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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0205

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Somborn. Spielberg.

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als ob sie aus papierdünnen Wachsblättchen ausgeschnitten und die Enden dann mit rautenförmigen, ebenso
dünnen Blättchen verstärkt wären. Bei der Jahreszahl ist die 1 ein i, die 3 ein z, 5 und 8 sind aber frei-
händig ausgeschnitten, und zwar ersteres zu breit, letzteres zu sehmal in den Strichen.

Wegen der absoluten Gleichförmigkeit der wiederkehrenden Buchstaben können diese nicht als Wachs-
buchstaben so zusammengesetzt sein, sondern das Modell, über welchem die Gussform hergestellt wurde (Gyps,
Blei , nmss so aus Blättchen zusammengesetzt gewesen sein.

Diese auf Täfelchen stellenden Buchstaben gestatteten eine sehr regelmässige Stellung, die feinste Aus-
arbeitung des Buchstaben« und die günstigte Vertheilung auf den bestimmten Glockenumfang. Sie kommt ander-
wärts schon sehr viel früher vor, im Kreis aber nur noch an einer Glocke zu Wächtersbach von 1661.

In dem Ort sind einige Fachwerkbauten bemerkenswerth, vor allem Nr. 2 durch eine nach dem Hof
zu gelegene, von candelaberartig geschweiften Holzsäulen getragene Halle im Erdgeschoss, unter welcher auch
die kurze Freitreppe zur Hausthür liegt. Sie wird in den hessischen Holzbauten abgebildet werden.

Spielberg.

Dorf von 500 Einwohnern, 3 Stunden nördlich von Gelnhausen, war ehemals Sitz eines eigenen Ge-
richtes und gehört jetzt zum Amtsgericht Wächtersbach. Bereits 1244 kommt ein Reimboldus de Spegelberg
als Schultheis von Gelnhausen vor und es ist wahrscheinlich, dass diese Familie die erst später genannte Burg
in Spielberg besass und nach ihr genannt ist. Der Ort selbst wird aber erst 1365 als Speelberg erwähnt, wo
Conrad von Trimberg seinen Theil am Büdinger Wald an Heinrich von Ysenburg verkauft mit Ausnahme eines
Achtels, welches auch den Ort umschloss. Um 1500 lautet der Name Spilberg und ist nach Arnold p. 336
von spigal — speculum abzuleiten (?).

Der Ort war Sitz eines der zwölf Förster des Büdinger Waldes (Urk. von 1377 III, 50) und noch
am Ende des 14. Jahrhunderts dauerten die Rodungen zur Gewinnung einer Feldflur fort.

Nach dem Aussterben der Trimbergs kam Ysenburg in den Besitz des Ortes und Gerichts, und diese
fiel bei der Haupttheilung 1684 an die Büdinger, später an die Wächtersbacher Linie.

Die Burg

wird zum erstenmal im Jahre 1552 genannt, wo sie Graf Anton I. für die Ocmalin eines Sohnes als Wittwen-
sitz bestellte und mit Einkünften aus dem Gericht dotirte (Archiv zu Birstein Originalurkunde). Nach Arnd
]). 485 waren von dem 1624 nebst einem grossen Theil des Ortes verbrannten Schloss noch Ruinen vorhanden,
und ein Heft mit geometrischen Plänen von Waldorten etc. im Archiv zu Wächtersbach hat einen Riss be-
wahrt, welcher annähernd die Disposition der wenig bedeutenden Wasserburg erkennen lä'sst (cf. die Repro-
duetiou auf Tab. 347 G).

Die Pfarrkirche.

Eine Capelle semeti Jacobi zu Spielberg Hietzmkircher p/ar erscheint im Jahre 1500 ohne nähere An-
gaben i Archiv zu Büdingen, Culturwesen Nr. 627), welche nach Würdtwein III, p. 172 schon im Mittelalter
bestanden hatte. Nachdem das Gerieht an dies Wächtersbacher Linie gekommen war, errichtete Graf Ferdinand
Maximilian eine besondere Pfarrei in Spielberg, und erbaute 1727 die noch bestehende Kirche. Diese ist ein

schlichter rechteckiger Bruchsteinbau mit flacher Decke und Stichbogenfenstern ohne Profil. Leber der recltt-

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