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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 4
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0101

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Nr. 4.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE,

7i

von Waldmüller. — Von einigen neuen Dia-
gnosensei ein anderesmal die Rede, doch möchte
ich schon heute darauf hinweisen, daß sich der
Meister des altniederländischen Sibyllenbildes
Nr. 568 nach und nach als bestimmte künst-
lerische Persönlichkeit herausstellt. Man hat
das bedeutende Werk dem Lukas v. Leyden,
Cornelis Engelbrechts, H. Bles, Jan Joest und
noch anderen zugeschrieben. Ich weise darauf

Der G. B. Tiepolo in der Sammlung Weber zu Hamburg.

hin, daß von derselben Hand in der Pina-
kothek zu Bologna ein Werk vorhanden ist,
das man Bles benannt hat (Elenco von 1894,
S. 64, Nr. 701. Verhältnismäßig kleines, höch-
stens einen Meter hohes Tryptychon mit der
Geschichte der Esther). Die Baseler Galerie hat
vor nicht langer Zeit als Geschenk der Frau
Professor L. Bachofen-Burckhardt zwei Rund-
bilder von eben derselben Hand erhalten
(Katalog von 1901, S. 34, Nr. mb und nie).
Daniel Burckhardt weist diese Bilder, wie mir

sich auch nachträglich, wenigstens in wert-
vollen Resten auf dem großen Bilde des
Lingelbach gezeigt. Rechts unten auf dem
Quaderstein entdeckte Gerisch die mittleren
Buchstaben des Künstlernamens und darunter
Reste der Jahreszahl. Die hellen Züge dieser
Signatur sind sehr blaß geworden. Ich las
. . . GELI . . .
fecit 1654.

Als die wohl wichtigste Neuig-
keit ist zu berichten, daß eine
große Leinwand aus der Schule
des Paolo Veronese dem Vor-
rat entnommen, mit frischer
Leinwand unterzogen wurde
und nun in galeriefähigen Zu-
stand gebracht wird. Das Bild
war bis in den Herbst des
vorigen Jahres aufgerollt ge-
wesen. 1838 kam es aus Venedig
nach Wien. Es stellt in viel-
figuriger reicher Komposition
mit vieler Architektur die Ge-
burt der Maria dar. Boschinis
Riehe minere(i664) beschreiben
es als Bestandteil der Scuola dei
Mercanti bei Santa Maria dell’

Orto in Venedig und nennen als
Meister den Benedetto Cali-
ari, den Bruder des Paolo
Caliari, genannt Veronese’1').

Noch unter derselben Benenn-
ung steht es bei Ceresoie, wo
die Urkunden aus dem Jahre
1838 mitgeteilt sind („La verite
sur les depredations autrichi-
ennes ä Venise“, S. 97, Nr. 851).

Links oben sind der Platz-
vermerk und die Nummer 851
zu finden, die das Bild in der
„Commenda di Malta" führte,
wo es eine Zeitlang deponiert
war, „D P U“ und darunter
„Nr. 851" bedeutet: Demanio
Provinzia Veneta. — In jüng-
ster Zeit wurde u. a. ein kleines
Bild: Raub der Sabinerinnen
erworben, das mit Recht dem
Kremser Schmidt zuge-
schrieben wird. —• Eine nicht unbeträchtliche
Reihe von Bildern aus dem XIX. Jahrhundert
ist im Laufe ungefähr eines Jahres an die
„moderne Galerie" abgegeben worden, dar-
unter Alma-Tademas Fredegunde.Werkevon
Canon, Makart, Führich, Sch wind, D an-
hauser und nicht zuletzt mehrere gute Bilder

*) Benedetto Caliari ist nach dem Stammbaum
der Caliari 1537 geboren (vgl. Pietro Caliari: Paolo
Veronese sua vita e sue opere, S, 10) und 1598 ge-
storben (nach Ridolfi I, 339 ff-)*
 
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