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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0219

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Wittgenbörn. Wirtheim.

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Die Filialkirche.

Sic ist ein einfach rechteckiger Bruclisteinbau mit stichbogig geschlossenen Fenstern und flacher Decke.
Auf dem niedrigen Satteldach sitzt ein achtseitiger, mehrfach abgesetzter, mit einer Glockenhaube abschliessender
Dachreiter. Das Westportal mit gekröpftem Kähmen hat einen Aufsatz in dem ein von wilden Männern ge-
haltenes Ysenburgisches Wappen und eine Tafel mit der Inschrift angebracht ist:

//// Jahre 174! unter der Regierung, unseres wei/land Hochgeboren Grafen und gnädigsten Landesherrn, Herrn Fer-
dinand Maximilian Grafen zu Ysenhurg und Büdingen hochseligen Andenkens wurde der Bau dieser Kirche zu
Witgenlom angefangen mal im Jahr 1777 unter der Regierung unseres gnädigsten Landesherrn des Hochgeborenen
Grafen und Herrn, Herrn Ferdinand Casimir Grafen zu Ysenhurg und Büdingen des Russisch-Kaiserlichen St. Annen-
Ordens Ritter u. s. w. vollendet.

Im Innern sind nach dem Orundriss auf Tab. 347 Hl die Nord-, West- und Sudseite mit Emporen
auf candelaberartig geschweiften vierkantigen Holzsäulen angebracht (Fig. 2), deren Gebälk und getäfelte Brüs-
tungen das Fig. 3 gegebene Profil zeigen.

Die Kanzel steht an der Mitte der Ostwand, ist der zu Waldensberg sehr ähnlich und ohne Kunstwerth,

Der Altar, ein Tisch mit gedrehten Füssen, steht mitten vor der Kanzel.

Glocken sind 2 vorhanden.

Die grössere hat 0,64 m unteren, 0,33 oberen Durchmesser, 0,49 Höhe mit der Inschrift an der Haube:
GOS MICH GEBRÜDEK HA KT HF FS IN FRANKFURT 1819 DER GEMEINDE WITGENBORN.
Auf dem Feld:

.1. SALOMON • H. SCÜLTHEIS 0. ECKERT, L. KNOTH JÖERG • DIFTZ

Die kleinere bat 0,50 untern, 0,27 obern Durchmesser und 0.41 Höhe. Um den Hals steht in
gothischen Minuskeln f uue marin f, auf dem Feld ist ein Crucifix angebracht. Sie dürfte von auswärts, etwa
von Wächtersbach aus dem Schlossthurm hierher geschenkt sein.

Weiherhof.

Gutshof und fürstliches Jagdhaus liegt l/i Stunde von Wittgenbörn neben einem seit alter Zeit bestellenden
Fischteich, dessen Existenz auf der Hochfläche durch die ausgedehnten Thonlager ermöglicht ist, von deren
Ausbeutung ein grosser Theil der Bewohner von Wittgenborn lebt. Die Anlage des Hofes in seiner jetzigen
Gestalt scheint auf das 17. Jahrh. zurückzugeben, denn von dem ältesten der vor einiger Zeit abgebrochenen
Fachwerkbauten ist jetzt ein Thürsturz in dem Hausflur des Herrenhauses eingemauert, der ein Ysenburgisches
Wappen eingeschnitzt zeigt, darunter die Jahreszahl 1690. Links steht: F • M • G • Z • Y • B • V ■ B • d. h.
Ferdinand .Maximilian Graf zu Ysenhurg Büdingen und Birstein, rechts A • M • G ■ Z • Y • B • G • G • Z • S ■
Y • W ■ d. b. Anna Margaretha Gräfin zu Ysenburg-Büdingen geborne Gräfin zu Sayn und AVittgenstein.

Die übrigen Gebäude sind jünger, eins bat auf der Schwelle des Oberstockes die Jahreszahl 1753.
Das Innere birgt einige interessante eiserne Kanonenöfen auf Füssen. In einem Speicher lagern, wohl aus
der Hütte von Neuenschmitten stammende Ofenplatten mit gut modellirten Jagdscenen aus der Zeit um 1800.

Wirtheim.

Dorf von 660 Einwohnern, 1 Stunde ostnordöstlich von Gelnhausen. Es hatte ehemals ein eigenes
Gericht, und gehört jetzt zum Amtsgericht Orb. Der Ort wird urkundlich zuerst im Jahr 976 genannt
als Otto I. dem Stift zu Aschaffenburg die kaiserlichen Kammergüter zu Wirtheim Cassele und Hosti in pago

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