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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 4
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Bemerkungen zu Correggio
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Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0095

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Nr. 4-

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

67

Weniger gut erhalten als die Madonna
della scodella ist die Madonna del San
Gerolamo. Hier hat an manchen Stellen das
Holz der Unterlage, es ist wieder Nußbaum,
den weißen Grund überwunden. Die Umfangs-
änderungen des Brettes wirkten stellenweise
bis in die Farbenschicht durch*) und die
Craquelierung wird hie und da durch die
Brettfaserung bestimmt. Zumeist allerdings
richtet sich auch hier die Sprungbildung nach
den Farbenlagen. Etwas grobe, alte Lasuren-
risse finden sich im Schatten des gelben Mantels
der Magdalena. 1905 fand ich einige kleine,
verhältnismäßig junge Abbröckelungen an
mehreren Stellen, so im Rot des Mantels am
Hieronymus und rechts am hellen Kleide der
Magdalena. Mit Thode möchte ich das Bild
um 1529 ansetzen.

Die Galerie zu Parma besitzt auch zwei
Leinwandbilder von Correggios Hand. Beide
fallen später, als die eben besprochenen zwei
Altartafeln. Eines dieser Leinwandbilder, es
ist dasMartyrium derCristina und Flavia,
sowie des Placidus und Vittorinus (wenn
diese ikonographische Deutung richtig ist),
läßt an den abgescheuerten Stellen eine röt-
lich graubraune Imprimitur erkennen,
die auf feiner Leinwand von gewöhnlicher
Bindung aufliegt. Man unterscheidet das beim
Betrachten der Schönseite. Der Revers ist
längst mit neuer kräftigerer Leinwand unter-
zogen. Auf der Imprimitur ist in echter Öltech-
nik das Bild mit planmäßiger Aufeinanderfolge
der Töne vom Schatten zu den Lichtern aus-
geführt. Ob eine Untertuschung Grau in Grau
vorhanden ist, von der bei Correggios Öl-
bildern gesprochen wird, läßt sich an diesem
Bilde gegenwärtig nicht unterscheiden. Die
Grau in Grau-Malerei der Galerie Doria-Pam-
phili zu Rom kann man nicht als beweisend
hinstellen, da ihre Echtheit, schon durch Mo-
relli bezweifelt, denn doch nicht sicher genug
ist, um darauf Schlüsse aufzubauen. Rechts
an dem Märtyrerbilde in der Galerie zu Parma
fehlt ein jedenfalls beträchtliches Stück, links
ein schmälerer Streifen. — Das zweite Lein-
wandbild, die Abnahme vom Kreuz, ist wohl
von Schülern vollendet und überdies nicht in
ursprünglichem Zustande verblieben. Demnach
hat es für die heutigen Erörterungen geringeres
Interesse.

NOTIZEN.

Zahlreiche archivalische Funde über
Squarcione und seine Schüler, auch über
Mantegna, werden durch Vittorio Lazzarini

*) Etwas störend der Ast, der auf dem Hand-
rücken Mariens bemerkbar wird.

mitgeteilt im Septemberheft der „Rassegna
d’arte“. Es sind vorläufige Mitteilungen, die
übrigens wertvoll genug sind, um Beachtung
zu finden, Lazzarini teilt mit, daß Squarcione
in seiner Jugend Schneider und Sticker war.
1429 kommt er als Maler genannt vor.
1431 nimmt er den Michele aus Vicenza ins
Haus, 1440 den Dario da Treviso (oder da
Pordenone), um dieselbe Zeit den Andrea
Mantegna, Sohn eines Tischlers Namens Biagio
aus Isola di Carturo (zwischen Padua und
Vicenza). 1448 war Mantegna schon selbständig.
Im Jahre 1447 nimmt Squarcione den Matteo
da Pozzo als Schüler an. 1455 vermacht er
sein Vermögen Marco de’ Ruzzieri da Bologna,
der wohl niemand anderer als Marco Zoppo
ist. Dieser geht aber bald darauf nach Venedig.
Danach wird einem anderen jungen Schüler
Giovanni das Vermögen zugesagt. 1468 machte
Squarcione sein zweites Testament. Man kann
begierig sein, die angedeuteten Funde aus-
führlich mit Wiedergabe der Urkundenstellen
kennen zu lernen. Lazzarini stellt eine derlei
Veröffentlichung in Aussicht.

Zu Nicolas Froment „Le journal des
arts“ vom 6. Oktober 1906.

Eine Zeichnung, einen männlichen Kopf
darstellend, aus dem 15. Jahrhundert stammend
und jedenfalls französischen Ursprungs,
wird aus der Sammlung der Eremitage zu
Petersburg veröffentlicht durch Jean Guiffrey
in „Les arts“ (September 1906).

Über den Jongleur von H. Bosch, be-
ziehungsweise über die Exemplare dieses
Bildes in Saint-Germain-en-Laye und in der
Galerie Crespi zu Mailand schreibt G. Frizzoni
in „Chronique des arts“ Nr. 28 (1906).

Durch einen wertvollen Fund C. V<jlls
sind die zwei Herzogsbilder der Augsburger
Galerie (Rebers Katalog von 1905, Nr. 121 und
122) als Werke des Hans Schöpfer (tätig
um 1540 zu München) gesichert. Rechts oben
auf beiden Bildern das redende Monogramm
mit einem Schöpfer und darunter H S. Eines
dieser Bildnisse stellt den Herzog Ludwig X.
von Bayern-Landshut dar und ist wieder-
holt kopiert worden*). Derlei Bilder in Schleiß-
heim, Wien, Karlsruhe und an anderen Orten.
Man brachte sie bisher mit Amberger in
Beziehung, eine Ansicht, die man wohl nun-
mehr aufgeben muß, will man nicht etwa
annehmen, daß Schöpfer nach Amberger ko-
piert hätte. Fr.

Der neuerworbene Cranach im Städel-
schen Institut zu Frankfurt a. Main, abge-
bildet und besprochen in der „Zeitschrift für
bildende Kunst“ Augustheft 1906.

*) Hiezu meine Geschichte der Wiener Gemälde-
sammlungen (I, 575).

2*
 
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