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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0156
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Hohnhorst.

Hohnhorst, um 1130 Hanhurst, zu hörst = Gesträuch, kleiner Wald, ist Pfarrdorf und gehörte in alt- Geschichte,
kirchlicher Zeit zum Erzdiakonat Ohsen. Die erste Erwähnung des Ortes geschieht, als die Edle
Gerburga und ihr Sohn Thietmar ihr Eigentum in Geinhusen, Langrothere und Hanhurst der Kirche
zu Minden übergeben (zwischen 1121 und 1140, s. Erhard, Reg. Westf. S. 229, Nr. 1464). Heute gehört
Hohnhorst kirchlich zur Klasse Obernkirchen, ist aber nicht dem dortigen Amtsgericht, sondern dem zu
Rodenberg zugeteilt. Vor dem Jahre 1821 bildete es mit den Kirchspielen Grove und Großnenndorf die
sog. Niedervogtei. Das Dorf zählt jetzt 527 Einwohner.

Ältere Nachrichten, welche über die Kirche Auskunft geben könnten, sind nicht mehr vorhanden
und mögen bei dem großen Brande des Dorfes im Jahre 1730, bei dem auch das Pfarrhaus bis auf das
Hinterhaus abbrannte, vernichtet worden sein (Paulus, Hess.-Schaumb. Sup. S. 202).
Das Patronatrecht der Kirche steht der Familie von Mandelsloh zu.

Die Kirche, welche den heil. Martin zum Schutzpatron hatte, ist 1899 durch einen Neubau ersetzt Beschreibung,
unter Beibehaltung des quadratischen Westturmes, der im unteren Teil romanisch und mit einem rippenlosen ^irc e'
Kreuzgewölbe überdeckt ist. Die Öffnung nach dem Schiff hat noch den einfachen Schmiegenkämpfer,
die Westtür aber ist flachbogig und von einer Hohlkehle umrahmt. Der obere Teil des Turmes, der unter-
halb der spitzbogigen Schallöffnungen von einem Hohlkehlgesims umzogen ist, mag in spätgotischer Zeit
aufgesetzt sein. Die hohe, schlanke Spitze, die 1836 durch einen Sturm herabgeworfen wurde, ist durch
ein niedriges Zeltdach mit achteckigem Dachreiter ersetzt.

Tafel 73 und 74 geben einige vor dem Abbruch der Kirche aufgenommene Photographien. Das
spätromanische Schiff, etwas breiter wie der Turm angelegt, war von zwei rippenlosen Kreuzgewölben
überdeckt. Die Wandbogen und Quergurte wurden von kräftigen, mit Schmiegenkämpfer versehenen Vor-
lagen aufgenommen. Die Fenster waren schon in spätgotischer Zeit durch ähnliche, wie sie der Chor
aufwies, ersetzt worden, hernach nochmals geändert und rechteckig eingebrochen; die spitzbogige Südtür
von Birnstab, Kehle, Wulst umrahmt. Der spätgotische, mit fünf Seiten eines Achtecks geschlossene Chor
war von dem gleichbreiten Schiff nur durch einen Gurt getrennt. An einem der Eckstrebepfeiler befand
sich die Jahreszahl: „SUnno ■ öonrini • m° ■ tttt • \%TCl- Das betreffende Werkstück ist in dem süd-
westlichen Strebepfeiler der jetzigen Kirche wieder eingemauert; auch wird in der neuen Sakristei der mit
dem Lamm Gottes geschmückte Schlußstein des alten Chorgewölbes aufbewahrt, zugleich mit einem andern, der
das Rippengewölbe der alten rechteckigen Sakristei schloß und ebenfalls eine Jahreszahl trägt: ,,5Unna öiTi
• CCCt ■ pcum ortä pafce", Ein zweiteiliges einfaches Maßwerkfenster ist bei dem Neubau wieder eingesetzt.

Der neue Altar enthält zwei 64 cm hohe Figuren eines gotischen Schreines: eine gekrönte Jungfrau Ausstattung,
und die Gestalt eines Bischofs; einige andere, zum Teil nur 35 cm hoch, vom Wurmfraß ganz zerstört,
werden im Pfarrhause aufbewahrt, darunter eine heil. Anna selbdritt.

Die Altargeräte zum Teil neu; zwei ältere Kelche von gotischer Formgebung, beide haben auf
dem Sechspaßfuß als Signakulum einen aufgehefteten Kruzifixus. Der kleinere, silbervergoldet, 17 cm hoch,
hat einen mit Maßwerk verzierten, mit sechs Zapfen besetzten Knauf; der größere ist aus Silber und 20,8 cm
hoch; der Knauf mit ziseliertem Blumenornament bedeckt, anstatt der Zapfen mit angehefteten Rosen
besetzt; — silbervergoldete Patene, 13,5 cm groß, mit Weihekreuz und Vierpaßvertiefung; in den Zwickeln
graviertes spätgotisches n"Tl £T*\ Ornament. — Eine silberne Hostiendose hat die nebenstehenden
Goldschmiedzeichen.

ILN

Bau- und Kunstdenkmäler Im Ree Bez. Cassel. III. Kr. Grafschaft Schaumbure. g
 
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