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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0181

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Xeuonhassliui. Neuenschmitten.

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Neuenhasslau.

Dorf von 600 Einwohnern, 2 Stunden westlich von Greinhausen. Es heisst beim ersten urkundlichen
Vorkommen 1343 Neuen Haseln, 1344 Nuwin Hasela und gehörte zum Gericht Altenhasslan.

Im Jahr 1343 hat der Kolnhäuser Burgmann Rudolf von Hückingen d. dort mit Gefällen und dem
kleinen Zehnten u. s. W. gewidetnit die cappellen zu Netten Hasela und die hoffstadt da die eappelle uff
stat, wozu auch der Abt von Seibold unter der Bedingung beitrug, dass sein Caplan zu Gunsrode (Gonsroth)-
den Dienst in derselben besorgen solle (ürk. II, p. 612). Im .Jahre 1344 verlieh Kaiser Ludwig das Eigen-
thumsrecht an diesen geschenkten Reichslehen der Capelle, welche der obgenant Rudolf gebuen hat.

Von dieser Capelle, über welche nichts weiter urkundlich bekannt ist, hat sich als Unterbau eines ärm-
lichen Bauernhäuschens ein etwa 2 m hoher völlig detailloser, und in gewöhnlichstem Bruchsteinwerk aus-
geführter Rest von ca. 8 m Länge, 6 m Breite erhalten, und in einem benachbarten Bauernhof dient die
alte Altarplatte der Capelle von 2,25 Länge, 1,16 Breite und 0,20 Dicke mit Fasenprofil als Stufe vor der
Hausthüre.

Im Ort sind einige Fachwerkbauten, darunter das Gasthaus Nr. 6 bemerkenswerth. An demselben
läuft die Kehlung der Schwellen und Rahmen auch über die Füllhölzer und Balkenköpfe hinweg.

Neuenschmitten

mit Schächtelburg.

Dorf von 350 Einwohnern, 3 Stunden nordöstlich von Gelnhausen, gehörte zum alten Gerieht Spielberg,
jetzt zu Wächtersbach. Ks liegt weit zerstreut der Bracht entlang, und zwar ist der tiefer gelegene Borftheil
mit den ehemaligen Hammerwerken, jetzt Mühlen, das alte Schächtelburg, der höher gelegene die jüngere
Anlage, Neuenschmitten. Der Ort wird zuerst 1390 urkundlich genannt in der Form Scheehirburg, in dem
bereits unter Kirchbrncht erwähnten Vertrag des Herrn von Isenburg mit dem von Lisberg wegen des Bezuges
von Eisenstein und Holz für die beiderseitigen ..zwo smytten Rynerbyegen und Scheehirburg" (Urk. IV, p. 487).
Der Name dürfte daher wohl richtiger mit Simon von schäeher = Bergmann abzuleiten sein, als mit Arnold
(p. 478) von dem Grundwort schalt = arundo oder gar einem Personenamen wie scaftolt. An Stelle der
alten Waldschmieden mit ihrer Erzeugung von Schmiedeeisen im Frischfeuer, errichteten im Anfang des vorigen
Jahrhunderts die Grafen von Vsenburg eine Hütte mit Hochofen für Giessereibetrieb. Für die Produkte derselben
sind die beiden Modelle charakteristisch, welche sich bei der Besichtigung der Hauten landen (Tab. 260),
sowie ein aus Ofenplatten zusammengesetztes Brunnenbeeken im Schlosshof (s. auch Weiherhöt).

Die Grafen setzten offenbar grosse Hoffnung auf diese industrielle Unternehmung, und errichteten ein
weitläufiges zugleich als Jagdquartier dienendes schlossartiges Gebäude für deren Verwaltung, dessen äussere
Gestalt aus Tab. 259 hinlänglich erhellt.

An den Eingängen der hohen Durchfahrt schmücken schöne Ysenburgische Wappen die Giebel. Ueber
einem Treppeneingang im Innern dieser Durchfahrt ist die Jahreszahl der Erbauung 1723 eingehauen. Nach
der Hofseite zu liegt vor dem Haupteingang eine Freitreppe mit gebogenen Käufen, ähnlich der Gartentreppe
(Tab. 216) zu Birstein. Von der ursprünglichen inneren Einrichtung mit Täfelungen, Stuckdecken, Thüren und
dergl. ist scheinbar nichts erhalten, wahrscheinlich nie fertig geworden, da der Schlossbau in Birstein alle Mittel
in Anspruch nahm. Das Werk entsprach auch nicht den Erwartungen, wurde bereits 1759 verkauft, ging

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