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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 5
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Bilder von seltenen Meistern in der Sammlung Mallmann zu Blaschkow, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0108

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8o

BLÄTTER FÜR QEMÄLDEKUNDE.

Nr. 5.

BILDER VON SELTENEN
MEISTERN IN DER SAMM,
LUNG MALLMANN ZU
BLASCHKOW.

(Fortsetzung zu Heft 8 des II. Bandes.)

Ein gutes Beispiel von geschickter
Stillebenmalerei des späten 17. Jahr'
hunderts liegt vor in dem Bildchen von
Evert Collier, das anbei in Netzdruck
wiedergegeben wird. Feiner Sinn für
alles Stoffliche, eine recht geübte Hand
zeichnen den genannten Maler aus. Das
Bildchen bei Gaston Ritter von Mall'
mann nimmt nur eine kleine Fläche
in Anspruch (das Eichenholzbrettchen
mißt nur 28'6 cm in der Höhe und 23 cm
in der Breite). Trotzdem ist eine Menge
Lichtwirkung und Farbenreiz im Kleinen
beisammen. Die Seidendecke mit all den
kostbaren Dingen darauf ist, so mag
man wohl denken, mit richtiger Kunst'
liebe auf die Fläche gebracht, die Im
Schriften dagegen sind ein wenig ungelenk
wiedergegeben, ganz abgesehen von den
sprachlichen Schnitzern. In dieser Be'
ziehung sind ein Jan van der Heyden
oder Gerrit Dou nicht erreicht. Trotz'
dem ist das Bild schätzenswert. Es ist
für den Meister charakteristisch. Man
darf es memorieren, um Collier wieder
zu erkennen, auch wenn seine Bilder
unter fremder Flagge segeln. Das Bild
der Sammlung Mallmann ist signiert
„E. Collier. Je“ in heller Schrift links in
etwa halber Höhe.

Die anderen Inschriften stehen in
dem aufgeschlagenen Buch, das gegen
den Erdglobus gelehnt ist. Dort steht
„PUBLUS [sie!] VIRGILIUS MARQOS
| sic! | InNeederduitsch dicht vertaelt door
J. V.Vondel AMSTERD A(M)“. (Darunter
noch zwei undeutliche Zeilen.) Vor dem
Buch zwischen der Krone und dem Fuß
des Deckelpokals liegt ein Blatt mit der
Inschrift „MORT: TALOM“. Von der
Krone hängt eine, wie es scheint, per'

gamentene Urkunde herab, auf der in
großen kursiven Zügen steht: „Aen het
vorstelycke Huis van Nassouwe“.

Im ganzen ist an dem trefflich er'
haltenen Bildchen die zarte Behandlung
hervorzuheben. Nur die gelben Höhungen
sind etwas plump geraten. Die Schriften
sind ziemlich scharf durchgeführt, wie
denn überhaupt eine gewisse Härte in
der Ausführung der Einzelheiten zu be'
achten ist. Eine mittelstarke Atelier'
beleuchtung mildert jedoch die Schärfe
und bringt eine Art dämmerige Stirn'
mung mit sich.

Colliersche Bilder sind nicht eben
häufig. Ich kenne solche in Wien in
der fürstlich Liechtensteinschen Galerie
(Nr. 507 ist mit nahezu denselben Ver'
setzstücken ausgestattet, wie das Bild'
chen in Blaschkow. Übrigens ist es
anders komponiert, als das vorliegende
Gemälde), ferner eines von 1691 in der
Wiener Sammlung Friedrich Schütz.
Vor Jahren sah ich ein Colliersches
Werk in der Amsterdamer Sammlung
De Clerck. Ein großes Hauptstück, eine
reich komponierte Vanitas, war kurze
Zeit Bestandteil der Sammlung G. Ritter
von Hoschek zu Prag. Im Mauritshuis
schreibt man ihm ein Stilleben zu, das
keine Signatur aufweist, aber stilistisch
in die Nähe des Collier gehört. Der
Katalog verweist auf ein ähnliches Bild
in Fredensborg.

Im Metropolitan'Museum zu New
York befindet sich nach Angabe von
Fritz Harck (Repertorium für Kunst'
Wissenschaft XI, 76 f.) ein monogram'
miertes Stilleben von 1662 mit Globus,
Büchern, einer Violine und anderen
Gegenständen auf einem Tische.

Der Anhang zum beschreibenden
Verzeichnis der Berliner Galerie von
1883, d. i. das „Verzeichnis der im Vorrat
der Galerie befindlichen . . Gemälde“
(Berlin 1886) gibt dem Collier ein Bild
mit der Darstellung eines Malerateliers :
Die Werkstatt des Evangelisten Lukas.
 
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