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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 1
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Aus der steiermärkischen Landesgalerie zu Graz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0043

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Nr. i.

17

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Millstadt. Möglich wäre auch Sankt
Theodor oder ein anderer streitbarer
Heiliger. Auf der Bandrolle des Knien-
den steht: „nra pro IlOÜis . .(an Stelle
der Punkte, wie es scheint: fta, also
Sankta)*), was im Hinblick auf die Dar-
stellung doch nur als: Sankta Maria
ergänzt werden kann.

In technischer Beziehung ist zu
bemerken, daß das Nadelholz, welches
die Unterlage abgibt, mit Leinwand
bezogen ist. Dann folgt dicker weißer
Grund. Die Malerei ist augenscheinlich
in Temperafarbe ausgeführt. Breite der
ganzen Tafel (mitsamt der gleichzeitigen
Umrahmung) i6r6 cm, Höhe 141. Höhe
der Buchstaben durchschnittlich 6 cm.

Auf einem spätgotischen Flügel-
altar mit der Jahreszahl 18A7 (1475) sei
im Vorübergehen hingewiesen. Eine
große Darstellung aus der Martins-
legende mit dem Datum 1518 ist als
tüchtige Leistung hervorzuheben. Ab-
schluß nach oben noch im Spitzbogen.
Jahreszahl noch in arabischen Ziffern.
Alpenstil des frühen 16. Jahrhunderts
unter schwäbischem Einfluß. Ein Flügel-
altärchen gleichfalls von 1518 (aus Landl
bei Reifling stammend) verrät gewisse
Einflüsse des österreichischen Donau-
stils. Auf der Abteilung mit dem „Ecce
omo“ (homo ohne h!) kommt zwischen
kleinem Zierwerk die Jahreszahl 15*18
vor und daneben noch ein Monogramm
„ • A • A“, das ehemals auf Albr. Alt-
dorfer bezogen wurde. Heute hat man
diese Deutung fallen gelassen, die sich
gewiß nicht halten läßt. Die Ziffern sind
arabisch, jedoch anders geformt als auf
dem Martinsbild. Die 1 ist unten gerade
abgeschlossen, wogegen sie auf dem
Martinsbilde nach unten spitzig aus-

*) Zu diesem Epitaph ist auch zu ver-
gleichen Graus „Kirchenschmuck“ 1879. Nr. n,
S. 121 und 1886, Nr. 6, S. 72. Herrn Kustos-
adjunkten Ant. Rath habe ich für das freund-
liche Hervorsuchen dieser Literatur, sowie für
die Überprüfung einiger beschreibender An-
gaben bestens zu danken.

läuft. Die 5 und die 8 sind eleganter,
regelmäßiger geformt. Man wird an die
Beeinflussung durch eine weiter vorge-
schrittene deutsche Kunstströmung zu
denken haben.

Für die Inschriftenkunde wird uns
auch ein religiöses Bild aus dem Jahre
1588 noch etwas festhalten. Auf dem
Gemälde des Teodoro Ghisi, das
schon in den einleitenden Abschnitten
erwähnt worden, ist eine spätere Ver-
änderung zu vermerken. Ghisi schrieb
als Italiener auf seinem Bilde :

„SIMBO

LO

APOSTO

LORVM“

das Wort Simbolo mit: i und mit der
italienischen Endung: o. Ein Weiser
aus späterer Zeit glaubte daraus: SYM-
BOLVM machen zu müssen und ver-
änderte die Schrift. Man merkt es aber
und ist von der Verbesserung wenig
erbaut. Die Signatur ist in lateinischer
Kursive geschrieben, auf einem Cartellino
angebracht und lautet:

„Theodorus Ghisius
Mantuanus
fecit“

Die Jahreszahl ist mit römischen Ziffern
ausgedrückt: M. D. LXXXVIII. Das
Mittelbild stellt die Erschaffung der Eva
dar. Oben in einem breiten von einem
Flachbogen geschlossenen Felde die Ge-
meinschaft der Heiligen. Außerdem in
der Umrahmung zehn kleinere Bilder
mit Darstellungen zu den Glaubens-
artikeln. *)

Unter den nicht aufgestellten Ge-
mälden, die sich im Besitze der Grazer
Akademie befinden, sah ich vor Jahren
auch zwei höchst interessante alte Kopien
nach Abschnitten von Mantegnas Tri-

*) Das Bild ist wiederholt in der Literatur
erwähnt, so im „Repertorium für Kunst-
wissenschaft“ V, S. 4x5 und in Kabdebos
„Kunstchronik“ V, S. 120.
 
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