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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0100

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82

Die GrOtbertiiBcapelle.

.Mainz beschenkte, so liegt die Annahme nicht fern, dass dieser Gotbertus, der letzte, als Geistlicher — etwa des Vik-
torstiftes — nicht successiönsfähige männliche Spross des Geinhäuser Grafengeschlechtes, nicht nur die Burg
Gelnhausen an das Erzstift Mainz verkaufte, sondern auch die Capelle gründete und dem von ihm gestifteten
oder beschenkten Kloster Meerholz übergab, in welcher er auf heimathlichem Hoden ruhen wollte. Thatsächlicb
fand sich nämlich als im Jahre 1756 die kleine Chorapsis baufällig geworden war und abgerissen wurde, einige
Schritte vor dem Altar ein steinerner Sarg „ungefähr zwei Ellen lang und in demselben die sämmtlichen
Todengebeine eines ihrer Grösse nach ungemein grossen verwessten Körpers". Auf dem Deckel desselben
war eine Inschrift, von der man „mit Mühe die Buchstaben GODO .... entziffern" konnte (Rathsprotokoll
1754—56, hl. 63/64). So erklärt sich der auffallende Name, welchen der Schreiber der Mainzer Urkunde von
1294 (bei Joannis rer. Mog. I. II p. 591 und Urkb. I, 91) schon durch den Namen des heiligen Godehard
welchem die bischöfliche Palasteapelle zu Mainz geweiht war) ersetzen zu müssen glaubte, während aus lokalen
Urkunden hervorgeht, dass die Capelle „in ere unser frauwen und der zehndusent marteler" geweiht war
(Urkb. III, p. 211, 1356i und dementsprechend auch cäpelTa äecem milia martyrum (Urkb. III. p. 191, 1356)
Marttlerkirche 1550, Martler buic 1551 (Archiv der Stadt Gelnhausen, Zinsregister von 1547 seq.) genannt wurde.

Die Formen des Namens, welche in Urkunden vorkommen, sind: Capella Guduberti 1260, C. S. Gode-
hardi 1294, St. Godbrechti 1356, Godbrachti 1370, Godelbrechtskirche 1450, Godebrechtshus 1451, Gotobrechts
Capelle 1489. Sie hatte einen eigenen Geistlichen (1356 Urkb. III, p. 211 wird „der herr der Cappeln (der
die Cappeln besuenge" genannt), zu dessen Pfründe Siegfried Claffhuser Stiftungen gemacht hatte), und wird fast
nur gelegentlich zur Bezeichnung von Grundstücken genannt, sodass über ihre Benutzung, Ausstattung u. dgl.
aus dem Mittelalter nichts bekannt ist.

Nach der Reformation kam sie und ihre Güter an die Stadt bezw. das Spital. Sie wurde damals das
„Gotteshus ufm Steffensbergf genannt f'Bestallungsbrief des Spitalmeisters von 1569 bei Junghans, p. 343) und
wenn bei der Uebergabe des Inventars „fahrende Habe" erwähnt wird, so erklärt sich das daraus, dass der
Oberstock offenbar nur als Wohnung für einen Wächter zur Bewachung der umliegenden Weinberge aufgesetzt
sein kann, während der Hauptraum wohl schon gleich nach der Säcularisation als Magazin (für Wembergspfähle
z. B.) gedient haben wird.

Dass die Capelle die Kirche des ehemaligen Dorfes „Godebreehtshusen" gewesen, dessen Einwohner
bei Gründung der Stadt ihre Häuser weiter herab gerückt hätten, dass sie somit der älteste Kirchonbau in
Gelnhausen sei iJunghans, p. 210). ist durch die Existenz der ursprünglichen Kirchenreste auf der Westseite
der Marienkirche widerlegt und angesichts der Bauformen undenkbar.
 
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