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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0184
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Nenndorf.

Nenndorf (9Q7 Einwohner) verdankt seine Bedeutung den Schwefelquellen, die ihm Weltruf verschafft Geschichte,
haben. Zuerst gedenkt ihrer Georg Agricola 1546 in einer seiner mineralogischen Schriften; auch
wurde das Wasser vielfach von der Landbevölkerung als Heilmittel benutzt. Seit 1777 war man
zwar auf die Heilkraft der Quellen aufmerksam geworden und hatte Anstalten zu ihrer Fassung getroffen,
aber erst Landgraf Wilhelm IX. von Hessen war es, der, als er im Jahre 1786 die Gegend besuchte,
aufmerksam gemacht auf die Stärke der Quelle, diese fassen und den Ort zu einem modernen Bade ein-
richten ließ. Ihm verdankt Nenndorf sein Emporblühen1).

Der Ort wird in der Form Nianthorpe =(zum) Neuendorf bereits in den Traditiones Corbejenses (11. Jh.)
genannt. Die bemerkenswerte gotische Kirche, die Nenndorf früher besaß, — sie war dem heil. Godehard
geweiht, vermutlich im Jahre 1136 erbaut und in der Folge vergrößert — wurde um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts abgebrochen und 1853 die jetzige einfache Saalkirche errichtet.

Von den älteren Altargeräten ist zunächst ein spätgotischer, silbervergoldeter Kelch, 16,3 cm hoch,Beschreibung,
mit Sechspaßfuß und einer konischen, unten abgerundeten Kuppa zu erwähnen. Er trägt auf den sechs der Kirche
Zapfen des mit Maßwerk verzierten Knaufes den Namen und auf den Flächen des sechs-

eckigen Ständers eingraviert unten Maßwerkformen, oben figürliche Darstellungen: die hl. Anna selbdritt,
eine Madonna, die Heiligen Barbara, Katharina, Godehard und den Apostel Andreas. Dem Fuß ist eine
Kreuzgruppe mit Maria und Johannis aufgeheftet. Die zugehörige Patene, 14 cm groß, mit Vierpaß-
vertiefung und ausgeschnittenem Weihekreuz. — Ein silbervergoldeter, 23,9 cm hoher Barockkelch mit
schlanker, eiförmiger gTW tTYTl Kuppa, Sechspaßfuß und vasenförmigem Knauf hat die nebenstehenden
Goldschmiedzeichen Ä,} IMM. Unö die Inschrift: „M • EGSBC Anno 1704 den 18 May." und
1. Joh. 1; 7. — Eine einfache, 13,2 cm große Patene mit der Widmung: „K: ZU • GR • ENDORF • B • V •
WIPPO • PAST • 1745". — Eine T^ft? silberne, teilvergoldete Hostiendose ohne Schmuck weist

ebenfalls Goldschmiedzeichen auf

Das Epitaphium des 1576 geborenen Oberförsters OTTO KLOTT und seiner Frau Margareta
Bachaus aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts ist in der Nordwand des Turmes eingemauert. In der von
einer Pilasterstellung umrahmten Nische erscheint die Familie des Stifters unter dem Gekreuzigten kniend;
seitlich und als obere Bekrönung frei endigendes Ornament mit langgezogenen Voluten; die Inschrift ist
auf der unteren Kartusche angebracht.

Drei Glocken; die größte, 2144 Pfund schwer, von 1,28 m unterem Durchmesser, mit abweichend
geformter Krone (ein mit vier Öhren besetzter Mittelzapfen), trägt am Hals von Ornamentstreifen begleitet
die Inschrift: „LAUT ERTÖNE GOTTES EHRE HERRLICH ERSCHALLE DES EWIGEN RUHM", ferner
am Mantel: „DER GEMEINDE GROSEN NENNDORF ANGESCHAFFET ZUR VERHERRLICHUNG
DER ÖFFENTLICHEN GOTTESVEREHRUNG VON DEN MITGLIEDERN. PREDIGER GOTTLIEB
HEUSINGER CANTOR FW- LEISEMANN — GEGOSSEN VON I • H • DREIER AUS HANNOVER
ANNO 1819. H WAHLMANN, H • H • TATGE, C • LATWESEN, VORSTEHER, RECHNER,

C • KAUKE". — Die mittlere Glocke, 1407 Pfund schwer, von 1,12 m unterem Durchmesser, stammt noch
aus gotischer Zeit und ist am Bord durch drei Riemchen, über dem Schlag durch zwei Kehlleisten

i) Die Geschichte einschl. Baugeschichte ausführlich dargestellt durch Riegler, Johs.: Bad Nenndorf, Denkschrift zum
hundertjährigen Bestehen des Bades. Berlin, 1887.
 
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