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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0124

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Der Fürstenhof.

An der auf dem Stadtplan mit 18 bezeichneten Stelle, unmittelbar an und auf der alten Stadtmauer,
liegt ein langgestreckter Gebäudecomplex, welcher wohl schon im Mittelalter als Dienstwohnung der pfand-
herrschaftlichen Schultheisen resp. Amtleute erbaut wurde, daneben aber auch Absteigequartiere für beide Theilc
der Herrschaft umfasstc. Der westliche Pfalz-Birkenfeld'sche wurde gelegentlich als Witwensitz benutzt. 1699
aber als baufällig umgebaut. Der ältere östliche Theil hat einen östlich angebauten ehemals i noch bei Hundes-
hagen und Kühl) mit einer hohen Spitze gekrönten Treppenthurm. Den Eingang bildet ein fein behandeltes
schönes Doppelporta] mit Säulen, deren Hasen und Capitata von den romanischen Vorbildern des Ortes be-
einflusst erscheinen, während die zweifellos ehemals vorhandenen Aufsätze und Bekrönungen jetzt leider
fehlen, (cf. Tab. 151.) An diesem Bautheil befand sich wie eine Tab. 150 reproducirte Zeichnung der Plan-
kammer königlicher Regierung zu Cassel aus dem Jahre 1825 ergiebt, nach Süden ein schöner Renaissance-
erker, welcher zu unbekannter Zeit abgebrochen ist, dessen Wappentafeln aber jetzt in der Thorhalle der
Burg aufbewahrt werden, von denen die eine das von Reiprecht'sche, die andere das von Wolfkeel'sche,
Tab. 152 abgebildete Wappen zeigt. Auf diesen Erker bezieht sich die zugleich älteste Erwähnung des
Fürstehhofes in einer Urkunde von 1549 (Staatsarchiv Marburg. Dep. der Stadt Gelnhausen), wonach dem
damaligen Burggraf der Burg und Amtmann Job. Ryprccht von Büdingen, von der Stadt erlaubt wird, an drei
oder vier Orten die Stadtmauer zu durchbrechen, um Fenster und Erker anzulegen, wogegen er sieh ver-
pflichten musste, diese mit eisernen Stäben und Kreuzen zu verwahren, und ,.den Gang oben auf der Ring-
mauer wieder machen zu lassen", auch die Benutzung der Erker „in Kriegsläuften oder sonst anderen Nöthen"
zu gestatten. Das Haus wird dabei als auf der Glimbach gelegen bezeichnet, d. k. auf einem der IÜnnsale.
welche die Regen- und Schmutzwässer der Stadt abführten1). Der Ostbau und andere ältere Theile des
Erdgeschosses haben gut profilirte Gewände. Im Innern ist der alte Hauptsaal im ersten Stock trotz der
Durchscheidung noch zu erkennen, welcher tiefe Fensterblenden mit Sitzen, Reste einfacher Täfelung und Stuck-
decken noch aufweist. Alle übrigen Räume, soweit sie zugänglich waren, erscheinen modemisirt. Nach dem
Tode der letzten dort residirenden pfälzischen Witwe 1725, war der Bau an die Hanauer Grafen gelängt, nach
deren Aussterben und Anfall der Pfandschaft an Hessen, dieses die v. Heimerod damit belieh. Als dann
auch die Stadt Gelnhausen selbst in den Besitz von Hessen gelangte, wurde der Fürstenhof Sitz verschiedener
Behörden, des Amtsgerichts, der Renterei, des Kreisamtes u. s. w.

') es waren deren vier, der Schützengraben, der in der Kuhgasse, die Öhmbach und ein neben dem Hexenthürm mündender.
 
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