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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0015

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Vorwort.

IX

«denen eine grössere Zahl auf Tab. 242 zusammengestellt ist. Aulfallend arm an Beschlägen sind dagegen
■die Privatbauten in Folge der verderbliehen Thätigkeit von Frankfurter Alterthumshändlern. Noch im .lalire
1881 gab es in Gelnhausen Treppengeländer a. dgl., die jetzt verschwunden sind.

Der Pr«f*n-ban des Kreises beansprucht besonderes Interesse, insbesondere die Kaiserpfalz, d;is
romanische Hatbaus, und einige andere Bauten des 13. Jahrb. zu Gelnhausen. Aber auch die ysen-
burgisehen Schlösser zu Hirstein und Wächtersbach bieten beachtenswerthes. Von der complicirten viel-
fach umgebauten Umfangreichen Burg Hirstein gelang es aus den Akten und Rechnungen des dortigen Archive«
eine ziemlich vollständige Baugeschichte zu ermitteln, deren wichtigstes Ergebnis der Nachweis sein dürfte,
dass zu Büdingen im 16. und 17. Jahrhundert eine Steinmetzenzunft bestanden hat, deren zahlreiche Mitglieder
bei den Bauten des ausgedehnten gräflichen Gebietes thätig waren, und denen desshälb unbedenklich alles
formal verwandte der dortigen Gegend zugeschrieben werden darf.

In dem Kreis sind trotz der frühen Ansiedelung, der günstigen Verkehrs- und Erwerbsverhältnisse,
auffallend wenig Burgen nachweisbar. Ausser Hirstein und den geringen Kesten von Beilstein sind dieselben,
soweit sie erhalten sind, sämmtlich Wasserburgen, (Gelnhausen, Burgjossa, Wächtersbach, Hausen) und
auch die untergegangenen, wie Spielberg und Bernbach, sind solche nachweislich oder wahrscheinlich gewesen.
Weitere Burgen finden sich nicht.

Der private Wohnbau bat nur in den Städten (leinhausen und Orb ältere Reste hinterlassen,
dafür aber auch desto merkwürdigere, wie das Fachwerkhaus mit Hängepfosten in der Poststrasse Nr. 303 zu
Gelnhausen. Während hier seit dem 12. und 13. Jahrhundert bei den Höfen der angesehenem Familien der
Steinbau bevorzugt zu sein scheint, ist für die geschlossene Bebauung ein Typus mit steinernem Unterstock
und weit ausladenden Fachwerkobergeschossen zwischen meterdicken ebenfalls auskragenden Brandmauern
offenbar in Folge eines Ortsstatutes• zur Durchführung gekommen. Auf dem Land hat bis zur neuesten Zeit
der Fachwerkbau geherrscht, es fehlen aber bei der Lage des Kreises auf einer Heerstrasse und dem billigen
Haumaterial Bauten, die älter als vom Schluss des 17. Jahrhunderts wären, und diese zeigen nur in den an
den Vogelsberg stossenden Theilen eine reichere formale Durchbildung. Soweit nicht die Zersplitterung des
■Grundbesitzes eine Bildung richtiger Bauernhöfe hindert, herrscht der fränkische Typus derselben in der dem
Vogelsberger (leinet eigenthümlichen Nuance. Auch hier hat früher die sgrafittoartige Verzierung der Wand-
gefache geherrscht, ist jetzt aber ganz erloschen.

Was sonst von baulichen Gebilden, Brücken, Brunnen etc. bis zu den Grenzsteinen herab dem Ver-
fasser bekannt wurde, und eigenen oder typischen Werth hat, ist ebenfalls gewissenhaft verzeichnet resp.
abgebildet, wobei freilich manches interessante Stück übersehen sein dürfte.

Zum Schluss sei Allen. Behörden und Privaten, welche das vorliegende Werk gefördert und thätig
unterstützt haben, öffentlich gebührend Dank abgestattet. Zunächst sei dankend der Communalverwaltung des
Bezirks gedacht, welche in liberalster Weise zur Durchführung des Programmes nicht nur eine reiche
bildliche Ausstattung durch namhaften Zuschuss, sondern auch durch Beauftragung des Dr. Grotefend die
erforderlichen archivalisehen Vorarbeiten ermöglichte. Sodann sei der Förderung gedacht, welche der Direktor
des hiesigen Staatsarchivos Geh. Archivrath Dr. G; Könnecke als solcher, und als Mitglied der Denkmals-
commission des Bezirks dem Werk insbesondere auch durch geschickte Finanziirung hat angedeihen lassen.
Ebenso förderte s. Durchlaucht der Fürst zu Isenburg-Wächtersbach wesentlich die Erforschung der Denkmale
von Wäc'htersbach und Umgegend. Der Direktion der Landesbibliothek zu Cassel verdankt Verfasser die Benutzung
des wichtigen Nachlasses von Hundeshagen, und das Bauamt zu Gelnhausen leitete nicht nur die mühsame Aus-
grabung der Burg, sondern stellte auch vorhandene Pläne verschiedener Bauten des Kreises zur Verfügung.
Von den Geistlichen ermöglichte der leider inzwischen verstorbene Pfarrer Kausei zu Birstein durch zeitweises
Abtragen der Kanzel die Aufnahme des schönen Grabmales (Tab. 200), Pfarrer Hufnagel ergänzte die Aufines-
sungen der Kirche zu Unterreichenbach, und Pfarrer Heyde die der zu Lohrhaupten. Besonders ausführliche
Nachrichten gab Dechant Deufert zu Oberndorf über die Capelle zu Mernes, von welcher er selbst Aufmessungen
und photographische Aufnahmen zu machen die Güte hatte. Von Privaten förderte vor allem Prof. H. v. Schmidt
zu München das Werk durch Ueberlassung der prächtigen im .Massstab von '/so gezeichneten Aufnahmen der
.Marienkirche zu Gelnhausen, und durch Zugänglichmachung seiner Privatakten über dieselbe. Eine wichtige
Quelle erschloss sodann General a. I). von Bauer zu Cassel in dem künstlerischen Nachlass des Geb. Ober-
baurathes Rubi, aus dessen Scizzoubüchorn die schönen Tafeln 15(1), 120, 161 entnommen sind, während die-
selben für andere Kreise des Bezirks noch manches weitere schätzbare Material bergen.
 
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