Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0105

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das heilige Grab.

Das heilige Grab zu Gelnhausen, eine der vielen angeblich treuen Nachahmungen des Orginales zu
Jerusalem", deren Stiftung durch heimkehrende Palästinapilger gegen Sckluss des 15. Jahrhunderts in Aufnahme
kam, lag an dem nordöstlichen Ende des Marienkirchhofes dicht westlich von der Michaelscapelle wie Tradition
und schriftliche Quellen in Uebereinstimmung mit der vor dem Abbruch von Ruh! gemachten Aufnahmen (copiert auf
Tab. 121) bezeugen, lieber seine Stiftung und den ursprünglichen Zweck ist aus dem Mittelalter nichts über-
liefert. Erst im Jahre 1687 findet sich im Ratksprotpkoll (82/90) die Angabe, dass es durch den Kasten-
meister reparirt worden, und dem Glöckner anbefohlen worden sei. dafür zu sorgen, „dass wenn frembde Leut
dasselbe besehen, jedweder jedoch mit Manier dahinn erinnert werden möge, einige Allmosen nach Beliehen
in den hiezu verordneten Stock einzulegen, davon ihm dann der dritte Theil bey Oeffnung des Kastens zu-
kommen sollet

Im Hanauer Magazin 1783 p. 343—4 wird das heilige Grab beschrieben und die Vermuthung aus-
gesprochen, dass es von einem der früheren pfalzgräflichen Pfandherrn errichtet sei, auch dass die Freitreppe
(vor der Michaelscapelle) das Hochpflaster des Pilatus vorstellen solle.

AVie die Michaelscapelle wurde es bei der Regulirung der Poststrasse im Jahre 1823 zum Abbruch be-
stimmt und Kreisrath Klingelhöfer wusste den Protest der Bürgerschaft und Geistlichkeit durch eine sehr ab-
fällige Kritik in seinem Bericht vom 23. Mai 1824 (Staatsarchiv Marburg Akten des Kreisraths) zu entkräften.
In demselben sagte er, es sei „eine aus rauhen unbehauenen Steinen durch eine Menge Kitt zusammengehaltene
Steinmasse, welche nicht den mindesten materiellen und ebensowenig künstlerischen als alterthümlichen Werth
habe." Auch dieser kulturgeschichtlich mindestens interessante Bau wäre damals spurlos vernichtet worden,
w enn nicht der Landgraf Friedrich Joseph von Hessen-Homburg von dem drohenden Abbruch Kunde erhalten,
und durch Vermittlung des hessischen Postmeisters (zu Homburg) Frh. Gremp zu Freudenstein den Bau für
500 Gulden erworben hätte, um ihn auf dem Friedhof in Homburg v. d. II. wieder aufzubauen. Heber diese
Vorgänge giebt eine eingehende Monographie aus der Feder des Bauraths Jacobi in den Mittheilungen des
Vereins für Geschichte und Alterthum zu Homburg v. d. H. 1891. welche auch als Separatabdruck ausgegeben
ist, unter Beifügung von 5 Tafeln genauer Aufnahmen ausführliche Nachricht. Danach wurde der Abbruch am
3. Juni 1825 unter Aufsicht des Baudirektors und Forstmeisters Franz Lötz begonnen, wobei alle Steine
sorgfältig nummerirt und auf 21 vierspännigen Wagen nach Homburg überführt wurden. Als der alte Grund-
stein mit Zufügung einer Urkunde feierlich wieder gelegt werden sollte, entdeckte ein Maurer beim Reinigen
desselben, die darauf befindliche Jahreszahl 1490, welche die wohl bei der Erwerbung mitwirkende Illusion,
ein Werk des Kaisers Barbarossa gerettet zu haben, schmerzlich zerstörte und die Anfertigung einer neuen
Urkunde erforderte.

Die Uebertragung ist damals jedenfalls in der sorgfältigsten Weise geschehen. Es bleibt dosshalb
räthselhaft, wie Buhl Eckquadern und getünchte Flächen zeichnen konnte1), während Jacobi Quaderwerk dar-
stellt. Da aber Rull! auch statt ramdbogiger Fenster spitze, und unrichtige Profile giebt, muss angenommen

') in Uebereinstimmung mit den Angaben Klingelhöfers übrigens!
 
Annotationen