorderbeinen — Fig. 47 —,
beides sicherlich naive Anspielungen auf den
45.
Ortsnamen, gleichsam sprechende Wappen, ge-
rade wie der Biber zu Ostbevern. Die Geschichte
des Ortes aus dem zeitigen Namen herzuleiten,
mochte er auch vom ursprünglichen noch so weit
ablauten, wurde im Spätmittelalter Mode, und
diese herrscht noch heute unter den Leuten. Dass
übrigens beim Baue die Lambertikirche zu Mün-
ster entfernt als Muster vorschwebte, ersieht
man an den ungleichen Seitenschiffen, an den
Fenstermaasswerken und dem Höhenstreben des
Ganzen. Eine Denkschrift der Nordwand: Con-
radus Nipper de Alen, pastor h(uius) ecclesie
1490 ehrt unzweifelhaft den Mann, welchem die
Vollendung des Chorbaues und der Beginn des
Schiffes vergönnt waren. Weitere Bauförderung
seitens ansässiger Ritterfamilien verkündigen
vermutlich die theils einzeln, theils gepaart
an den Schlusssteinen oder den Chorconsolen
sichtbaren Wappen von Langen (fünf schräg
liegende Rauten), von Merveldt, Rump und
Voss. Auf spätere Renovationen deuten die
vorfindlichen Daten i857 und 1698, letzteres an
einem Chorpfeiler mit dem Zusatze M FIvH.
Das Mauerwerk besteht aus örtlichem Gestein,
die Laibungen, Rippen und Einfassungen aus
Baumberger Material, das also in gothischer
Periode bis hier hinübergriff.
Die hohe Sakristei im Süden des Chores
ist mit zwei Kreuzgewölben überzogen und de-
ren Scheiderippe auf Consolen gesetzt. In den
Fenstern überraschen die einfachen Maasswerke
und einige alte Verbleiungen der Gläser;
zwischen den runden oder polygonen Scheiben
sitzen kleinere Gläser wechselvoll an Grösse und
Gestalt. In der Wand öffnet sich eine rund-
bogige, am Aussenrande spitzbogig profilirte
Nische für das Aquamanile, einen Messing-
Kessel von 0,12m Höhe und etwa 0,22m