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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 1
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Werke von Andries Both
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Zwei französische Bildchen aus der fürstlich Georg Czartoryski'schen Sammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0041

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Nr. i.

ii

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

„Een blinde man speiende op een
sackpijp — van Andries Both“ be-
wertet („gewaerdeert“) mit 80 holl.
Gulden. (Nach „Oud Holland“, XIX,
S. 72.) — Im ältesten Inventar der
Wiener Galerie Jäger von 1809 steht
ein Bild von Andries Both mit der
Darstellung: Petrus im Kerker als Nr. 9
verzeichnet. Es war auf 90 Gulden ge-
schätzt. — „Ein Mann mit Hunden von
Andr. Both“ kommt vor im Inventar
Jäger von 1865. — Chr. Lud. v. Hage-
dorn besaß in seinem Kabinett ein
Werk des Andries Both, das Zigeuner
und Bauern darstellte (vergl. „Lettre ä un
amateur de la peinture“, 1755, S. 113 ff.).
— Beachtenswert sind Hüsgens „Nach-
richten von Frankfurter Künstlern“
(1780, S. 319), die von einem Bild des
Andries Both im Ettlingschen Kabinett
sprechen. Dort befand sich „ein klein
Bauernstück von And. Boht mit der
Jahreszahl 1654, welches einen deut-
liehen Beweiss ablegt, dass dieser Boht
nicht Anno 1650 in Venedig ersoffen
sey, wie solches alle Schriftsteller be-
merken“. — Bei Gelegenheit noch
weitere Mitteilungen.

ZWEI FRANZÖSISCHE
BILDCHEN AUS DER

fürstlich georg czar-

TORYSKLSCHEN SAMM-
LUNG.

Einige Jahre ist es her, daß ich die
Sammlung des Fürsten Georg Czar-
toryski in Weinhaus bei Wien wieder-
holt durchsehen konnte. Ich erhielt
Photographien nach einigen Bildern und
die sehr dankenswerte Erlaubnis, sie zu
veröffentlichen. Im ersten Bande von
„Kunst und Kunsthandwerk“ habe ich
schon von dieser Erlaubnis Gebrauch

gemacht. Nunmehr komme ich auf die
erwähnte Sammlung wieder zurück, um
über zwei französische Bilder zu sprechen,
die gerade jetzt erhöhtes Interesse bean-
Sprüchen dürfen. In Paris rüstet man
sich zu einer Ausstellung altfranzösi-
scher Bilder. Die Sache kann interessant
werden, und es läßt sich wohl erwarten,
daß bei Gelegenheit dieser Schaustel-
lung viele von den kleinen französischen
Tafeln bestimmt werden, die an so vielen
Orten entweder noch unbenannt ver-
wahrt werden oder als Clouet oder
gar Holbein gewaltsamerweise registriert
werden. In der Sammlung Czartoryski*)
sah ich zwei französische Täfelchen.
Eines, vorläufig nicht nachgebildet,
dürfte den König Heinrich II. von
Frankreich darstellen. Er ist in halber
Figur porträtiert, unter halber Lebens-
größe. Rotes Barett mit weißer Feder.
Der pelzbesetzte Mantel läßt die Brust
frei, so daß man ein Goldgewand (es
ist gelb gemalt) mit schwarzen Streifen
sieht. Schief über die Brust ein dunkles
Band. Die Rechte hält die Handschuhe,
die Linke ruht auf einer Brüstung.
Grüner Hintergrund. Auf Eichenholz.

Auf der Hinterseite ist aufgeklebt
ein Papierblatt, auf dem in nicht mo-
derner Schrift, etwa um 1800, in flüch-
tigen Zügen vermerkt steht: „portrait
de henri deux**) par holbein ä Tage
de 40 ans.“ Dann in jüngerer Schrift:
„Nr. 36.“

Zur Erhaltung bemerke ich, daß
das Gesicht stellenweise verputzt und
übermalt ist, was besonders in der linken
Wange störend auffällt. Der Schlag-
schatten im Hintergründe rechts ist alt.

Das kleinere Bildnis, dessen Er-
scheinung durch einen Gitterdruck an-

*) Die Literatur hat sich schon mehr-
mals mit der Sammlung beschäftigt. Ich
komme späterhin auf die älteren Nachrichten
zu sprechen.

**) Danach: „premier“, aber nachträglich
durchstrichen.
 
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