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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0161

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Eidengesäss. Flörsbach.

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ydengesesze, sogar ethingesesze, später, 1400, als ydengesesze vor und soll nach Arnold p. 472 zu einein
Personennamen Aid gehören.

Es war wohl stets Filial von Altenhasslau, denn wiederholt hat der Graf von Hanau (der Patron)
den plebanus von Altenhasslau, dem Probst des Stiftes zu Aschaffenburg, welcher den Kirchsatz hatte, für die
Capelle zu Eidengesäss präsentirt. So im Jahre 1400, wo zwischen den Brüdern Ulrich und Reinhard von
Hanau Streit über das Präsefltationsrecht für die „capella sancte Marie in ydengesesze" entstanden war (Urk.
IV, p. 789). Ausdrücklich wurde dem plebanus das beneficium zu Idengesesse zur Aufbesserung seiner Ein-
künfte im Jahr 1504 verliehen, unter der Verpflichtung, selbst oder durch Capläne die Säcramente zu ver-
walten, „die Baue und Gefälle zu solcher Pfarre und dem Altar Johannis gehörig in Wesen zu halten" und
auf der Pfarre daselbst zu residiren (Staatsarchiv Marburg, Urk., Abth. Hanau, Kirchen).

Die Mariencapelle.

Inmitten des alten von Obstbäumen bewachsenen Kirchhofes liegt der kleine malerische Bau, welchen
unsere Tafel 231 von Aussen, 232 in seinem Detail illustrirt. Er ist aus Bruchstein mit sparsamem Haustein-
Detail errichtet, hat ein rechteckiges nachgedecktes Schiff und schmälern gewölbten polygonen Chor. Auf dem
Westende des hohen Schieferdaches sitzt ein schlanker vierseitiger Dachreiter.

In das Innere des Schiffes führt von Westen die spitzbogige Hauptthüre mit doppeltem Hohlkehlen-
profil, und eine südliche Nebenthüre mit einfacherem Profil (cf. Tab. 232). Die Schifffenster sind leider durch
moderne rechteckige ersetzt. Die Decke wird von einer starken hölzernen Mittelsäule und einem Längsunterzug
getragen. Auf der West- und Ostseite laufen Emporen hin. welche etwa im Anfang des 16. Jahrhunderts noch
mit Blattverbindungen construirt, zum Theil aber durch spätere Vertäfelungen verkleidet sind, die ehemals in
Wasserfarben gemalt waren.

Das Dachwerk hat die aus der Tafel ersichtliche Construction.

Der Chor öffnet sich in unprofilirtem Rundbogen ohne Kämpfer und hat ein Kreuzgewölbe mit hohl-
profilirten Rippen, die auf schönen Consolen aufsitzen und in einem runden Schlusstein mit doppelter Rose
zusammenlaufen. Das einzige Ostfenster ist in stumpfem Spitzbogen geschlossen und hat beiderseits ab-
geschrägte Gewände. Der alte starke Gitterstab ist noch erhalten. Der Chor ist noch theilweis mit gepressten
Thonfliessen belegt. Der Chor wäre demnach dem 14., das Schiff dem 15. Jahrhundert zuzuschreiben.

Der Altar ist jetzt ein hölzerner Tisch mit gedrehten Stollen.

Die Kanzel mit kräftig profilirtem Täfelwerk an den Polygonseiten steht auf einer kurzen kannellirten
runden Holzsäule.

Die Beschläge der Westthüre Fig. 6 und Südthürc Fig. 7 sowie das
Thurmkreuz sind beachtenswerte Schmiedearbeiten.

Die Altargeräthe bestehen aus einer Weinkanne aus Zinn Fig. 12. einem Kelch aus Zinn Fig. 11
und einer Taufschüssel aus Zinn.

Flörsbach.

Dorf von 300 Einwohnern, 4 Stunden südöstlich von Gelnhausen, im ehemaligen Gericht Bieber, jetzt
Amtsgericht Bieber.

Der Name kommt 1324 zuerst in der Form Flerssbach vor (Urk. II, 261).

Die Grafen von Rineck trugen den Ort von Mainz zu Lehen, nach ihrem Aussterben wurde er durch
ein Manngericht den Grafen von Hanau als deren Erben zugesprochen 1339 (Urk. III, p. 509).

Ueber die kirchlichen Verhältnisse im Mittelalter ist nichts zu ermitteln gewesen; gegenwärtig ist
Flörsbach der evangelischen Pfarrei Kempfenbrunn als Filial zugetheilt.
 
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