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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 4
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Bemerkungen zu Correggio
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0094

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66

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 4.

anknüpfen. Vielleicht gibt sich der Leser Mühe,
die Abbildung in seiner Phantasie farbig zu
stimmen. Er mag sich den Rock Mariens hell-
rot vorstellen, den Mantel ultramarinblau, gelb

gefüttert. Leibchen graugelb. Weißes Hemd,
nur vorn am Halse sichtbar. Das Christuskind
in hell blaugrauem Kleidchen. Das Kind ist
blond; Maria hat dunkelbraunes Haar; Joseph
ist graublond. Aller Augen schwarz. Josephs
orangegelber Mantel ist durch sehr helle Lichter
gehöht. Rock dunkel blaugrau. Das Engelchen

rechts im Mittelgründe ist weiß gekleidet. An
dem schwebenden Engel links oben gebrochenes
Hellgrün, an das Grün der Föhrennadeln er-
innernd. Der mittlere Engel oben in den Wolken
zeigt im mattroten (ausge-
waschen roten) Gewände gelb'
liehe Glanztöne. Die Flügel-
chen blau. Die Wolken sind
bläulichgrau gehalten.

ZurTechnik sei angemerkt,
daß auf dem Nußbaumbrett,
das die Unterlage bildet, dicker
weißer Grund aufgetragen ist,
der die ungemein farbenpräch-
tige Malerei trägt.

Erhaltung im wesentlichen
gut, sogar im ultramarinblauen
Mantel. Etwas Wurmstich, der
auf der Schönseite bemerkbar
ist, stört den künstlerischen
Eindruck wenig oder wohl gar
nicht. Die Fabel von einem
vollständigen Verputzen des
Bildes durch einen spanischen
Malerlehrling, die durch den
Kommentator der Mengsschen
Schriften in die Literatur ge-
langt ist, erscheint dem Kundi-
gen vor dem Gemälde selbst
als völlig sinnlos. Auch C. Ricci
wendet sich dagegen und läßt
die gute Erhaltung des Bildes
gelten.

Beachtenswert ist es, daß
die Sprungbildung in diesem
Tafelgemälde nicht der Brett-
faserung folgt, die durch den
dicken weißen Grund maskiert
ist, sondern den Zügen der
Untermalung. Am deutlichsten
ist das im Ultramarin und im
Hellgelb.

Das Bild ist nach den
ziemlich übereinstimmenden
Meinungen von Julius Meyer,
Corrado Ricci, H. Thode und
Frizzoni*) um 1528 gemalt.
1530 wurde es in der Chiesa
di San Sepolcro zu Parma auf-
gestellt. Dort sieht man jetzt
eine schwache Kopie an Stelle
des Urbildes. Das Original war
1796 nach Paris gekommen und 1815 wieder
zurückgestellt worden.

*) Frizzoni spricht über das Bild und seine Ge-
schichte im „Archivio storico dell’ arte“, Bd. VII, S. 292 ff.
Dort ein Lichtdruck nach dem Gemälde mitsamt dem
Rahmen. Die Correggiobiographien von Meyer, Ricci
und Thode sind in aller Händen. Die Entstehungszeit
wird eingehend erörtert bei Ricci.

Correggio : Madonna della scodella. (Parma, königliche Galerie.)
Mit Erlaubnis der Firma Anderson in Rom.
 
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