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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0025

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Die Anlage der Stadt und deren Befestigung.

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Hese 1 e rtIi o r (das später Schmidtthor hiess und an der Stelle des Janda'schen Hauses am Ausgang der
Schmidtgasse lag) durch den pfandherrschaftlichen Hentineister Rüffer abgebrochen wurde, wie aus einer Be-
schwerde der Zünftmeister hervorgeht. Vor der Anlage der zweiten Mauer bildete also dieses alte innere
Heselerthor den Ausgang nach der Burg sowohl, als nach der schon 1346 als „hohe Brücke" (II, 517), 1416 als
..Steinbruche geyn dem Closter myrolts", bezeichnete Kinzigbrücke. Die schon 1264 genannte Stadtmühle lag
also ausserhalb der Mauer.

Neben den erwähnten Thoren scheint die alte innere Stadtmauer keine Thürme besessen zu haben,
denn nirgends sind Spuren derselben in dem fast überall noch wohlerhaltenen Mauerzuge zu erkennen, oder
in älteren Abbildungen und urkundlichen Nachrichten überliefert. Nur der „Halbmond"^ der obere Thurm
(cf. Geschütz verzeicbniss), macht scheinbar eine Ausnahme, erweist sieb aber bei näherer Betrachtung (cf. Be-
schreibung) als späterer Zusatz.

Der Fratzenstein aber steht ohne Verbindung hinter der älteren Mauer und ist nachweisbar erst
um 1447 errichtet, sehr spät aber in Folge des Streites mit der Burg (erst 1479) „ganz ausgemacht" (cf.
Beschreibung ■

Schon im 13. Jahrhundert entstanden ausserhalb dieser alten Stadtmauer Aussiedlungen für Gewerbe,
welche die Nähe des Wassers suchten, auch Anlagen, welche in den alten aufgeteilten Quartieren keinen Platz
fanden, so für das Hospital infra fines parochiae, den Hainerhof, die Quartiere der Gerber (Löher) und Schiffer
und das Ziegelhaus. Während noch 1257 das suburbium citra portam que fespicit Hasela genannt, ist. muss
schon 1311 die Gegend um das Hospital durch einen Graben fosso exteriori geschützt gewesen sein und bereits
1328 wird das Rotberterthor als valva inferior bezeichnet. Im Anfang des 14. Jahrhunderts müsste also die
Einbeziehung der auf der Süd- und Westseite der Stadt gelegenen Ansiedlungen durch eine zweite vom äusseren
Holzthor bis zum Burgthor reichende Mauer zu setzen sein. Wir linden demgemäss auch um das Jahr 1361
und 1370, aus welchen uns für die Topographie von Gelnhausen höchst werthvolle Archivalien: ein Gülte-
register und ein l.andscheidebuch (cf. Urk. III) erhalten sind, bereits die den alten Thoren entsprechenden
des neuen Beringes entweder direkt genannt, oder durch den Beisatz „innere" erwiesen, nämlich:

das uszere holzdor 1361 Urk. III, p, 441,31
„ falfa castrensium 1370 ., III. p. 718,17
„ inner heselerdor 1370 „ III, p. 724,3
„ ynner Roderthor 1383 n III, p. 305

Ob nun dieser äussere Befestigungsring gleich Anfangs eine Mauer besessen hat, oder nur aus Wall
und Graben bestand, ist nicht zu ermitteln gewesen, ersteres ist aber wahrscheinlich, da in dem Zug der
fast lückenlos bis auf die neueste Zeit erhaltenen Mauer ein Thurm, der hohe Thurm, jetzt Buttenthurm.
noch steht, welcher seiner Form nach das älteste Stück der Befestigung ist, und daneben nach dem Holzthor
zu der Rumpf eines ganz ähnlichen sieh erhalten hat, welcher in dem Landscheidebuch von 1370 (III, 722, (16)
bereits mit den Worten vinea retro antiquam turrim bezeichnet zu sein scheint.

Um diesen Punkt hier gleich zu erledigen sei bemerkt, dass auch diese äussere Mauer ausser den er-
wähnten Thürmen nur noch zwei niedrige halbrunde nach aussen vorspringende, und einen nach innen vor-
springenden viereckigen Thurm besass, von denen der eine in der Gegend des Hainerhofes nur auf dem Stich
von Merian nachweisbar ist. der viereckige neben dem Eingang des Todtenhofes lag, und der zweite halb-
runde bastionartige erst im Jahre 1897 beim Bau der Kreiskasse abgetragen ist (Stadtplan XIII u. XIV). An
der Ecke, wo die äussere Mauer rechtwinklich zum Burgthor und zum Anschluss an die alte Mauer umbog, ist
ein noch erhaltenes ausgekragtes Wachtthürmchen angelegt. (Stadtplan XIXa, Taf. 15.)

In der äusseren Ringmauer bestanden demnach folgende Thore: 1. das äussere Holzthor, 2. das
äussere Röderthor, 3. das Schiffthor, 4. das äussere Heselerthor, 5. das Burgthor. Von diesen
entsprach das Schiffthor dem Rotberterthor, Heseler- und Burgthor dem inneren Heselerthor auf den zur
Burg und zur Brücke abzweigenden Wegen. Im Jahre 1476 erhielt die Stadt Gelnhausen vom Kaiser Friedrich III.
die Erlaubniss, Mauern und Thürme zu erneuern. Damals wurden jedenfalls sämmtliche Thorthürme umgebaut,
und sind in dieser Form theils bis heute erhalten, theils in Abbildungen nachweisbar. Alle zeigen die äusserste
Einfachheit und Nüchternheit, und nur das Schiffthor ist etwas monumentaler construirt. In der gleichfeil
Periode wurde auch der Zugang zur Vorstadt Ziegelhaus mit einem massiven Thorthurm bewehrt, welcher
erst in den 40 er Jahren abgetragen ist, und dessen Stelle noch der älteste Katasterplan von 1831 angiebt.
Trotzdem behielt die Vorstadt Wall, Graben und Hege ohne Mauern, wie aus dem Streit mit dem Hanauer
 
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