Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0180

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
162

Mernes.

Mernes.

Dorf von 560 Einwohnern, 41/2 Stunden östlich von Gelnhausen im alten Gericht Burgjossa, .jetzt
Amtsgericht Orb. Es theilte in weltlicher Beziehung die Schicksale von Burgjossa, und kommt erst 1356
urkundlich vor, wo es Meinolfs genannt wird (Urk. III, p. 226, 15), und so auch noch 1468 „Meinolfs off
der Jossa" nach dem Personennamen Mernolf (Arnold p. 425 kennt die alte Form nicht). Ueber die kirch-
lichen Verhältnisse im Mittelalter fehlen alle Nachrichten. Der Ort ist jetzt Filial von Oberndorf.

Die Capelle.

Johann Philipp v. Schonborn, Bischof zu Würzburg und Erzbischof von Mainz, verordnete in einem
Reseript vom 21. Mai 1660 (Marburger Staatsarchiv, Akten der Kellereien Burgjossa 4591, Orb 695—720), dass
in vnserm Fleckhen Mernes die eingefallene Capellen wiederum!) außgebairet, vnnd in etiras grösser als dieselbige vor
diesem gewesen verfertiget werden soll. Näheres über die alte Capelle und den Neubau ergiebt sich aus den
ganz unvollständigen Akten nicht. Der bestehende Bau ist ^tatsächlich damals in getünchtem Bruchstein aus-
geführt, und besteht aus einem rechteckigen mit einem flachen Brettergewölbe gedeckten Schiff, von welchem
nach Osten hin ein nur wenig schmälerer kurzer Theil durch einen starken Bogen abgetrennt ist. Hieran
schliesst sich ein im halben Achteck geschlossener, mit einem Kreuzgewölbe gedeckter Chor, und an die West-
seite ist am Ende des vorigen Jahrhunderts ein schmälerer Vorbau, das sog. Paradies, gesetzt worden (cf. Grundriss
Tab. 347, B. 1).

Auf dem Scheidebogen des Schiffes ruht ein zierlicher achtseitiger Dachreiter mit Pyramidendacn
und drei schmalen den Glockenstuhl schützenden, ringsumlaufenden Wetterdächern.

Die Fenster sind am Schiff spitzbogig beiderseits etwas abgeschrägt, im Chor an der Vorhalle und
auch an der Stelle der Empore sind dagegen einfache Kreisfenster angebracht. Das rundbogige unprotilirte
Gewände der westlichen Hauptthüre ist nebst dem darüber befindlichen erzbischöflich Mainzischen Wappen *)
mit der Jahreszahl 1660 von der alten Stelle an den Anbau von 1770 etwa übernommen worden.

Im Innern nimmt eine doppelte Empore mehr als ein Drittel des Schiffes im Westen ein. Von der
Ausstattung rührt nur die Kanzel aus der Erbauungszeit her, und ist eine schlichte mit Kehlungen der Füllungen,
Eckpilastern und am Hand ausgeschweifter Vertäfelung der anstossenden Wand ausgestattete auf einer gedrehten
Holzsäule ruhende Schreinerarbeit.

Der Hochaltar hat einen Aufbau, in welchem ein grosses neues Mittelbild (Herz Jesu) von je zwei
korinthischen Säulen flankirt und von einem kleinen Aufsatz bekrönt wird, der nur aus Voluten und einem
leeren Rundrahmen besteht, durch welchen das östliche Chorfenster leuchtet. Der Tabernakelbau ist mit Dreh-
lade entsprechend construirt, und dürfte das Ganze dem Styl nach um 1770 von dem Bildhauer Bopp aus
Aschaffenburg gearbeitet sein, welcher auch in Orb und Oberndorf thätig war (s. d.).

Der Seitenaltar mit einein Rosenkranzbild, ist eine moderne Schreinerarbeit aus den 30er Jahren
etwa, an der sogar die Capitäle der Säulen nur aus geschweiften Brettchen hergestellt sind.

Das Gestühl hat einfache ausgeschweifte Wangen, wohl aus der Periode, in welcher der Altar, die
Emporen und der Anbau entstand.

Die kleine Orgel auf der oberen Empore und die Altargeräthe sind modern.

Zwei Glocken. Die kleinere hat 0,55 unteren, 0.325 oberen Durchmesser und 0,46 Höhe mit der
Inschrift:

IESUStMARIAtIOSEPKtETtS DONATVS + ANNO 16831
NT GOSS MICH BENEDICT SCHNEIDEWIND IN FRANCKFVRT

Die grössere hat 0.60 unteren, 0,33 oberen Durchmesser, 0,45 Höhe und die Inschrift:

(*5egoffeu pou ^rteöeridi Klaus unö Söhne in f^etötngsfelö 1868.

Die Inschrift ist von Riemchen eingefasst und nach unten von einem reichen Spitzbogenfries begleitet.

') In demselben ist das Wappen des Bisthums mit dem der Grafen v. Schönborn combinirt.
 
Annotationen