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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0142

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124

Bieber.

wurden, bevor sie mit der modernen braunen „Kirchenfarbe" bestrichen werden mussten. Die Emporentreppe
hat wirkungsvoll gegliederte Eckpfosten und Geländer.

Die Kanzel, halbachtseitig und auf einer dicken Steinsäule ruhend, hat mit reichprofilirtem Leistenwerk
besetzte Füllungen, und ist ein handwerklich tüchtiges, nicht unschönes Werk aus dem Schluss des 18. Jahr-
hunderts (1797 V).

Die Orgel bat ein werthloses modernes Gehäuse.

Der Altar ist ein hölzerner Tisch mit starken gedrehten Beinen.

Ein kleines Triptychon hängt an der Ostwand des Neubaues, an der von Emporen freien Stelle.
Die in Oelfarbe auf Holz gemalten Bilder desselben stellen auf dem Mittelfeld die Kreuzigungsgruppe mit
Johannes und Maria, auf der Innenseite der Flügel Lucas und Johannes, auf der Aussenseite Mathäus und
Marcus dar. Auf dem Haupibild nennt sich der Künstler S. Vogt Maller \ zti Cärollstadt \ Anno 1660. Das
ursprünglich handwerklich tüchtige Werk ist leider um 1890 von dem „Maler" Schultheiss zu Gelnhausen so
„aufgefrischt", d. h. übermalt worden, dass von dem Werth desselben ein sicheres Urtheil kaum noch zu
gewinnen ist.

Altargeräthe. Nur ein silberner Kelch in den einfachsten Roccocoformen hat unter den im übrigen
modernen Gefässen Interesse. Er trägt auf dem Fuss die Inschrift, wobei die nur mit Initialen gegebenen
Namen als bedeutungslos hier nur mit Funkten bezeichnet sind:

Quod dedit ipse dens bibrae ex argento

Huna eßlicem bibrae reddunt ecclesiae amici .M

11 Martij MDCCXXI1

Glocken. Die grösste und die kleinste sind 1858 von Henschel in Cassel gegossen. Die mittlere
1872 von Bach in Windecken.

Die erstem haben die von Henschel bevorzugte Aufhängung an einer starken Mittelschraube statt der
historischen Krone, die letztere dagegen hat zwar eine Krone, deren Bügel ruhen aber mit Ansätzen auf einem
starken mit vier Schrauben an den Hehn befestigten schmiedeisernen King, sodass ein Drehen der Glocke leicht
auszuführen ist, eine sonst m. W. von Bach nicht ausgeführte, wohl von einem der Bergbeamten angegebene
Construction.

Grabsteine von zwei Pfarrern lehnen in der Sacristei an den Wänden, deren ältere von 1623 mit 4
Wappen in den Ecken dem Leonhard Schafmann errichtet ist, wie eine längere Inschrift des Mittelfeldes
besagt. Der jüngere von 1625 trägt in der Mitte ein Kreuz und ein Wappen mit dem agnm Dei und seine
Randinschrift lautet: Heinricus Woltius von Hofheim, Pfarrherr des Biebergrundes.

Die reformirte Kirche.

Der Bau liegt an der unteren Hauptstrasse mitten im Ort, wurde 1769 für die durch den Bergwerk-
betrieb hierher gezogenen Beamten und Arbeiter errichtet, nachdem bereits 1632 eine reformirte Pfarrei hier
bestanden hatte, und ist ein rechteckiger, getünchter, Hachgedeekter Bruchsteinbau mit halbachtseitigem Chor-
schluss, welcher ein charakteristisches Beispiel einer schlichten protestantischen Predigtkirche bietet.

Von dem Aeusseren derselben giebt Tab. 192 von dem Grundriss die Scizze, auf Tab. 242 Fig. 1) eine
Vorstellung. An der fensterlosen Ostseite liegt die Kanzel, davor der von Schranken umgebene Altartisch.
Emporen umziehen drei Seiten des Innenraumes und auf dem westlichen polygen vorspringenden Flügel der-
selben steht die Orgel. Alles ist in solidester Weise ausgeführt und in einfachsten handwerklichen Formen
gehalten wie sie bei bürgerlichen Ausstattungen der Zeit üblich waren.

In dem Dachreiter hängen zwei Glocken von Henschel ohne Jahreszahl. Die grössere von 0,77
Durchmesser und 0,57 Höhe, hat auf dem Feld in Frakturbuchstaben die Inschrift:

fHrd)fpieI Sieber | dlx. 193 umgegoffeu | üoii £>. ipenfdjel u. ©ohn in ©uffel

Die kleinere von 0,64 Durchmesser und 0,52 Höhe, hat dieselbe Inschrift nur mit Nr. 194.

Die Moritzcapelle.

Sie liegt in l/2 Stunde Entfernung vom Orte auf einer Stufe des langgestreckten bewaldeten Burg-
berges, neben einem kleinen als Küsterwohnung dienenden Bauernhof.
 
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