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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0212

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194 Untersotzbach. Wächtersbach.

Das Gestühl bat symmetrisch geschweifte Wangen, ähnlich denen zu Udenhain (Tab. 319,4).
In dem Dachreiter hängen drei Glocken:

Die grösste mit 0,745 Durchmesser und 0,60 Höhe hat die Inschrift:

FRIEDE AUF ERDEN UNTERSOTZBACH 1874 Uli BACH IX WINDECKEN.

Die mittlere mit 0,57 Durchmesser, 0.46 Höhe hat die Inschrift:

m~ GOSS • MICH • IOHANNES • U • ANDREAS ■ SCHNEIDEWIND ■ IX ■ FRANCKFUKT • ANNO • 1735.

Die kleinste mit 0,45 Durchmesser, 0,38 Höhe hat die Inschrift:

GOSS • MICH • IOHANN • U - ANDR • SCHNEIDEWIND • FFURT 1735.

Die Kirche wird nach obigem also um 1488 erbaut sein, erhielt 1712 ein neues Dach, Thurm, Emporen,
Kanzel etc. neben der Vergrößerung der Fenster, und wurde 1811 durch die gutgemeinten Malereien geschmückt.

Wächtersbach.

Stadt von 1200 Einwohnern, 2 Stunden nordöstlich von Gelnhausen. Das Gericht Wäehtersbach kommt
erst 1351 (Urk. III, p. 25) vor, und scheint nur ein DorfgeTicht gewesen zu sein. Jedenfalls gehörte der
Ort zum Büdingerwalä, und war Sitz eines der 12 Förster desselben. Hier lag- eine der drei Burgen, in
welcher die Forstmeister geboren sein mussten, Gelnhausen, Büdingen, Wäehtersbach, und diese war es auch
wahrscheinlich, welche die Entstehung des Ortes veranlasste.

Der Name kommt in einer Urkunde von 1236 zuerst vor, in welcher die sämmtlich dicht bei Geln-
hausen belegenen Besitzungen des Klosters Seibold aufgezählt werden und von welcher sich sechs Abschriften in
Ysenburgischen Archiven erhalten haben (Urk. I, p. 151). Alle diese Umstände sprechen dafür, dass mit dem
darin genannten Weichersbach (in den andern Abschriften auch Weychirsbach, Weichersbach, Wechtersbach,
Weterbach) unser Ort, nicht das an der Sinn bei Schwarzenfels für das Kloster sehr abgelegene Dörfchen
gemeint sein kann, zu welchem die Vsenburger nie Beziehungen hatten. Der Name lautet 1324 Wechterszbach,
1333 Weichterspach, 1349 Wechterspach u. s. w. Er ist offenbar aus Weiher und Bach zusammengesetzt, was
ganz der Oertlichkeit mit ihrer Wasserburg und (hin grossen Teichen oberhalb des Ortes entspricht.

Kirchlich gehörte Wächtersbach mit der erst 1354 genannten Kapelle zu Orb und wurde 1435 wegen
des zur Zeit von Uebersehweminungen gefährlichen Kirchweges davon getrennt. Nach der Reformation war
es bis 1610 lutherisch, dann reformirf.

Die Stadt liegt auf einem schmalen, in die Ebene verlaufenden Rücken, welcher von dem Thal des
Baches, der den Schlossweiher speist östlich, und von einer durch das Regenwasser gerissenen tiefen Schlucht
anderseits begrenzt wird. Am Rand dieser Schlucht läuft die Ringmauer her, und bildet ein langgezogenes
Rechteck, dessen West- und Südseite noch leidlich erhalten ist, wenn auch an keiner Stelle mehr bis zur Höhe
des Wehrganges. Wenige halbrunde vor die Flucht vortretende Thürme sind an den bezeichneten Stellen des
Situationsplanes noch mehr oder minder hoch erhalten, und die beiden nach dem Wald und in die Kinzigebene
führenden Thorthürme sind in diesem Jahrhundert zerstört. Auf der Seite nach dem Schloss zu fehlt seit der
parkmässigen Umgestaltung der Umgebung im Anfang dieses Jahrhunderts jede Spur, es ist also nicht zu
ermitteln, ob die alte Burg mit der Stadt in Verbindung stand oder nicht. Von dem Kirchthurm, um dies
gleich hier zu erledigen, ist die Ringmauer über 15 m entfernt. Die Angahe von Simon p. 161, dass er ein
Stadtthurm gewesen, welche sogar in das ältere Inventar der Baudenkmäler überging, ist daher völlig irrig.

Bereits im Jahr 1404 hatte Wäehtersbach nach ihm von Joh. v. Ysenburg erhaltenen Privilegien eine
Befestigung mit Graben und Zäunen (Palissaden) und zwei Thpre (Transsümpt. in einer Bestätigungsurkunde
 
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