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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0107

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Das Franziskanerkloster.

Baubeschreibung.

Auf derselben Bergstufe wie die Marien- und Peterskirche lag auf der Nordseite des Obermarktes das
Kloster, ehemals von Mauern umgeben und ein ganzes Strassenviertel mit seinen Bauten und Gärten einnehmend.
Seit dem Jahre 1826 ist es grösstenteils zur Erbauung neuer .Schulen abgebrochen, der Best aber ging in
Privatbesitz über und wurde so in Wohnhäuser verbaut, dass nur die Nordseite der ursprünglichen Kirche
von der Strasse aus sichtbar ist. Der Stadtplan zeigt unter Nr. 36 den um 1832 bestandenen Grundriss,
Tab. 116, 8 einen auf Grund der vorhandenen Spuren und Abbildungen reconstruirten.

Erhalten ist von der ganzen Anlage gegenwärtig nur noch die alte Kirche und die Seitenwände des
Kreuzganges, soweit sie auf Tab. 116, Fig. 1 dunkel gezeichnet sind. Von beiden gelten Tab. 117 u. 118 eine
Ansicht, während von der 1826 abgebrochenen späteren Klosterkirche (Fig. 8 e, f) nur eine kümmerliche
Ansicht nach Hundeshagen erhalten und Tab. 16 reproducirt ist. Auch auf der Stadtansicht von Buhl (Tab. I)
ist sie ganz klein angegeben. Die alte Kirche ist in den allerschlichtesten Formen aus Bruchstein mit sauber
bearbeitetem Quaderdetail errichtet, und besass ehemals Kreuzgewölbe ohne Bippen mit flach rechteckig pro-
filirten, runden Schild- und Gurtbögen, welche auf Consolen aufsetzten. Die Apsis ist abgerissen, eine Aus-
grabung ihrer Fundamente war nicht zu erlangen. Die schlanken, schmalen Kundbogenfenster haben beiderseits
abgeschrägte Gewände, in dem Westgiebel sitzt dagegen ein Doppelfenster (Fig. 2), welches einer späteren Periode
angehört. Von Portalen und sonstigem Detail ist nichts erhalten.

Der Kreuzgang bildet den baulich interessantesten Theil der Klosterreste, obwohl auch er durch
den Umbau zu Ställen bis zur Unkenntlichkeit entstellt ist, und der Nordflügel jetzt den Tab. 118 gegebenen
traurigen Anblick bietet. Er muss der am Ende des 13. Jahrhunderts (cf. unten) nachgewiesenen Bauperiode
angehören, und hatte im Unterstock die Fig. 3 nach vorhandenen Fragmenten reconstruirten Fenster. Auch die
nach Hundeshagen aufgetragene zierliche Kleebogenpforte Fig. 4 muss ihm angehört haben. Die schönen ge-
kuppelten Spitzbogenfenster sind vermauert und dagegen die Mitten der Bogentheile zur Anlage von Luftlöchern
ausgebrochen. Glücklicherweise geschah dies unter Anschluss an den alten Steinschnitt, und die heraus-
genommenen Stücke wurden wieder zum Vermauern benutzt, sodass eine genaue Vermessung und Reconstruction
möglich war.

Welche Fensterform der Ostflügel gehabt, ist nicht festzustellen, da schon in spätgothischer Zeit deren
Obertheil herausgebrochen und durch einen Stichbogen ersetzt ist, um ungetheilte hellere Fenster zu erzielen.
Da die Seitengewände jedoch ein fast identisches Profil und gleiche lichte Breite zeigen wie an dem Nordflügel,
so dürften auch hier ebensolche gekuppelte Spitzbogenfensterchen vorhanden gewesen sein. Dagegen haben sich
hier einige der alten Zellenf'enster des zweiten Stockes mit dem Profil Fig. 5 erhalten, welche an dem Nord-
flügel nur in der Vermauerung erkennbar, und durch grosse Spätgothische Kreuzstockfenster ersetzt sind, die
ihrerseits abermals meist modernen im vorigen Jahrhundert weichen mussten.

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