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Weber, Paul [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 5): Kreis Herrschaft Schmalkalden: Textband — Marburg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.12581#0022

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Bodengestaltung.

Auf der Hirschbalzwiese in einer Höhe von 692 m erreicht der Rennsteig von Nordwesten
her die Grenze des Kreises Schmalkalden. Auf dem Großen Weißenberg am Dreiherrensteine (750 m)
stoßen die Grenzen des Kreises mit denen von Sachsen-Gotha und Sachsen-Meiningen zusammen.
Grenze und Rennweg steigen von hier gemeinsam über den Mittleren Beerberg (809 m),
vorüber am Venezianerstein (828 m) empor zum Gipfel des Großen Inselberges (916 m), wo un-
mittelbar an der Grenze der jedem Thüringerwaldwanderer bekannte „Preußische Gasthof“ als
höchste bewohnte Stätte des Kreises liegt.
Von hier zieht der Grenzweg über die Reitsteine in steilem Abstieg hinab zur Grenz-
wiese (723 m), wo die Straße Brotterode—Friedrichroda ihn kreuzt. Dann steigt er wieder bergan
nach dem Trockenberge (807,5 m), stößt auf der Gabelwiese (777 m) auf eine alte Paßstraße nach
Brotterode und erreicht in der Höhe von 814 m den Großen Jagdberg.
Jetzt kommt eine Strecke, wo sich Rennsteig und Herrschaftsgrenze nicht mehr decken.
Während der Pfad über Heuberghaus, Spießberg, Am Kreuz zu dem zweiten „Dreiherrensteine“
am Hangweg führt, senkt sich die Grenze hinab ins Tal der Schmalkalde, geht an dieser entlang
bis zum Orte Kleinschmalkalden und durch diesen hindurch und wendet sich unterhalb desselben
in plötzlicher Biegung wieder empor ins Gebirge, nahe am Haderholzstein vorbei zum Dreiherren-
steine am Hangweg, wo sie wieder mit dem Rennsteig zusammentrifft.
Nun geht es wieder gemeinsam weiter über die Ebertswiese zum Rosengarten und zur alten
Ausspanne, wo die alte Straße Schmalkalden—Tambach heraufsteigt. Die neue Straße Schmal-
kalden—Tambach kreuzt bei der Neuen Ausspanne (714 m). Dann gehts weiter über den Sperr-
hügel (878 m) nach, der Ausspanne bei den Neuhofer Wiesen an der alten Straße von Steinbach-
Hallenberg nach Tambach, dann in südöstlicher Richtung über den Roßkopf zum Wachserasen
(815 m) und über den Hohen Schorn am Donnershaugk hin zur Zellaer Leube. Hier bei dem
neuerdings so genannten Dietzel-Geba-Stein (Hessenstein) trennt sich die Kreisgrenze vom Renn-
steig und wendet sich im spitzen Winkel plötzlich nach Südwesten, läuft über den Gebrannten
Stein (898 m), am Ruppberg hin zum dritten Dreiherrensteine, von da zwischen Viernau und
Herges-Hallenberg hindurch über den Kleinen Dolmar zum vierten Dreiherrensteine, wo sie auf
eine kurze Strecke auch sachsen-weimarisches Gebiet berührt, senkt sich hinab ins Tal der Schmal-
kalde, die sie zwischen Mittel- und Niederschmalkalden überschreitet, steigt empor zur alten Land-
wehr und erreicht auf dieser hinab die alte Grenzfeste Todenwarth, läuft von da am Werraufer
hin bis Herrenbreitungen und wendet sich dort, unmittelbar unter dem alten Schlosse, wieder dem
Gebirge zu, über Wolfsberg und Beierode, empor zum Judenkopf und Rennwegskopf, um am
Großen Weißenberg wieder mit dem Rennsteig zusammenzustoßen.
Die also umschriebene Grenze entspricht nicht durchweg, aber doch auf weite Strecken
der mittelalterlichen Abgrenzung der Herrschaft Schmalkalden.

Bodengestaltung.
Schon aus dieser Grenzwanderung wird der Leser einen Begriff davon erhalten haben,
ein wie völlig ungleichartiges Gelände die Herrschaft Schmalkalden bildet; Höhenunterschiede
von 251 m über Meereshöhe im Werratale bis zu 916 m in der Gebirgseinsamkeit des Inselberges
und dazu auf so engem Raume bei einander! Weite Wiesengründe und fruchtbare Feldmarken
wechseln ab mit engen Schluchten und steilen Felswänden, Bergkuppen, von denen sich die herr-
lichsten Fernsichten bieten, mit stillen Waldtälern, die völlig von der Welt abgeschlossen erscheinen.
Es ist einer der landschaftlich schönsten Kreise — nicht nur Preußens — sondern ganz Deutschlands.
 
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