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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1889

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Heft 5/6
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Muther, Richard: Die Holzschnittwerke Kaiser Maximilians, [2]: Vortrag, gehalten im Bayerischen Kunst-Gewerbe-Verein den 13. Januar 1889 von Dr. Rich. Muther
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Haushofer, Karl: Ueber Email, [1]: Vortrag, gehalten im Bayerischen Kunstgewerbe-Verein am 16. Februar 1889 von Prof. Dr. Karl Haushofer
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https://doi.org/10.11588/diglit.6907#0037

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nehmen Unterdrücker schützt. Der Kaiser, mit der vom
Alter gebeugten Pallung, dem Schwert, dessen Spitze ab-
gebrochen ist, und dem goldenen Vließ, ist kein beliebiger
Märchenkaiser, nein noch damals hat der vaterländische
Sinn polbein's der Gestalt die Züge Maximilians ver-
liehen.

Die Künstler dachten eben alle mit Liebe und Wehmuth
an Maximilian zurück; sie ftimmten alle mit Dürer überein,
der beim Tode Maximilian in sein Tagebuch einschrieb,
daß „Kaiserliche Majestät ihm viel zu früh verschieden sei".
Sie fanden keinen Herrscher wieder, der so wie Kaiser
Maximilian ihnen günstig war. Auch die folgenden deut-
schen Fürsten waren zwar nicht der Kunst abhold, bewiesen
im Gegentheil oft warme Kunstliebe. Ts kamen die bayerischen
Herzoge Albrecht V., Wilhelm V. und Maximilian, sowie

die österreichischen Fürsten Ferdinand und Kaiser Rudolf.
Zhre Kunstliebe offenbarte sich aber weniger in der Förderung
einer großen schöpferischen Thätigkeit der Künstler, als in
eifriger Sammellust, in der Anlage von Kunstbüchern und
Kunstkammern, bei deren Zusammenstellung gewöhnlich auf
den Erwerb von Seltenheiten mehr Gewicht gelegt wurde,
als auf künstlerischen Werth. So konnten zwar Kunst-
kammern , wie die des Herzogs Albrecht von Bayern und
die Ambraser Sammlung entstehen, aber der eigentlichen
freien Kunst kam die Kunstliebe dieser Fürsten wenig zu
Gute. Maximilian I. war der einzige deutsche Fürst, der
die Kunst der Renaissance mit Theilnahme pflegte, nicht
Sammeleifer entwickelte, sondern wirklich thatkräftig in ihren
Entwicklungsgang eingriff. Deshalb wird ihm auch die
Kunstgeschichte eine dankbare Erinnerung bewahren.

platte mit Grubenschmelz. Alt-chinesisch.

(Nach Garnier, Distoires äs la verrerie er äs 1'emaiierie.)

Wer Limit.

Bortrag, gehalten im Bayerischen Kunstgewerbe-Verein am s6. Februar s88st von Prof. Or. Karl Daushofer.



s ist ohne Zweifel eine der interessantesten und
dankbarsten Aufgaben kulturhistorischer Forsch-
ung, die Arbeiten der Edclschmiedkunst bis in die
ältesten Zeiten zu verfolgen, ihren Zusammen-
en verschiedenen Kulturvölkern, die Uebergänge
von dem einen zum andern, den Einfluß des einen auf
das andere, endlich die Beziehungen zu ermitteln, welche
zwischen der Entwicklung der Edelschmiedkunst und den
politischen und sozialen Verhältnissen der Nationen sich un-
leugbar zu erkennen geben. Außer den Werken der Keramik
hat keine Art des menschlichen Fleißes so weit zurückreichende,
so reichliche und so wohlerhaltene Spuren hinterlassen als
die Edelschmiedkunst. Die Ursachen davon sind mehrfache
und leicht erkennbare. Es ist erstens die unvergleichliche
Dauerhaftigkeit der aus edlem Metall gearbeiteten Gegen-
stände, ferner ihr hoher Werth, welcher sie wohlbehütet von
Geschlecht zu Geschlecht übergehen ließ, vor allem aber die
uralte, fast allen Völkern eigene Sitte, die Verstorbenen mit
ihrem edlen Geschmeide zu bestatten. Barbarische Krieger-
völker haben wohl von Zeit zu Zeit in: Sturm die Welt
durchfegt und in ihrer Beutegicr und Zerstörungslust auch
die Gräber nicht verschont — wie die Mongolen, welche
die Kultur Asiens in den Boden stampften, wie die Moslini,
welche die reichen Schätze der Todtenstätten von Persien,
Griechenland und Aegypten ausgeräumt und im Vergleich

zu dem, was vorhanden gewesen war, nur eine dürftige
Nachlese gelassen haben. Und doch knüpfen sich unsere
sichersten Kenntnisse von der Existenz und dem Kulturzustand
längst verschwundener Völker und Reiche vorzugsweise an
ihren Nachlaß an Edelgeschnieide in den Grabstätten und
unter den Trümmern ihrer Städte. Die fast märchenhaften
Funde von pissarlik, Typern und Mykenä führen uns in
vorhistorische Epochen, an die Anfänge kunstgewerblicher
Thätigkeit zurück, deren Erzeugnisse, mit den einfachsten
Mitteln und Werkzeugen hervorgebracht, ohne Anlehnung
an berühnite Muster lediglich dem mächtigen Drang des
Menschen nach Schmuck und Zierde entsprungen, in der
Ursprünglichkeit ihrer Empfindung so eigenartig anmuthen.

Mit der Geschichte der Edelschmiedkunst reicht auch die
des Email's in uralte Zeit zurück. Sein Name gibt uns
dafür allerdings keinen Anhaltspunkt. Er ist nur die
gallisirte Form des mönchslateinischen Wortes smaltum
oder esmalotum, welches aus dem gut deutschen Worte
Schmelz oder Schmelze hervorgegangen ist und zu einer Zeit
an die Emailarbeit sich anheftete, als in deutschen Werk-
stätten die Pauptsitze dieser Kunst zu finden waren. Fran-
zösische Schriftsteller haben allerlei Versuche gemacht, das
Wort Email aus romanischen oder semitischen Sprachen
abzuleiten, ohne indessen große Erfolge zu erzielen. Auf-
fallend nuiß es erscheinen, daß die antiken Sprachen der

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