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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0182

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164

Neuenschmitten. Neuses.

durch verschiedene Hände, wurde 1835 zurückerworben, 1856 an Buderus in Lollar verpachtet, seit den 80er
Jahren aber von der Wächtersbacher Linie übernommen, und y.u einer Fahrik für die Holzbestandtheile der
Produkte ihrer Steingutfabrik in Schlierbach eingerichtet.

Neuses.

Dorf von 700 Einwohnern, 2 Stunden sudwestlich von Gelnhausen. Gehörte ehemals zur Cent Somborn,
jetzt zum Amtsgericht Meerholz.

Es kommt bereits um 1000 unter den dem Kloster Seligenstadt zimspfliehtigen Orten vor, und heisst
damals Nyuusaze (Urk. I, p. 3). Im Jahr 1225 erhielt das Stift zu Aschaffenburg den Zehnten zu Niuwesezin
(Urk. I, 124). Der Name kommt noch in vielen Formen vor, 1267 und 1326 Nftseze, 1293 villa Nuseze, 1331
Naugesess, 1332 Neusesz. Um 1326 hatten die von Gondsroth, welche auch im Stift vertreten waren, jenen
Zehnten zu Lehen (Urk. TT, 285).

Ueber die kirchlichen Verhältnisse aus älterer Zeit ist nichts bekannt. Es war wohl immer Filial der
kathol. Kirche von Somborn und hatte eine eigene Capelle, welche Steiner p. 197 eine „uralte" nennt.

Die Wendelinscapelle.

Sie liegt malerisch auf dem höchsten Punkt des Dorfes von dem ehemaligen Todtenhofe umgeben,
und ist ein schlichter ganz vertünchter Massivbau mit kurzem rechteckigem, unmittelbar in den halbrunden,
nicht durch einen Triumphbogen abgeschiedenen Chor übergehendem flachgedecktem Schiff.

Auf dem Ziegeldach erhebt sich ein kleiner rechteckiger Dachreiter mit geschweifter Haube (cf. Tab. 347 C).

Die Fenster des Schiffes sind unprofilirt im Stichbogen geschlossen, die Apsis ist fensterlos. Die
Westthüre ist inschriftlich 1831/32 mit der Kirche erneuert - ein Stück des alten Gewändes von dem
Tab. 347 C, 2 angegebenen Profil aber daneben stehen geblieben. Der Dachsims besteht aus einer reichgekehlten
eichenen Mauerlatte, von dem Profil Fig. 4.

Im Innern ist auf der Westseite eine kleine Empore auf zwei gedrehten Säulen (Fig. 7) angebracht.

Der Hochaltar mit der Figur des heiligen Wendelin ist ein Barockwerk von ähnlichem Aufbau wie
der zu Altenmittlau.

Der Opfer stock, von einfacher aber geschmackvoller Form, trägt die Jahreszahl 1716, welche offenbar
das Datum der ganzen Neugestaltung der Capelle, wenn nicht des Neubaues bezeichnet, zu welchem die Profile
des Dachsimses der Thüre, der Empore und die Formen des Altares völlig passen1).

Die Bänke haben Wangen von der Fig. 8 angegebenen wohl etwas jüngere Form. Von beiden leider
in dem 19. Jahrhundert umgegossenen

Glocken hat die grössere 0,54 Durchmesser, 0,43 m Höhe und die Inschrift:

GOSS MICH IM IAHEE 1857 PH. IT. BACH IN WINDECKEN FUER DIE KATHOLISCHE KIRCHEN-
GEMEINDE IN NEUSES.

Die kleinere 0,45 Durchmesser, 0,35 m Höhe mit der Inschrift auf dem Feld einerseits:

ANNO 1825 GOSS MICH PHILIPP BACH ZU WINDECKEN

anderseits:

ICH MAHN ELCH MENSCHEN IN DER ZEIT ZV DENCKEN AN DIE EWIGKEIT.
Die Altargeräthe waren nicht zugänglich.

Im Ort sind einige Fachwerkbauten, durch den Eckpfosten eingeblendete, verschieden geformte Säulchen,
neben den Keblungen des Gebälkes, bemerkenswerth. Ein besonders guter Bau von 1795 ist Nr. 12, auch Nr. 88.
In den letzten Jahren ist an anderer Stelle eine neue Capelle errichtet worden.

') Vergl. auch die Capellen zu Benibach und Horbach.
 
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