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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 6
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Die Versteigerungen der Sammlung Königswarter
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Zur Bildniskunde
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Zu Francesco de Castello
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0132

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104

BLÄTfER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 6.

Werff. 5100 Mark. Auch damit noch über-
zahlt.

Nr. 60. J. M. Nattier: Gutes Bildnis,
angeblich der Marquise de Poyanne. Signiert
und mit 1756 datiert. 62 000 Mark.

Nr. 61 weniger vertrauenerweckend als
Nattier: Mädchenbildnis. 18.100 Mark.

Nr. 67. Adriaen van Ostade: Der
Karren vor dem Bauernhause. Großes Bild.
Himmel und Bäume gänzlich übermalt.
42.100 Mark.

Nr. 68. Dem A. v. Ostade zugeschrieben:
Die Dorfschule. Dürfte nicht unbestritten
bleiben. 39.000 Mark!!

Nr. 69. Dem Isaack v. Ostade zuge-
schrieben: Rast vor der Dorfschenke. War
mit dem älteren Königswarterschen Besitz
1890 im Wiener Künstlerhause ausgestellt.
Damals, es war im Sommer, sah man klarer,
als jetzt während trüber Novembertage. Die
Reste einer Signatur paßten damals nicht zu
Isaack v. Ostade. 32.000 Mark.

Nr. 71. Angeblich Paul Potter. Kann,
muß aber nicht ein verriebenes Original sein
und ist in dem heutigen Zustand nicht einmal

13.000 Mark wert.

Nr. 72, ein Eigenbildnis Rembrandts
ist wiederholt geprüft und echt befunden
worden. Das kostbare Stück ging um

180.000 Mark an Adolf Pick aus Wien, dann
an Rudolf Ritt. v. Guttmann über.'*')

Nr. 79: Rubens. Wurde oben besprochen
(84.000 Mark). Ging an Kleinberger nach Paris.

Nr. 80. Dem Jacob v. Ruisdael zuge-
schrieben: „Die Backsteinbrücke". Überaus
schwaches Bild. 20.600 Mark!!!

Von den angeblichen Salomonv. Ruys-
dael habe ich nur Nr. 81 und 82 gesehen.

Nr. 81, das Winterbild, ist sehr verdächtig.
Nr. 82 könnte ganz wohl von dem
geringeren Jacob v. Ruisdael Salomonsz
sein. 14.500! und 11.300 Mark!!!

Nr. 86. Jan Steen: Bei der Wahrsagerin.
Prächtiges Frühwerk. Ohne jeden Zweifel echt.
Trotzdem war die Signatur, die ich 1891 und
1892 darauf sah, falsch. 13.500 Mark.

Nr. 93. Dem Terborch zugeschrieben:
Das Glas Limonade. Alte Kopie nach dem
Original in der Eremitage zu St. Petersburg.

13.000 Mark!

ZUR BILDNISKUNDE.

Vor Kurzem begann zu erscheinen: „Das
Porträt, herausgegeben von Hugo v. Tschudi“.
Davon liegt vor Lieferung I: „Das englische
Porträt im 18. Jahrhundert" von Cornelius

*) So nach der Notiz der Neuen Freien Presse
vom 24. November 1906.

Gurlitt. Fol. (Berlin, Julius Bard und Bruno
Cassirer).

Lionel Cust und Miss K. Martin äußern
sich im Oktoberheft von „The Burlington
Magazine", 1906, über „The portraits of
Mary, Queen of Scots" (Besprechung des
Buches von Andrew Lang) und über „A lost
picture of Mary, Queen of scots, and Henry
Lord Darnley in the possession of the Duke
of Devonshire at Hardwick Hall".

Das Bildnis Vivant Denons von Robert
Lefebure (Versailles, Salle 85, Nr. 1692), ab-
gebildet in „Les arts“ (Heft 57, S. 4).

Eduard Dagotys Bildnis, in „L’art
decoratif" (Augustheft 1906, S. 57).

Mozart-Bildnisse behandelt in dem
jüngst ausgegebenen Buche von D. F. Scheur-
leer „Portretten van Mozart“ (s’Gravenhage,
Martin Nyhoff 1906, 8”).

„Neue Kunst, Mitteilungen über neu
erscheinende Kunstblätter" (Berlin, Photo-
graphische Gesellschaft), Heft 9 beschäftigt
sich zum Teil mit Bildnissen.

ZU FRANCESCO DE CASTELLO.

Eine gut erhaltene bedeutende Miniatur-
malerei von Francesco de Castello aus
dem Jahre 1584 ist mir unlängst aus dem
Besitze des Fräuleins Anna von Vest in
Wien bekannt geworden. In reichfigurierter
Komposition ist die Anbetung durch die
Hirten dargestellt (auf Pergament, Folio).
Klares, helles Kolorit zeichnet das überaus
sauber durchgeführte Blatt aus. Signatur und
Datierung sind noch ganz gut und sicher zu
lesen, auch wenn die untere linke Ecke, in
deren Nähe sie steht, ein weniger gut erhaltenes
Stück des Bildchens ist. Die Inschrift lautet:
„francis.. de castello fiamig0
fecit Rom.. 1584."

(In kleiner lateinischer Kursive.)

Der Künstler wird in mehreren Büchern
genannt und zumeist nach den Angaben
Lanzis beurteilt, so in den Lexika von Nagler
und Füßli.

Eine bemerkenswerte Mitteilung urkund-
licher Art findet sich bei Bertolotti: Artisti
belgi ed olandesi a Roma (1880), S. 89 f. Berto-
lotti erzählt, daß in Rom 1615 der Miniatur-
maler Cesare Franchi zur Zeit des Karnevals
einen Maskierten umgebracht hatte. Franchi
wurde zum Tode verurteilt. Seine Kunst-
brüder richteten nun eine Bittschrift an den
Papst, um Begnadigung zu erwirken. Sogleich
die erste Unterschrift ist die des „Francesco
de Castello miniatore". Bertolotti nennt als
Quelle über diesen Miniaturisten Baglioni und
 
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