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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0177

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Lohrhaupten. Meerholz.

159

Die kleinste hat die Inschrift:

DURCH ■ PH • BACH • IN • WINDECKEN • EUER • DIE • KIRCHE • ZU • LOHRHAUPTEN.

An allen hat die Platte unter der Krone die bei Bach beliebte scharfe vorspringende Kehle; an der
grossem die Bügel der Krone Masken. Ornamentfriese in der bei Bach in dieser Zeit stereotypen Forin um-
ziehen die Glocken über und unter den Inschriften.

Der Fachwerkbau des Ortes bietet trotz der abgeschiedenen Lage inmitten ausgedehnter Wälder nichts
charakteristisches, ausser der an den Wetterseiten besonders üblichen Bekleidung mit Wetbrettern, d. h.
dünnen gespaltenen Eichen- oder Buchenscliindeln von ca. 80 cm Länge, 12—15 Breite, welche mittelst
gerissener Nuth ineinandergreifen.

Meerholz.

Flecken von 900 Einwohnern, 1 Stunde südwestlich von Greinhausen, gehörte ehemals zum Gericht
Mittlau und hat jetzt ein eigenes Amtsgericht.

Ks wird im Jahr 1173 zuerst genannt Miroides (Urk. I, pi 83), später Miroldis 1207, Meiroldis 1237
(nioldes 1240!), Meroldis 1247, Meroltz 1258, Myroldes 1346, Merults 1349, Mieherholcz 1368, Merholz 1370,
ein Name, welcher von dem Personennamen merolt abzuleiten ist (Arnold p. 420), indem das angehängte
bach, dorf, rode, wie es im Gebiet des Klosters Fulda oft der Fall ist, wegfiel; der Genitiv des Eigennamens
aber blieb. Der Ort hat für uns Interesse durch das

Prämonstratenser Nonnenkloster.

Die Zeit seiner Gründung ist nicht urkundlich belegt. Bereits im Jahr 1173 wurde eine vertrags-
mässige Abgrenzung seiner Besitzungen dem Kloster Selbold gegenüber vorgenommen. Da es auch später zu
Seibold in einem Abhängigkeitsverhältniss steht, indem 1240 magistra Ysengard cum consensu totius capituli mei
et cum consensu prepositi nostri de Selbolt Güter verkauft, ist anzunehmen, dass es eine Zweigniederlassung des-
selben war. Aus dem Jahr 1190 ist die von Winkelmann 1, p. 164 erwähnte „Donation so Gotbertus Graf
zu Gelnhausen dem Closter Merolz gethan", durch ein Repertorium des Archivs zu Büdingen bestätigt, welches
eine kaiserlich contirmirte erhebliche Schenkung zu dem gleichen Jahr auffuhrt (vergleiche Gotbertuscapelle in
Gelnhausen p. 81).

Das Kloster war stets unbedeutend und arm, und schon 1207 (Urk. I, p. 98) sagt König Philipp von
ihm: est quedam congregatio sanetimonialium apud quandam pauperern ecclesiam que dicitur Miroldis et illud
claustrum in bonis nostris est constitutum (cf. den bei Hailer erwähnten Gütertausch).

Im Jahr 1265 gestattet desshalb Erzbischof Werner von Mainz ad emendandam prebendam vestram que
tenuis est die Incorporation der Kirche zu Mittlau, Urk. I, p. 301 und Erzbischof Gerhard 1294 die der Gotbertus-
capelle zu Gelnhausen (Urk. I, p. 544). Auch scheinen geistliche wie weltliche Herren das wehrlose Nonnen-
kloster geschädigt zu haben, denn 1359 (Urk. III, p. 234) beauftragt Papst Innocenz den Bischof Conrad von Budua
auf Bitten des Klosters mit der Vermögensverwaltung, besonders mit der Wiederbeschaffung verlorenen Besitzes,
und noch 1364 controlirt Conrad die Abrechnungen der Einkünfte des Klosters.

Die Insassen desselben scheinen meist Geinhäuser Patricier- und Bürgerfamilien angehört zu haben,
denn wiederholt kommen die Namen der Breidenbach, Buches, Cleeberg, von der Ecke etc. vor. Im Jahr 1295
musste aber der Erzbischof von Mainz die Zahl der Nonnen auf 40 normiren, da eine über die Mittel hinaus-
gehende Aufnahme stattgefunden hatte (Urk. I, p. 549). An der Spitze der Klosterfrauen stand eine magistra
 
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