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Weber, Paul [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 5): Kreis Herrschaft Schmalkalden: Textband — Marburg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.12581#0027

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Geschichte der Herrschaft.

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Geschichte der Herrschaft Schmalkalden.
Das Gebiet des heutigen Kreises Schmalkalden gehörte einst teils zum Gau Grabfeld, teils
zu Thüringen. Die erste nachweisbare Besitzerin in dieser Gegend war eine gewisse Kunihild, die
im Jahre 874 dem Kloster zu Fulda verschiedene Ortschaften, darunter Schmalkalden, vermachte1).
Vor dem 3. März 1057 war Schmalkalden ein Besitztum des Bischofs Adalbero von Würzburg,
der die Stadt nebst anderen Besitzungen am genannten Tage an die Königin Richza von Polen,
Schwester des Erzbischofs Hermann von Cöln, gegen deren Besitztum Salz vertauschte2). Später
gehörte Schmalkalden den Landgrafen von Thüringen3). Nach dem Tode des letzten, Heinrich
Raspe, fiel die ganze Herrschaft Schmalkalden an Graf Hermann 1. von Henneberg4), im Jahre
1291 an dessen mit Markgraf Otto von Brandenburg vermählte Tochter Jutta5), somit an die Mark-
grafen von Brandenburg. Eine Enkelin Ottos und Juttas, auch Jutta geheißen, vermählte sich
mit Graf Heinrich VIII. von Henneberg-Schleusingen und brachte diesem einen Teil der seit 1282
ihrer Familie gehörigen, einst hennebergischen Lande zu8); den noch verbleibenden Teil kaufte
der Vater Heinrichs, Graf Berthold VII., an seine Grafschaft zurück7). Graf Heinrich starb 1347
und hinterließ außer seiner Witwe als seine Erben vier Töchter8). Seine Witwe teilte im selbigen
Jahr mit ihrem Schwager Graf Johann I. von Henneberg die henneberg-schleusingischen Lande,
wobei sie u. a. auch Schmalkalden behielt9). Sie starb im Jahre 1353 und bei der Erbauseinander-
setzung ihrer Töchter kam Schmalkalden nebst der Vogtei Breitungen, dem Schloß Scharfenberg,
der halben Cent Benshausen, Kissingen, Heldburg, Hildburghausen, Eisfeld, Ummerstadt, Königs-
berg in Franken, Schildeck und Nüdlingen an ihre mit Burggraf Albrecht von Nürnberg ver-
mählte Tochter Sophia10). Aber diese beiden verkauften 1360 Schloß und Stadt Schmalkalden,
die halbe Cent Benshausen, die Vogtei Breitungen, Brotterode und halb Scharfenberg für 43 000
Gulden an Gräfin Elisabeth von Henneberg, Witwe des vorhin erwähnten Grafen Johann I.11)
Noch im selbigen Jahr verkaufte die Gräfin die ideale Hälfte dieser Besitztümer an Landgraf Hein-
rich II. von Hessen12), und seitdem blieb bis zum Aussterben des hennebergischen Grafenhauses
die Herrschaft Schmalkalden mit ihrem Zubehör gemeinschaftliches Eigentum der Grafen von
Henneberg-Schleusingen und der Landgrafen von Hessen. Nur einmal erlitt dies gegenseitige
Verhältnis eine Unterbrechung, als Landgraf Wilhelm von Hessen seinen Anteil an Schloß, Stadt
und Gericht Schmalkalden mit fast allen zugehörenden Rechten, auch mit der Vogtei Breitungen,
mittels Urkunde vom 1. Februar 1504 unter Vorbehalt der Wiederlösung an Graf Wilhelm zu Henne-
berg verpfändete, den er zugleich zu seinem Verweser und Amtmann zu Schmalkalden ernannte13).

1) Dobenecker, Regesta historiae Thuringiae, Vol. I, p. 55.
2) Ebenda p. 168.
3) Schultes, Diplomatische Geschichte des Gräflichen Hauses Henneberg I, 126.
4) Ebenda 126 u. 127.
5) Ebenda 133.
6) Ebenda 137.
7) Ebenda 138, 139, 146.
8) Ebenda 151, 152.
9) Urkunde im Gemeinschaftlichen hennebergischen Archiv zu Meiningen, Nr. 346. Gedruckt im Hennebergischen
Urkundenbuch II, 73 u. 74.
10) Schultes, a. a. 0. 161 u. 162.
11) Ebenda 162.
12) Ebenda.
13) Urkunde im Gemeinschaftlichen hennebergischen Archiv, Nr. 1902b.
 
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