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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0099

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Die Gotbertuscapelle.

Baubeschreibung.

Vor dem Holzthör an der auf dem Stadtplan mit 16 beizeichneten Stelle liegt malerisch von Obst-
pfianzungen und Weinbergen inngeben, die jetzt im Besitz der Stadt als Baumagazin benutzte und nothdürftig
erhaltene Capelle.

.Sie ist aus kleinen, rechteckig zugehauenen Bruchsteinen errichtet, in deren Mörtelfugen eine Quadrirung
eingeritzt ist. wie man an den Stellen erkennt, wo der feste, röthliche, spätgothische Bewurf abgefallen ist.

Wie die Ansicht Tab. 121, der Grundriss und Querschnitt etc. Tab. 122 zeigen, bat der Bau annähernd
quadratische Grundform. Auf der Süd-, West- und Nordseite befinden sieb ziemlich hoch gelegene, schmale,
kleine, beiderseits abgeschrägte Rundbogenfenöter und auf der Südseite eine kleine Rundbogenthür mit
geschlossenem, sehlichtem Tympanon. Auf der Ostseite ist der vermauerte Triumphbogen und der Gewölbe-
ansatz der abgebrochenen Apsis zu erkennen. Im Innern haben sieb die Fig. 4 dargestellten, sauber aus-
geführten Gewölbeanfänge und Schildbögen erhalten und beweisen, dass eine Mittelsäule das zwischen unpro
filirten Gurtbögen ausgespannte rippenlose Kreuzgewölbe getragen haben nmss. Noch im Anfang des 19. Jahr-
hunderts hat Hundeshagen das Gewölbe und die Saide gesehen, welche nach seinen Scizzen (Landesbibliothek
Cassel) in Fig. 3 abgebildet ist. Das Innere ist ehemals mit Wandmalereien geschmückt gewesen, deren Spuren
besonders an der Ostwand hervortreten, deren nähere Untersuchung aber durch die erwähnte Benutzung un-
möglich gemacht ist. Dieser alte Bau erhielt etwa, im Anfang des 16. Jahrhunderts ein Oberstockwerk mit
rechteckigen hohlprofilirten Fenstern und einer nach Norden gelegenen, über eine angelehnte Treppe (oder
Leiter?) zugänglichen Thüre. Dabei ist der alte Dachsims zerstört, wenn ein solcher vorhanden war, was bei
dem Fehlen eines Sockels fraglich ist. Das Dach ist seit 1869 flacher gelegt worden, sodass nicht zu con-
statiren ist. ob die Capelle einen Dachreiter besass, da auch die alten Stadtansichten die Capelle nicht er-
kennen lassen.

Baugeschichte.

Der Bau wird 1260 zum ersten mal als capella Guduberti genannt (Urkb. I, p. 268) und 1294 dem
Kloster .Meerholz durch den Erzbischof von .Mainz als alter Besitz bestätigt und incorporirt: capellam beati
Godehardt sitam infra parochiales ecclesie Geilhusehsis terminos, cujus collatio ad von ah antiquo pertinere dinoscitur
(Urkb. I. i). 544).

Wenn nun Winkelmann 1, p. 164 berichtet, dass ein Graf Gotbertus zu Gelnhausen im Jahre 1190
dem Kloster Meerholz Schenkungen gemacht habe, welche auch ein Repertoriuni dieses Klosters (jetzt in dem
Archiv zu Büdingen) mit den Worten: imperialis conßrmatio quorundam bonorum in Merholdis ecclesiae ao. 1190
offenbar im Auge hat und bestätigt, und wenn gleichzeitig 1191 ein Gotdebertus in Geinhusen das Viktorstift in

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