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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0206

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188

S|)it'll)ei'{r. I "deiihain.

eckigen Westthüre mit gekröpften Rühmen stellt unter einem grossen Ysenburgischen Allianzwappen des Grafen
Ferdinand Maximilian II. und seiner Gemahlin Wilhelmine Gräfin v. Stollberg Gedern GEBAUT 1727.

Über der gleichgestalteten nördlichen Nebenthüre ist ein aus F.M.W, geschlungenes Monogramm, und über
der südlichen Nebenthüre steht: Im Jahre Christe 1727 tmrde dieses Gotteshaus durch Landesvätterlichs Vorsorge und
Milde hierzu angewandeten Bauhosten des Hochgeborenen Grafen und Herrn. Herrn Ferdinand Maximilian Grafen
zu Isenburg mal Büdingen unsern gnädigsten Landesregenten wie auch anderer gutthätiger Herzen Beistand und
derer Gemeinden Spiegelberger Gerichts möglichst heigetragenen Fleisz mal Vermögen von Grund aus Neiterl/aitf mal
:n Hude besagten Jahres Gott/ob in Frieden und ohne Unglück unter 'lach gebracht. Her Herr sei ihr Schilt/ mal
graszer Lahn ; er bewahre allen Eingang und Ausgang von nun an bis in Ewigkeit. Amen.

Am Westende des Daches sitzt ein grosser achteckiger Dachreiter mit mehrfach abgesetzter geschweifter
Haube. Emporen umziehen die Nord-, West- und Südseite, deren gedrehte durchgehende Stützen zugleich die
Decke tragen. An der Ostseite steht zwischen zwei Fenstern die Kanzel, davor der Altar ohne Schranken.
Auf der Westempore steht eine moderne Orgel.

Von der Ausstattung bietet allein die Tab. HOS abgebildete Kanzel Interesse.

Von älteren mobilen Geräthen sind vorhanden:

Zwei silberne Kelche, mit einfachster Profilirung ähnlich dem zu Hellstein.

Eine Taufkanne von Rothguss, ein schön profilirtes leider durch Putzen aller Schärfe beraubtes und
vielfach geflicktes Gefäss vom Anfang des 16. Jahrhunderts.

Die Taufschüssel mit der gestanzten und nachgepunzten Darstellung des heil. Georg. Die Rand-
inschrift giebt ausnahmsweise einen Sinn und wird „hilf alijcit" zu lesen sein. Auch sie ist durch Putzen
ganz verdorben. Tab. 309 giebt beide Taufgeräthe.

Zwei Glocken hängen in dem Dachreiter, von denen
die kleinere aus der alten Jacobuscapelle übernommen sein muss.

Sie hat 0,53 unteren, 0,251 oberen Durchmesser, 0,46 Höhe und in sehr schlecht gegossenen Minuskeln die
Umschrift:

o thesus o inariej o hilf o got o

o bedeutet ein schön modellirtes agnus dei in runder Medaillonfprm, und auf dem Feld ist ein kleiner
Crucifixus ohne Kreuz angebracht. Die eckigen Bügel der Krone sind sein- schwach, sodass einer bereits ab-
gebrochen und in Eisen ergänzt ist. Der Ton ist sein- schön.

Die grössere hat 0,60 unteren, 0,29 oberen Durchmesser und 0,52 Höhe mit der Umschrift:

m~ GOSS MICH [OHANN UND ANDRE SCHNEIDEWIND IX FFURT IM IAHE 1720

darunter ein Ornamentstreifen.

Udenhain.

Dorf von 650 Einwohnern, 3% Stunden nordöstlich von Gelnhausen. War im Mittelalter der Sitz eines
kleinen Gerichtes, gehört jetzt zum Amt Wächtersbach, und ist Filial von Heilstem.

Der Name zuerst 1331 als Udenhain (Udenhavn, Uodinhan und hen) vorkommend, ist nach Arnold
1». 469 von einem Personennamen (?) abzuleiten. Das Gericht Udenhain umfasste nach Landau (Wettereiba
]>. 138) die Orte: Hellstein, Schlierbach, Spielberg, lireitenhorn. Wittgenborn, Leisenwald, Streitberg, Helfersdorf,
Neuenschmitten, Schächtelburg, Waldensberg, Weiherhof und war Reichsleben, wie sich daraus ergiebt, dass 1331
K. Ludwig den Grafen Luther v. Ysenburg beauftragt, das an die Grafen v. Weilnau verpfändete Gericht aus-
zulösen, und nachher Conrad v. Trimberg, der dies ausgeführt hatte, mit dem Gericht belieh (Urk. II, p. 349
hezw. 382). Später wird statt Udenhain Spielberg als Gerichtsort genannt. Es ist deshalb auch möglich, dass
 
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