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Weber, Paul [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 5): Kreis Herrschaft Schmalkalden: Textband — Marburg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.12581#0011

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Zum Geleit

Der Kreis Herrschaft Schmalkalden ist trotz seines geringen Umfangs nicht arm an
bemerkenswerten Bau- und Kunstdenkmälern. Von den einst sehr zahlreichen Burgen sind
allerdings meist nur bescheidene Reste übrig geblieben, darunter aber im ehemaligen Burg-
breitungen solche, die uns zurückführen bis in die früheste Zeit deutscher Geschichte. Von
kirchlichen Bauwerken der romanischen Zeit darf die in ihrem vollen Umfange wieder freigelegte
Herrenbreitunger Klosterkirche besonderes Interesse beanspruchen. Die Gotik ist durch die
Stadtkirche in Schmalkalden und die Wallfahrtskirche in Haindorf würdig vertreten,
auf weltlichem Gebiete durch bedeutende mittelalterliche Herrenhäuser, Rathaus und Stadt-
befestigung in Schmalkalden. Als ältestes Denkmal mittelalterlicher Profanmalerei auf deutschem
Boden sind die Iweinbilder im Hessenhofe zu Schmalkalden hervorzuheben. Dagegen ist die
Ausbeute auf dem Gebiete kirchlicher Wandmalereien, Glasmalereien und Schnitzaltäre gering,
weil die strenge Durchführung der calvinistischen Lehre fast allen mittelalterlichen kirchlichen
Ausstattungsstücken den Tod brachte.
Die Renaissancezeit ist durch eine ihrer bekanntesten und charakteristischsten Schöp-
fungen vertreten: die Wilhelmsburg über Schmalkalden mit ihren auch in Trümmern noch
bewunderungswürdigen Resten einstiger Ausstattung und mit ihrer für die Geschichte des pro-
testantischen Kirchenbaues so wichtigen Schloßkapelle. Bescheidenere Denkmäler der Renais-
sance sind das Schloß in Herrenbreitungen und das von Stein’sche Schloß in Barchfeld. Eine
Anzahl Bürgerhäuser Schmalkaldens bieten wohlerhaltene Beispiele von Renaissance-Ausstattung.
Aus der Barock- und Rokokozeit stammen: das landgräfliche Schloß in Barchfeld,
zahlreiche ländliche Kirchenbauten, welche sowohl baugeschichtlich als durch ihre Innenausstattung
von Interesse für die Geschichte der protestantischen Kirchenkunst sind, eine ganze Reihe bürger-
licher Wohnbauten aus dieser Zeit, endlich eine große Zahl künstlerisch tüchtiger Grabdenk-
mäler von der Spätrenaissance bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
Der Klassizismus endlich zeitigte einen beachtenswerten künstlerischen Ausklang in
den traulichen Gartenhäusern um die Altstadt Schmalkalden herum.
Neben den Denkmälern der sogenannten hohen Kunst stehen dann die zahlreichen älteren
und neueren Schöpfungen des im ganzen schlichten heimischen Fachwerkbaues in der Stadt
und die originellen Typen des Bauernhauses auf dem Lande mit beachtenswerten Resten alt-
heimischer Volkskunst in Möbeln und Schmiedearbeiten. Auch der Reste bäuerlicher Grabmal-
kunst und bäuerlicher Tracht sei hier gedacht. Weil sich in ihnen ein Stück schnell dahin-
schwindenden alten Kunstlebens offenbart, wurde auch ihnen in diesem Inventar eingehende
Würdigung zuteil.
Die staatliche Inventarisation der Bau- und Kunstdenkmäler in deutschen Landen ist
ja allmählich über die Aufgabe hinausgewachsen, lediglich ein Nachschlagebuch für den Fach-
mann und die Behörden herzustellen. Die kunstgeschichtlichen und heimatkundlichen Interessen
haben sich mächtig in ihrem Umfange erweitert und sind Gemeingut weitester Kreise geworden.
Diese alle wollen an dem Inventar Anhalt, Anregung und Wegweisung finden.
Darum ist der Rahmen dieses Inventars, wie bei dem von Dr. Holtmeyer bearbeiteten
Band IV (Kreis Kassel-Land), etwas weiter gespannt worden, als es wohl im allgemeinen bisher
bei Inventarisationen üblich war. Auf diese Weise schließt sich die Denkmälerwelt der kleinen
Herrschaft Schmalkalden trotz mancher schmerzlichen Verluste, die sie im Laufe der Jahr-
 
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