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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0039

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Die Burg.

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des Viehes zu haben, daneben ein Spitzbogenpförtchen angelegt wurde (»Stadtplan Nr. XXII). Die Burg besass
in der Kernburg' mehrere Brunnen im Grundwasser, als einzige trinkbare Quelle aber den Hainborn neben
dem Zendelgarten.

Die Stadtbrücke1) war „in den Kriegszeiten'' von 1716 bereits abgebrochen und ist nie wieder hergestellt
wurden. Der Zugang auf der .Stadtseite wurde bald verbaut und die Anlage völlig vergessen. Senkrecht zu
der erwähnten Querstrasse lief im Abstand einer Häuserreihe vom Mühlgraben eine weitere Strasse, welche
diesen mit der Obenhäuser Brücke übersehritt und gegen dieselbe durch das Obenhäuser Thor abgeschlossen
war. Dieses ist erst in den 60er Jahren abgebrochen und nur die Seitenwand des Porthauses nach der Stadt
zu mit Bogenfries, hat sieh erhalten. Ein Bild desselben giebt die Ansieht der Burg von Buhl. Tab. XVIII.
Den längs der Nordseite der Kernburg hergeleiteten Graben, welcher weiterhin mit dem Hussengraben zusammen-
hing, überschritt die Querstrasse mit einer Brücke, der Mittelbrücke, dicht vor dem die Strasse überbauenden
Rathhaus. Die Burg mit Vorburg nahm von der grossen Kinziginsel etwa ein Drittel der Fläche ein, welches
wohl zu Gärten und Wiesen eingerichtet, und gegen welches die Burg durch den Hussengraben und
einen Wall mit Zaun (Zendel, Palisaden) abgeschnitten war. Eine Mauer hat hier offenbar nie bestanden.
Schon 1253 (Urkb. III, 211,is) wird ein pratum situm retro daginem castri Geylenhusen erwähnt und in späteren
Zeiten bildeten die aneinanderstossenden Rückseiten der von Straub und Forstmeister'schen Burgsitze eine ge-
nügende Abschlusswand, in der eine kleine Pforte nach der Müllerwiese sich befand. (Burgordnung wegen des
Thorschliessens 1767,18 Febr. Staatsarch. Abth. Burg. Nr. 7. Polizeiordnung.) Die Hausgärten und die Woh-
nung des Burgkaplans umgab eine schwache niedrige, wohl erst aus späteren Zeiten stammende noch erhaltene
Mauer (cf. Stadtplan).

Die Kernburg umfasste neben dem grossen Bergfrit eine gewölbte Eingangshalle mit darüber-
liegendem gewölbtem Baum, den Saal bau auf der Nordseite, und Wirtschaftsgebäude auf Süd- und
Ostseite. lieber Namen und Bestimmung der einzelnen ist nichts zuverlässiges direkt übermittelt. Der
Thurm, und zwar in der Einzahl, wird zuerst 1398 (Urkb. IV, p. 685) in der Klage des Königs Wenzel über
die Verbauung erwähnt, über denselben weiter p. 24. Ein Capellanus kommt zuerst 1230 vor (Urkb. I.
p. 133,11), 1298 ist Siegfried von Breitenbach Capellan und erhält die Erlaubniss nach der Consecration
als Bisehof von Chur diese Würde beizubehalten, auch später werden Burgkapläne genannt. Die älteste Er-
wähnung der Kapelle geschieht bei Uebertragung des Patronats derselben an die Stadt durch Wenzel 1383
(IV, 271). In einer Eingabe der Burgmänner von 1431 (Eandesbibl. ms. hass. fol. 253a) heisst es: „Euer und
des Reiches Saal genannt das Meszthor und Kapelle das kaiserliche Gebäude" will niederfallen,
sein- unklar leider. Mit Muszhaus wird 1341 (Urkb. II, p. 570) das Hauptgebäude bezeichnet (aulam imperialem
que vulgariter numeupatur muszhusz cum eonferentiis sibi annexis), und damit Konrad von Trimberg belehnt mit
der Verpflichtung es zu unterhalten, welche auf die Ganerben desselben, die Isenburger, überging, von diesen
aber nicht geleistet wurde. 1405 wurde Johann von Isenburg als Burggraf mit der grossen Kemenate, genannt
das muszhausz, belehnt (Jungh. 177). Es seheint, als ob in den älteren Zeiten, so lange Kaiser noch nach Geln-
hausen kamen, mit der innerem Burg nur der Burggraf belehnt wurde. Erst nach der Verpfändung an Ulrich
von Hanau 1330 findet sich auch die Belehnung des Wigant von Ortenberg durch König Ludwig den Baiern2),
welcher dem Schultheis von Gelnhausen mittheilt: „wisse auch dasz wir ym verliehen haben die hofestad
die genant ist zu Barthenhusen die in unser und des richs veste gelegen ist in Geinhusen und gebieten
dir, dasz du yn . . . darauf schirmest" (Urkb. II, p. 458). Ob diese räthselhafte Bezeichnung mit dein Familien-
namen der Baitenhausen zusammenhängt, welche schon 1251 und 1264 (Wyss, Urkb. I, p. 153—8) in Geln-
hausen vorkommen, ist unerwiesen und unwahrscheinlich. Es kann dieses Wort schon einfach aus Förtha us
verderbt sein, denn in späteren Belehnungen kommt die stereotype Formel, ,,die Behausung in der inneren
Burg genannt Bartenhausen (auch einmal Bettenhausen) ein Wa ss e r th ör 1 ein3)" vor. Später hatten es die
von Breitenbach. Nach deren Aussterben im Jahre 1555 hielt es Amalie, eine geborene von Breitenbach,
für ihren Sohn Heinrieh Schelm von Bergen allen gegenüber die der Kaiser damit zu beleben versuchte
fest, und setzte die Belehnung des letzteren durch (Urkunde Karl V. dat. Esslingen. 1555, Nov. 4). 1713
war das Bartenhaus schon Ruine, und wurde von den Schelm an die von Boyneburg verkauft, welche 1727

*) noch auf den beiden Stadtansichten Taf. 3 dargestellt.
-) nur in Abschrift erhalten.
s) auch „im Wasserthöriein".
 
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