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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0033

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Die Burg;.

Einleitung.

Die Burg der alten Grafen von Gelnhausen kommt urkundlich zuerst 1158 vor, in welchem Jahre sie
Erzbisehof Arnold von Mainz von dem legittimo posessore . . . cum prediis et ministeriaübus ad ipsumpertinentibus
zum besseren »Schutz der Kirche contra tyrannos et persecutores in jener Gegend (den Kaiser?) kauft. Noch
1180 ist sie im Besitz des Erzstiftes, da der Reichstag, auf welchem Heinrich der Löwe abgesetzt wurde, damals in
Gelinhusen in territorio moguntino abgehalten wird. Wenn nun Mainz zwischen 1187 und 1190 (Urkb. I, 89) die
Hälfte durch Lehnsauftrag an den Kaiser verlor, so wird dieser die andere Hälfte nicht sofort erlangt haben. Ein
völliger Umbau der alten Burg, als welcher sich der erhaltene Bau darstellt, kann also erst nach Erlangung des
vollen Besitzes von Friedrich Barbarossa wohl begonnen, aber kaum vollendet worden sein, da er schon 10. VI. 1190
starb. Dieser leider die liebgewordenen seitherigen Annahmen beseitigende Nachweis steht in vollem Einklang mit
den vorgeschrittenen Formen der Palasarchitektur. Keine der Geinhäuser Kaiserurkunden der bezüglichen Zeit ist
in cmtro Gelnhausen datirt, die Gründungsurkunde der Stadt „in GeyUthusen", andere (z. B. 1207 Urkb. I 99) apud
Geilnhusm. Nach den bisher zugänglichen Quellen kann der Bau der Burg also höchstens um 1190 begonnen
und etwa 1200 vollendet sein. Während Friedrich I. der angeblich eben von ihm glänzend neu erbauten Burg
zehn Jahre lang (1170—80) fern blieb, und sie dann 1182, 86 und 88 besuchte, könnte die öftere Anwesenheit
Heinrich YI. in den Jahren 1190, 92, 93, 95, 96 für eine Bauthätigkeit unter ihm sprechen. In der eben
vollendeten Burg fand dann wold unter Philipp von Schwaben die Feier der Vermählung seiner Tochter mit
Heinrich von Brabant statt.

Noch bis zu Ludwig dem Baier waren alle Kaiser öfter in Gelnhausen, residirten also wohl auch in
der Burg. Unter Karl IV. wurde durch den Michael Kurbiez, einen Böhmen, welchen er an Stelle des vor-
übergehend abwesenden Landvogtes Ulrich von Hanau zum Hauptmann der Wetterau gemacht hatte, im Jahre
1363 *) die Burg von Reichs wegen „gestoret", weil sich Geächtete in sie geflüchtet hatten, und diese Ver-
wüstung muss eine so gründliehe gewesen sein, dass bereits, als Ruprecht von der Pfalz nach Gelnhausen kam.
über den Verfall in baulicher wie wirtschaftlicher Beziehung lebhafte Klage geführt wurde, und dass kein
Kaiser mehr von da an in der Burg abstieg. Seitdem ist die Geschichte derselben nur eine Aufzählung der
verschiedenen Phasen ihres Verfalles. Schon im 14. Jahrhundert beginnen die Reibereien zwischen Stadt und
Burg, und die Uebcrgriffe der nur ihren Nutzen suchenden Burgmänner der Burg selbst gegenüber. So muss
Wenzel 1398 (Urkb. IV, p. 685) tadeln, dass „unser und des riches thurn und hus der bürge Geilnhusen
verbauet sey ..." und Ruprecht musste in dem Burgfrieden von 1410 gestatten, dass bei den Juden Geld zum Bau
aufgenommen werde, die Burgmänner sollten aber, falls dies nicht reiche, bei Strafe des Ausschlusses bei-
steuern. Die Burgmänner verkauften sogar eigenmächtig an zugezogene Handwerker Lehnsstücke, Hessen Burg-
sitze verfallen und suchten keine Belehnung dafür nach.

') (Urkb. III, p. 472) by diszem lantfoid wart die bürg zu Geinhusen von ym gestoret dan er sine mage und friinde da-
ryime verstolen gefangen vant die er lange ziit gesucht hatte. (Gelnh. Stadtb. Berlin.)
 
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