Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0038

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20

Die Burg.

Baubeschreibung.

Gesammtanlage.

Kernburg, Vorburg, Wassergräben und Brücken.

Die Burg' Greinhausen ist eine Wasserburg, der Entstehungszeit und der Anlage nach den benach-
barten Wasserburgen zu Büdingen, Wächtersbach und Burgjossa verwandt. Sie bestand aus einem Kernwerk,
dessen in vollem Umfang erhaltene thurmlose starke Ringmauer von annähernd trapezförmiger Grundgestalt
dicht von einem Wassergraben umgeben, und nur mit einem Haupteingang versehen war. Vor letzterem lag
eine geräumige Vorburg, die von der grossen Kinziginsel, deren Spitze das Kernwerk bildet, durch einen
Graben und Zaunwall abgetrennt war.

Die Kernburg, schon seit dem Ausgang des 14. Jahrhunderts nicht als Absteigequartier der Kaiser
dienend, und in ihren Hauptbauten bereits im Verfall begriffen, hat sieh dennoch in so erhellliehen Resten er-
halten, dass sie von allen Burgen der deutschen Kaiser im 12. Jahrhundert die vollständigste und dabei die
architektonisch am reichsten durchgebildete ist.

Die Vorburg dagegen, welche die Sitze des Forstmeisters und einiger angesehener Burgmänner uni-
fasste, wurde bis zur Auflösung der Burgverfassung fortdauernd bewohnt und den Zeitbedürfnissen entsprechend
umgestaltet. Insbesondere brachte das 15. Jahrhundert nach dem Vorgang der Stadt, welche ihre Ringmauern
erneuerte, eine neue Ringmauer mit Thoren, sodass wohl die Grundzüge der ursprünglichen Anlage erhalten
sind, aber kein Theil ihrer ursprünglichen Construction. Sogar das im 15. Jahrhundert entstandene, ist in den
beiden letzten zum Theil wieder so gründlich zerstört worden, dass weder erkennbare Reste noch die Tradition
davon Kunde geben, es vielmehr eingehender arehivalischcr Studien bedurft hat, um ein vollständiges Bild des
früheren Zustandes und seiner Umwandlung zu gewinnen.

Zum Nachweis der oben erwähnten Wassergräben in der Burg selbst dient als Quelle ein Plan des
östlichen Geländes vor der Stadt Gelnhausen in Vogelperspektive und mit Deckfarbe gemalt vom Jahre 1555 (Tab. 17),
auf welchem der an der Nordseite der Kernburg über den ehemals Grempsehen Hof führende Graben zu sehen
ist, und für den vor dem Thor herlaufenden giebt eine Handzeichnung in der Bezeichnung „Graben" den
Nachweis. (Tab. 44) beide im Staatsarchiv zu .Marburg. In einem Aktenstücke des Archivs Büdingen, Stadt
und Land, Nr. 688, Bericht der Brücken halber zu Gelnhausen von 1709, wird unter 3. auch die
„kleine Brücke" über diesen Graben genannt. Die betreffende Stelle lautet vollständig:

1. Die Brücke Haynbucher Brück genannt, haben die Burgmannen auf eigene Kosten zu unterhalten.

2. Die Brücke am Haynerthor machen die Juncker auf eigne Kosten und giebt die Herrschaft das
nothwendige Holtz darzu.

3. Die kleine Brücke im Schloss desgl.

4. Die Obenhäuser Brücke nacher Himelaw zu ist das Wolferborner Gericht uf Ihre Kosten zu
machen schuldig.

5. Die Brücken gegen die Stadt pflegen das Gründauer Gericht zu machen.

6. Die Mittelbrüeke vnter dem gemeinen Haus machen die Selbolder und die Hailer.

Von dem Thor des Kernwerkes führte eine kurze Brücke über den inneren Graben, und auf eine
parallel der Thorfront über die Kinziginsel laufende Strasse. Sie war nach Süden — nach Altenhasslau zu -
mit einem Porthaus, dein Hainthor, geschlossen, dessen steinerner Unterstock noch besteht (Stadtplan Nr. XXV,
Ansicht Tab. 42), vor dem eine hölzerne Brücke, die Hainbrücke, den Kinzigarm (den ursprünglichen Fluss-
lauf) überschritt. Weiterhin führte der Weg an dem Zendelgarten (den v. Forstmeister gehörig) vorbei, mittelst
der Hainbachbrücke über den Haingraben nach Altenhasslau. Auf der anderen Seite» nach der Stadt zu wurde
die Querstrasse durch das Tränkethor1) (Stadtplan XXIII) abgeschlossen, welches, wie wir oben (p. 161
sahen, ebenfalls ein Porthaus von ähnlicher Construction wie das Hainthor gewesen sein muss, aber spurlos
verschwunden ist. Von da führte eine lange hölzerne Brücke bis vor das Burgthor der Stadt, zu deren Be-
streichung offenbar der Hexenthurm angelegt ist. Dies Thor muss unmittelbar am Mühlgraben gestanden und
den Zugang zum Burgterrain gesperrt haben, sodass, um einen sicheren Zugang zum Wasser für das Tränken

l) cf. Staatsarch.-Akten. Streit zwischen Burg und Stadt Gelnhausen betr. 1716, Juli 23.
 
Annotationen