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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0203
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Somborn.

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einer Schenkung von Gütern an das Kloster Fulda 1025 erwähnt (Urk. I, p. 33), lautet 1030 Sonneborn, 1084
Sunneburnen, 1438 Sonnenborn u. s. w. und seine Ableitung liegt auf der Hand.

Die Besiedelung des Ortes scheint vom Kloster Fulda ausgegangen zu sein, welches 1025 seine dortigen
Besitzungen zur Ausstattung des Klosters Neuenberg bestimmte (Urk. 1, p. 34). Dieses besass daher dort 1255
einen Fronhof (Urk. I, p. 227) und verpachtete die villicatio daselbst 1270 (Urk. I, p. 337). Damit ist schwer
zu vereinigen, dass das Peter- und Alexanderstift zu Aschaffenburg um 1184 curtem in Sunneburnen cum parochia
et fecimis besass, und sich vom Tapst Lucius III. bestätigen Hess (Urk. I, p. 88j. In der Folge wurde 1316
von dem Probst zu Aschaffenburg das Patronatsrecht über die Pfarrkirche zu .Somborn dem dortigen Sril'ts-
capiteJ zur Aufbesserung seiner Pfründen überlassen (Urk. 11, p. 162) und blieb bei demselben bis zu den
napoloonischen Umwälzungen, durch welche es schliesslich an den Kurfürsten von Hessen gelangte.

Die weltlichen Verhältnisse des Ortes, seine Stellung im Freigericht, können hier nur angedeutet werden,
und nuiss das nähere bei Steiner, Schlereth und v. Schenck (s. Literaturübersicht) nachgelesen werden. Das
Freigericht umfasste einen Theil des Maingaues, in welchem die gemeinfreien Bauern unter Vorsitz anfänglich
gewählter Landrichter die Gerichtsbarkeit auf Grund kaiserlicher Privilegien übten. Die später erblich gewor-
dene Würde, welche die Grafen v. Bernbach, dann die v. Rannenburg inne hatten, wurde auf dem Märkerding
ausgeübt, in dessen Organisation das Protokoll des Märkerdings von 1386 den besten Einblick gewährt, auf
welchem der letzte Eannenburger seines Amtes entsetzt wurde, weil er versucht hatte dasselbe, da er kinderlos
war. an Hanau und Eppstein zu verkaufen (Urk. IV, p. 356 seq.), und weil er gewaltthätig gegen die Märker
vorgegangen war. Der Kaiser suchte die Märker zu unterstützen, und trug der Stadt Gelnhausen 1425 deren
Schutz an, trotzdem scheinen aber die Rannenburgischen Ganerben sich gewaltsam weitgehende Rechte angemasst
zu haben, sodass wohl der Landrichter in alter Weise gewählt wurde, daneben aber ein ganerbschaftlicher
Amtmann in Alzenau sass.

Die Peter= und Pauluskirche.

Von der um 1184 nachgewiesenen Kirche hat sich keine Spur erhalten. Der jetzige Bau besteht aus
einem kreuzförmigen geräumigen Schiff mit fast gleich breiter halbrunder Apsis, und mit einem schlanken
quadratischen Thurm im Winkel von Apsis und rechtem Querschiff.

Das Hauptschiff, die Vierung und der linke Querschiffflügel sind dach gedeckt. Der rechte Quer-
schiffarm hat aber rippenlose Kreuzgewölbe zwischen runden Schild- und Scheidebögen deren Kämpferprofil
Tab. 305 sichtbar ist, während die Basen bei dem Neubau durch die Erhöhung des Fussbodens verdeckt wurden.

Der Chor hat in dem sehr kurzen graden Theil ein Tonnengewölbe, in welches Stichkappen
für die Fenster einschneiden, und die Apsis eine Halbkuppcl mit drei ähnlichen gestelzten Stichkappen.
Triumphbogen und Gurt der Apside treten nur wenig vor und haben Kämpfer- mit Karniesprofil. Die Fenster
sind rundbogig und mit hölzernem Sprossenwerk versehen.

Aus dem Querschiff führt eine Spitzbogenthüre in das Untergeschoss des Thurm es, welcher mit
einem Kreuzgewölbe ohne Kippen überdeckt ist, ein schmales östliches Spitzbogenfenster ohne Masswerk und
Reste eines kleinen Altares, sowie einen Wandsehrank enthält, da es ursprüglich als Sacristei diente. Die weiteren
Thurmgeschosse haben ebensolche kleine gefaste Spitzbogenfenster, die Glockenstabe jedoch ist unter völliger
Auflösung der Mauerflächen mit Rundbögen auf antikisirendcn Pflastern durchbrochen, und mit einem Hachen
Zeltdach gedeckt. Das Westportal des Hauptschiffes ist in missverstanden romanisirenden Formen gehalten:

Aus diesem Befund, verbunden mit den geringen literarischen und aktenmässigen Nachweisen, ergiebt
sich, dass nur der Thurm in seinen unteren Theilen ein Rest der spätmittelalterlichen Kirche ist, welche die
älteste ersetzte. Im Jahr 1719 entstand abermals ein völliger Neubau von einfach rechteckiger Cesammtform
mit gewölbtem Chortheil, und dieser ganze immer noch bescheidene Bau wurde im Jahre 1832 dann unter
Aufgabe der Orientirung als Querschiff verwendet, und durch Anbau eines Schiffes und Chores um das doppelte
vergrössert. Damals wurde auch die Glockenstube des Thurmes angelegt (Arnd p. 460).

Von der Ausstattung des Baues von 1719 hat sich ein Theil erhalten:

Der alte Hochaltar ist ein in dem architektonischen Aufbau noch mass- und wirkungsvolles, aber
augenscheinlich durch spätere Zuthäten verdorbenes Werk. Das mittlere Hauptfeld nimmt eine grosse auf
Leinwand gemalte Kreuzigung von massigem Kunstwerth ein. Zur Seite stehen die geschnitzten Statuen der
Titelheiligen der Kirche (Peter und Paul), im oberen Aufsatz ist auf Leinwand der heilige Franciseus gemalt.
Bei näherer Betrachtung erkennt man sofort, dass das unförmlich grosse, mit einem Pelikan gekrönte Taber-

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