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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0186

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168 Niedermittlau. Oberndorf.

Die Kanzel steht an der Thurmwand, und ist ähnlich der zu Lohrhaupten gestaltet, ruht aber auf
einer freistehenden Säule.

Der Altar steht von einem Holzgitter umgeben mitten in der Kirche,

Die Orgel auf der Westseite, mit einem sehlichten Gehäuse von ca. 1780. Von den beiden
Glocken hat die grössere unten 0,84, oben 0,43 Durchmesser und 0,64 Höhe, und am Hals in zwei
Zeilen zwischen Riemchen die Inschrift:

EIGENTHÜM DES GERICHTES MEERHOLZ GEGOSSEN DURCH PH BACH & SOEHNE IN

WINDECKEN NIEDERMITTLAU 1867.
Die kleine von 0,52 unteren, 0,26 oberen Durchmesser und 0.40 Höhe hat keinerlei Inschrift, dürfte
aber den Formen der Krone und der Rippe nach aus dein 15. Jahrhundert stammen.

Neben der Südthüre sind im Inneren Reste eines sehr ungeschickt entworfenen Wandtabernakels ein-
gemauert (Fig. 5).

Ueber der Südthüre ist ein Ysenburgisches Wappen und die Inschrift angebracht:

Unter der Regierung des Hochgeborenen Beichs Grafen uncl Herrn \ Herrn Johann Friedrich Wilhelms Grafen zu
Ysenburg und Büdingen \ Ist dieser Kirchenbau von dem Gericht Meerholz aufgeführt worden \

In dem Jahre 1.780.

Die Kirche besass im .Mittelalter eine von dem Frankfurter Maler Fvoll gemalten Flügelaltar, welcher
spurlos verschwunden ist (cf. Passavaut, Malerschulen in Deutschland).
Von Kirchengeräthen findet sich :

Ein Kelch aus Silber aus dem 17. Jahrh. (Tafel 264), dessen Marke leider verputzt ist.

Ein Kelch von Silber mit der Inschrift: Georg Reuswig, Schultheiss hat diesen Kelch in die Kirche
zu Niedermittlau verehret Anno 1738.

Zwei zinnerne Weinkannen von schlanker Form auf je 3 Löwenf üsschen, ein Geschenk der Katharina
Philippina Hörlin.

Oberndorf.

Dorf von 600 Einwohnern, 41/2 Stunden östlich von Gelnhausen, im ehemaligen Geri&ht liurgjossa. jetzt
Orb. Der Ort scheint eine relativ junge Ansiedelung auf den Waldrodungen zu sein, welche von Fulda aus-
gingen, und zu dem Gebiet zu gehören, welches als Besitz des Klosters zu Salmünster um 900 (Urki I, p. 20'
bezeichnet wird. Er wird urkundlich zuerst 1444 genannt als die von Thüngen ihr „Gut auf der Jossa- ausser
dem Pfarrsatz zu Oberndorf an Hans v. Hutten zu Hausen verkauften i Beurkundete Darstellung, Heilage 23
p. 19—20. Nach derselben Quelle kam dieser Besitz 1501 an Hanau, 1541 an Mainz und hatte dann gleiche
Schicksale wie Hausen.

Die Pfarrkirche.

Ob die Capelle zu Oberndorf, oder die schon im Anfang dieses Jahrhunderts zerstörte 'j jetzt spurlos
verschwundene zu Pfaffenhausen die ältere gewesen, wer Patron derselben gewesen, welchem Titelheiligen sie-
geweiht war, lässt sich aus Mangel an arehivalischen Nachrichten nicht ermitteln. Aus der Inschrift der
ältesten Glocke könnte auf S. Kilian als Titelheiligen geschlossen werden.

Die alte Kirche wurde im Jahre 1891 zum grössten Theil abgebrochen, und mit einem neuen gmss-
räumigen ronianisirenden Querschiff und Chorbau erweitert, an welchem man den winzigen Scliift'rest mit seinem
Dachreiter in Erwartung eines späteren Ausbaues stehen Hess. Leider sind die Originalbaupläne nicht aufzu-

') sie wurde nach dem Bericht des Vogteiamtmanns in Burgjossa auf den Abbruch verkauft und der Erlös nach Oberndorf
als Fonds für einen etwaigen Neubau abgeführt (Marburg Staatsarchiv St. B. 4592 Kreis Orb Nr. 771).
 
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