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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0071
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Beckedorf

Geschichte. f) eckedorf. Kirchdorf Amtsgerichts Rodenberg, hat 728 Einwohner. Der Name (1288 Bekedorpe)
J bedeutet s. v. a. Bachdorf. Anfangs des 14. Jahrhunderts waren die von Zerssen daselbst angesessen;
ein Hof mit 8 Hufen, vom Grafen von Welepe zu Lehen gehend, wird im Jahre 1301 von Rotbertus von
Zerssen dem Kloster Loccum verkauft (Wippermann, Reg. 273, S. 126). Auch die Grafen von Schaumburg
hatten ansehnlichen Grundbesitz, vielleicht den Haupthof daselbst, wie denn 1632, Januar 27 Graf Jobst Hermann
der Barbara von Harguebus geb. von Witersheim wegen einer Schuld von 5000 Talern „den Hof" zu
Beckedorf verpfändet. Wir finden 1394 eine Kapelle daselbst, die mit der Pfarrei Lindhorst verbunden
war. Des Kirchhofes wird sogar bereits 1320 Erwähnung getan (Holscher, Westf. Ztschr. 33, S. 182). Wann
der Ort kirchlich von jener Pfarrei getrennt und zur selbständigen gemacht wurde, ist nicht bekannt. Im
15. Jahrhundert war dies noch nicht der Fall. Wahrscheinlich war Beckedorf vielmehr eine der sechs
Pfarreien dieser Gegend, mit welchen Johann von Schaumburg, ein außerehelicher Sprößling eines Grafen
von Schaumburg, unter dem Titel eines Pastors belehnt war und die er meist durch Vizeplebane verwalten
ließ. Noch im Jahre 1556 wurde ein solcher Vizepleban zu Beckedorf wieder angestellt, nachdem längere
Zeit keiner dagewesen war, aus welchem verlassenen Zustand es sich wohl erklären mag, daß die Gemeinde
mit einigen andern ihr benachbarten hartnäckig der Einführung der protestantischen Lehre widerstrebte.
Der im Jahre 1660 noch lebende war der erste protestantische Geistliche des Ortes, dessen kirchliche
Selbständigkeit also nicht wohl vor den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts bewirkt worden sein kann.

Beschreibung. Die einfache Saalkirche ist 1740 erbaut, wie aus der Inschrift: „FRIDERICO REGE MDCCXL",

Kirche •

Tafd 37 auf dem Schlußstein der Osttür angebracht, hervorgeht; darüber ist aber ein von dem damals abgebrochenen
uikI()2,2. Qe5äude herrührendes Werkstück mit der Jahreszahl „Jtflüt • tttt • IfflXl" eingemauert. Aus dieser Zeit ist
nur der quadratische Westturm erhalten. Das untere mit einem rippenlosen Kreuzgewölbe überdeckte
Geschoß dürfte aber noch älter sein, da die kleine rechteckige Tür von einem kräftigen Birnstab umrahmt
ist. In der Ostwand ist der Ansatz einer Wendeltreppe zu erkennen. Die Schallöffnungen haben zum
Teil Mittelpfosten und sind im Rund- oder Spitzbogen geschlossen. Das neugeschieferte Zeltdach trägt
eine geschmiedete Spitze, ein Kreuz mit Wetterhahn. Das mit der Turmhalle nur durch eine kleine Tür
verbundene Langhaus, ohne Anlage eines abgetrennten Chorraumes, mit einer im Süden angebauten
kleinen Sakristei ist durch ein hölzernes Tonnengewölbe im Korbbogen überdeckt. Die Wandflächen sind
im Äußern verputzt, nur an den Ecken und neben den flachbogigen Türen und Fenstern ist das unregel-
mäßige Werksteingefüge freigelassen. Das Ziegeldach ist im Osten abgewalmt.

Nicht unerwähnt bleibe, daß neben dem Turm ein Teil eines alten Sockels sich zeigt, der, durch
einen kräftigen Wulst gegliedert, noch ein kümmerlicher Rest der Kapelle zu sein scheint, die 1394
erwähnt wird.

Ausstattung. Der inschriftlich 1794 gefertigte Altar mit beiderseits anschließenden Durchgangsbögen für die

Kommunikanten ist in einfachen Formen des Zopfstiles gehalten und mit der Kanzel vereinigt.
Das Altargerät ist bis auf eine zinnerne, bauchige Weinkanne modern.

Von den beiden Glocken ist die eine von 91 cm unterem Durchmesser auf Tafel 37 gezeichnet,
daneben das Gießerzeichen und die beiden 7,5 cm hohen Reliefs, die sich außer einem aus fünf
 
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