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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0024

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Die Anlage der Stadt und deren Befestigung

Strassen, Mühlen etc.

Stadtplan und Befestigungsanlage im Allgemeinen.

Es ist anzunehmen, dass sowohl der Umfang der heugegründeteh Stadt, als deren hauptsächlichste
Strassenzüge schon bald festgelegt wurden, und dass die Ringmauer, als Vorbedingung jeder Städtanlage und haupt-
sächlichstes Anlockungsmittol neben den gewährten Privilegien, gleichzeitig zur Ausführung gelangte. Durch
eine Reihe von Gebäuden welche der ältesten Zeit angehören, ist die Übereinstimmung vieler Strassenzüge
mit den heutigen ausser Zweifel gestellt; wo diese fehlen, haben sieh oft alte Brandmauern als Belege erhalten.
Die Anlage schmiegt sieh eng dein gegebenen Terrain an, und es ist offenbar gar kein Versuch gemacht
worden, das natürliche Gefälle der Strassen zu regüliren. Nur für die wichtigsten Bauten wurde an schon
von Natur geeigneten Stellen durch Terrassenmauem ein etwas umfangreicherer ebener Platz geschaffen.

Die Hauptstrassenzüge laufen längs des Berghanges in der Richtung des durch das Kinzigthal führenden
Strassenzuges, andere senkrecht davon abzweigend zu der die Kinzig überschreitenden Brücke.

Den ursprünglichen Umfang der Stadt bezeichnet die noch heute in ihrem alten Lauf, wenn auch nicht
in der alten Construction, erhaltene innere Stadtmauer, und den erwähnten Hauptstrassenzügen entsprechen
die in denselben belegenen Thore: das Haitzerthor im Osten, das Holzthor im Norden, das Röderthor
im Westen, das Rupert er thor in der Mitte der Südseite, das Haselauerthor am Ende derselben. Haitzer-
thor und Röderthor dienten dem Durchgangsverkehr in der Thalrichtung, das Haselauer dem nach der
Ebene und nach dem Spessart zu, während das Holz thor den Ausgang nachdem für die Stadt so wichtigen
Büdingerwald, das Rup erterthor den zu den Gärten, Weiden, Mühlen, Gerbereien und dem Anlegeplatz der
Sehiffe vermittelte. Eine kleine Pforte, das Lindhrunnenthörchen, gewährt Zugang zu dem wichtigsten Quell-
brunnen. Bei dem hervorgehobenen Anschmiegen an die natürliche Terrainbildung würde ein verlassener älterer
Mauerzug sieher erkennbare, Spuren hinterlassen haben. .Mauern und Thore dieses inneren Ringes müssten also,
obgleich die erste überlieferte urkundliche Erwähnung der Thore aus dem 13. bzw. 14. Jahrhundert datirt, die
ursprünglichen Stellen einnehmen.

Von diesen alten inneren Thoren haben sich nur das Haitzerthor (Plan Nr. 1) und das Holzthor
(Nr. II) in spätmittelalterlicher Erneuerung erhalten. Von dem inneren Röderthor steht noch ein Stück des
Thorgewändes am Eingang der Langengasse rechts (Plan Nr. X). Es diente noch im vorigen Jahrhundert als
Gefängniss.

Das Ruperter thor lag am Ausgang der Kuhgasse (jetzt Poststrasse), der Stelle der neuen Strasse,
welche am Platz heisst (Nr. XII). Sein Name urkundlich 1328 zuerst genannt als Rotbertertor, kommt in den ver-
schiedensten Varianten: Roparter- Ruperter- Rumpeier- Rympeler- Rumpelheimer- Reprechter- Roprechterthor
vor. Schon im 16. Jahrhundert hiess es der stumpfe ThurmJ) und bestand bis 1765, wo es nebst dem inneren

') Vgl. das Geschützverzeichniss von 1569. Noch im Jahre 1749 wurde es reparirt (Eentamts-Einnahme, Stadtarch. Gelnh.
p. 41), in einem Wehrschaftsbuch von 1599 Reprechter und Roprechterthor, im Landscheidebuch von 1418 Ruperterdor in der Flei-
schergasse genannt. Die so verschiedene Schreibweise lässt, vermuthen, dass der Name schon frühe arg entstellt ist. Aus der ältesten
Form Hesse sich als Rothgerberthor eine wahrscheinliche Ableitung gewinnen nach Analogie des Ziegelthores, Schiffthores und Holz-
thor.es. Das Thor führte thatsächlich zur Löhergasse.
 
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