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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0208

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190

Ddenhain. (Jnterreichenbach.

Sockeln hervorwachsen, und in einem grossen dreipassförmigen Schlassstein zusammenlaufen, in dessen
vertiefter Flüche ein Christuskopf und 2 Engel scalpirt sind. Die ScMldßögen mit Hohlkehle laufen neben
Diensten herab, ausserdem aber noch ein weiteres Glied, welches in der Höhe der Bogenanfänge aufhört und
eine Aenderung im Bauplan bezeichnet.

Die Baugeschichte der Kirche wäre nach dem vorliegenden Befand kurz dahin zu resumiren, dass
der Chor bereits 1446 als besondere Capelle oder als Chor einer älteren romanischen Kirche bestand und das*
das Schiff 1469 angesetzt wurde.

Deutlich ist zu erkennen, dass der ('bor nach Westen mit Eckquadern abschloss, an die ohne Verband
das Schiffmauerwerk stösst.

An der Nordwand des Chorschlusses sitzt ein

Wandtabernakel (Tab. 312), welches leider dick mit Kalk vertüncht ist, sodass alle Formen un-
scharf erscheinen. Auf dem abgeschrägten Band läuft eine Inschrift hin, von welcher mit Mühe zunächst nur
das Datum freizulegen war niccccrrrrüt d. h. 1446. Zwei Wappen über den krönenden Kielbogen bezeichnen
den Stifter einen Grafen v. Ysenburg, und seine Gemahlin eine Gräfin v. Weitnau (2 Löwen) (Simon?).

Der Altar hat noch die alte kleine mit Hohlkehle und Platte protiürte Mensa.

Die Piscina, an der Südostwand, ist eine Nische mit vortretendem Becken Fig. 7.

Das Gestühl hat geschickt geschweifte massige mit den Emporen gleichzeitige Eichenholzwangen,

Kanzel und Orgel sind jedoch unerfreuliche neuere Schöpfungen.

Glocken. Die kleinste hat 0,635 unteren, 0,345 oberen Durchmesser und 0,52 Höhe, und zwischen
gedrehten Fäden in ganz kleinen weitstehenden unscharf gegossenen gothischen Majuskeln die Inschrift:

.sssg + ©os: f mm + vmw&ii + wmm +

Die Hügel der Krone sind rund und gekerbt.

Die grössere; hat in lateinischen Grossbuchstaben die Inschrift:

IN GOTTES NAMEN FLOSS ICH IACOH VXD PHILIPP LACH IN WINDECKEN GOSS MICH 1820.

Unterreichenbach.

Dorf von 400 Einwohnern, 4V2 Stunden nordnordöstlich von Gelnhausen, war bis ins 19. Jahrhundert
Sitz eines eigenen Gerichtes und gehört jetzt zum Amtsgericht Hirstein.

Die villa Liehenbach wurde von Pipin und Karlmann dem Kloster Fulda geschenkt, welches durch
seine Leute dort 20 Höfe bewirtschaften Hess. Dazu dienten 10 lidi, 18 servileres, 40 tributarii, 18 coloni,
30 sclavi (Schöttgen und Kristig dipl. et Script, bist. Genn. I, p. 3). Schon im Jahr 810 wird eine ecclesia
in Iiichenbach genannt und deren Bezirk in dem Cod. Eberhardi (Marburg. Staatsarchiv) genau beschrieben.
Verwaltung und Gerichtsherrlichkeit waren in den Länden eines von dem Abt zu Fulda damit, und mit dem
Amtssitz in der Burg Birstein beliehenen Schutzvogtes. Als solcher erscheint zuerst urkundlich erweisbar
Konrad von Trimberg, welcher im Jahr 1279 auf die advocatia in Liehenbach zu Gunsten seines Schwagers,
des Grafen Heinrich von Weilnau, verzichtete. Von dessen Wittwe gelangte die Vogtei zu ungleichen Theilen
an ihre Enkel Heinrich II. v. Weilnau und Ulrich v. Hanau (aus welchem Haus sie stammte) und durch Ver-
heirathung mit einer Tochter des letzteren dann an Heinrich v. Ysenburg. Den Weilnauer (vorübergehend
wieder an die Trimberg gekommenen) Theil erwarb Ysenburg 1335 resp. 1342 pfandweise von der Witwe
Mechthild von Weilnau. Doch erst im Jahr 1438 konnte Liether von Ysenburg mit Genehmigung des Abtes
[Reinhard v. Weilnau) zu Fulda das Gericht uneinlösbar erkaufen, und wurde 1441 mit Gericht Keichenbach
und Burg Hirstein nebst Zubehörung belehnt (Simon III, p. 157). Ein Versuch im Jahr 1457 diese Belehnung
 
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