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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0187

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Obenidorf. Orb.

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finden gewesen. Dem damaligen bauleitenden Architekt Reg.-Baumeister Stiehl verdankt Verfasser aber die
auf Tab. 24, E 1, 2. wiedergebenen Scizzen.

Demnach war der beseitigte alte Bau im Kern noch romanisch und hatte in dem rechteckigen Chor
nach Angabe des zeitigen Geistlichen kleine rundbogige aus einem Stein gehauene Fenster. Das Schiff
hatte ebenfalls rundbogige Fenster, die aber nicht sicher als romanisch nachweisbar, jedenfalls in dem
noch bestehenden Theil im 17. Jahrh. etwa umgearbeitet und mit flachem Gewände versehen sind. In dem
Winkel von Chor und Schiff lag nördlich eine kleine Sacristei, welche nach den beiden im Pfarrgarten
erhaltenen Schlusssteinen mit dem Forstinoister'schen und llutten'schen Wappen und Ansätzen birnstabähnlich
profilirter Rippen der Zeit des Kaufes (1444) durch die v. Hutten angehört haben, und mit zwei quadratischen
Gewölben gedeckt gewesen sein muss (cf. Tab. 247, E, 3). In dem Pfarrgarten dienen Rippenstücke mit diesem
Rirnstabprotil als Einfassung eines Beetes. Die Sacristei hatte ebenfalls aus einem Stein gehauene kleine
Hundbogenfenster. Schiff und Chor waren flach gedeckt.

Im alten noch bestehenden Theil des Schiffes liegt eine kleine Westempore für die Orgel, welche mittelst
einer äusseren Freitreppe zugänglich ist, und ein kleines gut detaillirtes Orgelgehäuse aus dem Anfang des 18. Jahrh.
trägt. Ueber dem Westende des Daches steigt ein 4seitiger starker Dachreiter mit stumpfem Pyramidendach auf,
auf welchem ein zweimal abgesetzter achtseitiger Helm mit Glockendach sitzt. Von der alten Ausstattung des Innern
hat sich nichts erhalten. Altäre und Kanzel sind modern dem Chorbau entsprechend. In dem Dachreiter hängen

8 Glocken, deren grosste einen unteren Durchmesser von 0,80, 0,70 Höhe hat und am Hals in
goth. Minuskeln zwischen gewundenen Fäden die Inschrift trägt:

» Küianus * bis ich * 2limo bm * 2n°cccc°lir0 Couttriunn * rumpo *mortuum »öcfleo #facrüe$üm *»oco.
Auf dem Feld steht eine schöne Kreuzigungsgruppe, bei welcher Johannes und Maria gesondert geformt sind.

Die mittlere hat 0,57 unteren Durchmesser und 0,49 Höhe, und in lateinischen Grossbuchstaben die Inschrift:

GEGOSSEN VON BÜTTSTEDT IN ASCHAFFENBURG 1859
Die kleinste hat 0,515 untern Durchmesser, 0,42 Höhe und die Inschrift:

ICH • RUFE ■ Dia • LEUD ■ ZUM • BESTEN • STREIT • K»HANNES . FISCHER • IN • FELLEN • A ■ 1805.

Stadt von 3500 Einwohnern, 21/., Stunden ostnordöstlich von Gelnhausen, der Hauptort des 1866 an
l'reussen abgetretenen bayrischen Gebietes, seit früher Zeit Sitz eines eigenen Gerichts. Der Name ist von
dem Bach entlehnt, in dessen tiefem, rings von weiten Wäldern umgebenem Thale der Ort angelegt wurde,
und kommt als Bachamen in der Form Orbaha bereits 1050 in der Urkunde vor. durch welche Kaiser Heinrich IV.
dem Kloster Fulda in einem bestimmten Waldgebiet den Wildbann verlieh (Urk. I. p. 41). Es muss aber damals
bereits auch ein Ort und eine Burg Orbaha bestanden haben, denn derselbe Kaiser übergab beide, gelegen im
Gau Wettereiba. mit den Salzquellen 1064 dem Erzstift Mainz (Gudenus cod. dipl. I, p, 24). Der Name blieb
der gleiche während des 13. Jahrh. (Urk. I, p. 320 u. 1267, p. 447 u. 1287). nur einmal kommt Lrbaha vor (p. 523).
1311 lautet er Orba (Urk. II, p. 101), 1338 Urba (ibid. p. 482), später meist Orba. Seine Ableitung und Be-
deutung ist noch nicht sicher festgestellt, doch wird nur die Wahl zwischen den beiden Grundworten horo -
coenum = Schmutz, und ür = urus = Auerochse (nicht bubalus wie Arnold 320 hat) übrig bleiben, erstere
wegen der Analogie des Flussnamens urfe (1184 Orpha, 1272 Orphej den Vorzug verdienen.

Orb verdankt seine Entstehung sicher den ergiebigen Salzquellen, welche, wie obige Urkunde beweist,
schon im 11. Jahrhundert so ausgebeutet wurden, dass sie einen begehrens- und erwähnenswerthen Besitztitel
bildeten. Der Ort erscheint erst 1292 als oppidum (ummmauert) (Urk. I, 523); wann er Stadtrecht erlangte
ist nicht bekannt, doch muss dies schon erheblich früher geschehen sein, da 1267 ein heinricus scultetus in
Orbaha als Zeuge auftritt (Urk. 1, p. 320).

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