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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1892

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Heft 1/2
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Gmelin, L.: Die Mannesmannröhren im Kunsthandwerk
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.6906#0025

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jenen vorn links am deutlichsten erkennt, sind von einem Vrna-
ment begleiiet, welches in den kfauptlinien zwei L-Bogen darstellt,
die vereinigungsstelle desselben zeigt wiederum noch einen kleinen
Rest des ursprünglichen Rohres, aus welchem das ganze Druament,
gearbeitet ist, und zwar über das Leituugsrohr geschoben.

Wie aus diesem Beispiel ersichtlich, läßt sich eine ganze Menge
von Druameuteu aus dem Rohr schmieden, welche mit demselben fast keine
Verwandtschaft mehr erkennen lassen; ähnliche kleinere Arbeiten sind
aus der genannten werkstätte noch mehrere hervorgegangen, die zwar
3- Th. „och als Versuchsobjekte anzusehen sind, die aber doch beweisen
wie groß das Gebiet ist, das siel; das Mannesmannrohr erobern kann.
Set einem kleinen Brief- oder Zeitungsständer z. B. ist das Rohr-
stück der Länge nach halbirt und während die eine (horizontal liegende)
Hälfte — mit Ausnahme der zu den vier Füßen verarbeiteten Luden —
"ach die ursprüngliche Rohrgestalt zeigt, ist die andere kfälfte zu den
aus Rosenranken gebildeten, durchbrochenen Wandungen des Ständers
Umgestaltet.

Das Mannesmannverfahren ermöglicht es, jeden beliebigen
2tahl zu verarbeiten, weshalb das Rohr auch die Behandlungsweisen
verträgt, welche dem Stahl znkommen: es kann an beliebigen Stellen
gehärtet oder auch weicher gelassen werden, ein vortheil, der z. B.
dem Wa sfe »sch ni ied sehr zu gut komnieu wird, wenn er Griff und
Rlinge ans einem Stück machen will. Infolge dieser Eigenschaften
gestattet das Material auch eine ganze Reihe von Färbungen auf

chemischem Wege, theils von einer Farbe in die andere übergehend
theils schroff abgesetzt; — dazu kommt noch die Möglichkeit der An-
wendung des Politur, so daß der Metallcharakter aufs Beste gewahrt ist.

So weit die versuche bis jetzt bekannt geworden sind, läßt sich
außer Lisen und Stahl auch Kupfer, Delta-Metall, Weißmessing und
Aluminium mit feinen Bronzen »ach dem Maunesmann-Verfahren
verarbeiten; die den: Aluminium ohnehin zugesprocheue bedeutende
Rolle in der Zukunft wird hierdurch uni ein beträchtliches vergrößert.
Zunächst ist nicht abzusehen, wie tief diese Veränderungen in der
Technik zugleich mit den Verschiebungen in den Preisen auf das Kunst-
gewerbe einwirken wird. Mit der Gewinnung eines neuen Materials,
welches den Kunsthandwerker zu neuen Bearbeitnngsweisen, zur Ans-
deukung neuer Gestaltmigeu zwingt, wird immer den Anstoß zu einer
weiteren Lntwickelung gegeben; möge sich bei unfern Kunstschlossern
auch stets die künstlerische Phantasie dasür sinden! 6.

ÖCrtfette kunstgewerblichen <I)usterblMer.

Tafel z: Ehrengabe; Sr. Kgl. lfoheit dem Prinz-Regenten
Luitpold von Bauern gewidmet vom Bayerischen Kuustgewerbcverein.
Entworfen nnb modellirt von Bildhauer Pezold, ausgesührt von
mehreren Münchener Meistern. Das schwebende weibliche Figürehen,
die Werkzeuge kunstgewerblichen Schaffens und eine Iubelposauue in den
ksänden, auf einem mit Emblemen und Attributen reichgeschmückten
Postamente ist als Sinnbild des heimischen Kuustgewerbes
gedacht. In festlicher Gemaudimg erscheinen-, will das Kunstgewerbe
bei der dem Durchlauchtigste» Landesfürsten dargebrachten Buldigung
gleichfalls ve,treten sein und au der Festesfreude Iheiluehmen; denn
tu den, Allerhöchsten Jubilar feiert es ja zugleich den hohen Schirmer
alles T^len und Schönen, den warmen Förde,er von Kunst und
Runsthandwerk wie zumal den Allergnädigsten Protektor jenes ver-
ci„s, der sich die Pflege des vaterländischen Kunstgewerbes zur Aufgabe

gemacht hat.

Die auf dem Metallbelag des Steinsockels angebrachten Inschriften

lauten:

Zur 70 jährigen Geburtstagsfeier
der bager. Kuustgewerbe-Verein, München,
dem erhabene» Protektor
Priuzregent Luitpold von Laperu.

Der Eharakter des Geschenkes als „Vereinsgabe'' ließe? wünfchens-
werth erscheinen, daß die Ausführung dcsf.lben auf eine größere
6>ahl von Vereinsmitgliedern vertheilt werde. Den Entwurf sowie
das Modell zu Postament und Statuette lieferte Pezold Georg,
Bildhauer dahier, z. §t. Schüler des Akademieprofessor Eberle, vor-
her Schüler der k. Kunstgewerbeschi,le. — Den Guß besorgten,
l der Figur: lferzuer Johann, 2. des Postamentes: tliühl-

berger Josef, beide Kunstgießer; die Eiseli r» n g und Fertigstellung
besorgten: der Figur : Roth m ü Iler Karl, Liselenr, 2. des

Postamentes : lfeiöen Theodor, posznwelier; die Ema i larbeit
besorgte: Elchinger Julius, pofjuwelier; die Juwelierarbeit
Aterk Paul, lfofjnweli-r; die Aetz- und Treibarbeit: Eberth
Leopold, Goldschmied; die Gravierarbeit: porrmaun Rudolf,
Hofgraveur; den Steinsockel: Ronchetti Franz, Marmor-Indu-

strieller, sämmtliche in München. (Wegen der Ueberreichung des Ge-
schenkes vergl. Beiblatt Nr. ;2 des Jahrganges ;8gt). Der unterste,
niedere Sockel besteht ans dunklem rothgrauen Marmor; die Postament-
füße ans Lasurstein. Das Postament selbst ist fast ganz vergoldet,
mit Ausnahme der Widderköpfe, einzelner Kianztheile, der emaillirten
Früchte. Der Namenszug £ besteht aus Rubinen auf weißem Email,
von grün emaillirten, Lorbeerkranz umgeben; die Rückseite des Posta-
mentes enthält das bayerische Wappen, die beiden Seiten die Jahres-
zahlen Zs2l und ;8yt in Gold auf rothem Emailgrnnd; die Voluten
am ober» Theil des Postamentes sind mit Rubinen und Smaragden
besetzt. Das Figürehen ist in or^dirte», Silber gehalten; nur einige
Theile der Kleidung, dann der Sm'nkranz, die Tuba, Palette, lfammer
und Lorbeer sind vergoldet. — lföhe des Ganzen (einschließlich Marmor-
Sockel) bis zum Scheitel des Figürcheus 35 cm. —

Tafel 2: Umrahmung für ein Musik-Programm. Entworfen
und gezeichnet von Direktor L. Schick in Lasse!.

«05

Tafel 3: Bibliothekzimmer. Im lfause des Professor
vr. Pringsheim, München. Nach Entwürfen von v. Kayffer & Groß-
heim, Berlin ausgesührt von verschiedenen Münchener Meistern. —
Der in diesem Zimmer befindliche Kamin ans Hellem istrischen Kalk-
stein ist alt-venezianische 21,beit; der darüber angebrachte Gobelin,
sowie die ans (!)be,italie,i stammenden Bildnisse sind gleichfalls alte
Stücke. Der Kamineinsatz wurde von lfofkuiistschlosser R. Kirsch ge-
fertigt; Vertäfelung, Möbel »nd das Portal, welches das Biblioihek-
zi,„,»er vom Saal trennt und durch große Schnbthüren verschlossen ist,
wurden von Seb, Riese„,a»n, der Plafond wurde von F. Rad-
spieler & Lo. ansgeführt. Die Tapeziera, beit, bei welcher mehrere
alte Applikalionsarbeiten zur Verwendung kamen, besorgte Meister &
Soh n. — lföhe des Zimmers ^,30 in; Grundfläche 8,5 zu 6,5 in.
 
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